[x] Bitte registrieren Sie sich um alle Funktionen des Forums nutzen zu können. Als Gast können Sie z.B. keine Bilder betrachten.

Registrieren          Schliessen
Achtung!
 >  Sondengehen > Fundreinigung und Restauration > Anleitungen zur Fundreinigung und Restauration  > Thema:

 Fundstücke konservieren in Vakuum und Stickstoff

Gehe zu:  
Avatar  Fundstücke konservieren in Vakuum und Stickstoff  (Gelesen 2938 mal)
A A A A
*
0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.
Seiten: 1    Nach unten
Offline
(versteckt)Themen Schreiber
#0
23. Januar 2017, um 12:15:54 Uhr

Hallo zusammen. Wir waren heute zu einem kurzen Termin bei unserem Ortsansässigen Restaurator, um ihm einige Funde mal vorzuführen (Der ist auch für unsere Museen zuständig und wenn die Interesse an einem Fundstück haben, restaurieren die das auch, unter der Bedingung, dass es dann als Dauerleihgabe dort landet. Den Fall hatten wir bisher noch nicht, der Kontakt ist aber auch recht frisch.)

Jetzt hab ich ihn natürlich auch mal gefragt, was er so Empfehlungen für´s konservieren hat. Zum Restaurieren selber sagt er nix. Seine Aussage ist da mehr oder weniger, dass er das ja nicht umsonst 5 Jahre studiert hat. Das wäre in seinen Augen, wie wenn man ins Klinikum fährt und dort fragt, wie man selbst einen Beinbruch beim Opa behandeln kann.

Von Einkochen in Wachs ist er kein Fan, zumindest meint er, dass es halt sehr stark auf das Material ankommt, ob auch noch Stoff- oder organische Reste dran sind, etc.

Aber seine Methode wäre, gerade instabile oder von Rost oder Korrosion bedrohte Funde unter Zugabe von Stickstoff als inertem Gas Vakuumverpackt aufzubewahren.

Mal so überlegt wäre das, falls das finanziell nicht zu aufwändig ist, doch gar keine schlechte Methode. Vorher mit destilliertem Wasser entsalzen/entrosten, danach so verpacken. Konkret hat er dabei meine Hallstatt Armreifen gemeint, aber ich denke, sowas müsste doch auch gerade für Eisen eine gute Lösung sein.

Sicher, danach ist das Teil halt in Folie und vielleicht nicht so präsentabel wie andere Methoden, aber mir persönlich würde es schon reichen, mir Funde in Folie angucken zu können, mich würde das weniger stören.

Meine Frage wäre dementsprechend, ob schon jemand anders da konkrete Erfahrungen hat, wie die Meinungen hier zu sowas sind, oder ob da jemand überhaupt schon davon gehört hat?

Wir haben nicht lange oder ausführlich darüber gesprochen, auch nicht ob er über die entsprechenden Maschinen verfügt. Ich habe mit paar Minuten googlen nur einen wenig informativen Eintrag in einem Archäologie Forum gefunden. Weiss also auch nicht, ob das eine gängige Methode ist, oder auf seinem eigenen Mist gewachsen ist (Was nichts zu heissen hat. Ich halte den für extrem Kompetent und vor allem scheint das bei ihm mehr Berufung als Beruf zu sein. Smiley )

Aber wenn das mit nicht zu viel Aufwand zuhause machbar wäre (ich meine - ohne jetzt konkret nachgeforscht zu haben - mich zu erinnern, das es so Vakuumverpackgeräte auch für den Hausgebrauch gibt), wäre das für mich eine annehmbare Methode. Gerade vielleicht auch um so Funde zu konservieren, zu deren Reinigung man noch nicht gekommen ist. Hauptzweck des ganzen ist ja wohl, den momentanen Zustand sozusagen "einzufrieren" und Korrosion dauerhaft aufzuhalten.

Offline
(versteckt)
#1
23. Januar 2017, um 12:26:38 Uhr

Das Problem bei den Hausgeräten:
1. Durch das Vakuum wird mit der Folie Druck ausgeübt.
2. Die Folien sind nie 100% luftdicht.

Offline
(versteckt)
#2
23. Januar 2017, um 12:28:59 Uhr

Wenn du 5 Restauratoren fragst, bekommst in der Regel 5 verschieden Antworten, weil da jeder sein eigenes Süppchen kocht.

Offline
(versteckt)
#3
23. Januar 2017, um 12:30:22 Uhr

Einfrieren ist das richtige Stichwort.
Die Luft absaugen und nass einfrieren bis man die Zeit hat die Artefakte zu entsalzen (falls notwendig) und restaurieren.

Offline
(versteckt)Themen Schreiber
#4
23. Januar 2017, um 12:48:47 Uhr

Geschrieben von Zitat von Toppel
Das Problem bei den Hausgeräten:
1. Durch das Vakuum wird mit der Folie Druck ausgeübt.
2. Die Folien sind nie 100% luftdicht.

Das habe ich befürchtet. Und professionelle Maschinen werden wohl auch ihr Geld kosten. Mal sehen ob man sich sowas mieten kann, bzw. vllt in einem Betrieb der sowas hat gegen ein Entgelt machen lassen kann. Das wäre ja vllt. eine Option.
Geschrieben von Zitat von PeterSalier
Einfrieren ist das richtige Stichwort.
Die Luft absaugen und nass einfrieren bis man die Zeit hat die Artefakte zu entsalzen (falls notwendig) und restaurieren.

Das hatte ich aus anderer Richtung schon gehört und ist wohl eine billige, effektive und schnelle Methode. Nachteil für mich ist dabei halt nur, dass man sich dabei die Fundstücke nicht lange anschauen kann. Und ich meine gelesen zu haben, dass es da Befürchtungen gibt, was passiert, wenn Wasser in Ritzen gelangt und dann gefriert, dass dieses dann entsprechend Risse "aufsprengen" oder zumindest verschlimmern könnte.

Geschrieben von Zitat von MichaelP
Wenn du 5 Restauratoren fragst, bekommst in der Regel 5 verschieden Antworten, weil da jeder sein eigenes Süppchen kocht.

Das kann ich nicht beurteilen, ich kenne nur den einen. Aber kann ich mir zumindest vorstellen. Aber dann fände ich es gut, alle 5 Süppchen zu kennen und mir eine rauszusuchen, die ich daheim nachbauen kann. Smiley

Offline
(versteckt)
#5
23. Januar 2017, um 12:53:41 Uhr

Wenn du die Artefakte erst trocknest und dann in Folie einfriert, kannst du dir das entsalzen sparen, denn das geht dann nur noch mit besonderen Aufwand. Deshalb darf ein Artefakt vor der Entsalzung nie Austrocknen.

Offline
(versteckt)
#6
23. Januar 2017, um 16:19:59 Uhr

"Sicher, danach ist das Teil halt in Folie und vielleicht nicht so präsentabel wie andere Methoden, aber mir persönlich würde es schon reichen, mir Funde in Folie angucken zu können, mich würde das weniger stören. "

Meine Frage wäre dementsprechend, ob schon jemand anders da konkrete Erfahrungen hat, wie die Meinungen hier zu sowas sind, oder ob da jemand überhaupt schon davon gehört hat?

Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
Registrieren oder Einlogen
http://www.detektorforum.de/smf/anleitungen_zur_fundreinigung_und_restauration/fundstucke_konservieren_in_vakuum_und_stickstoff-t106514.0.html









Meine Wenigkeit hat schon davon gehört, ist nämlich ein Teil meines Job´s.  Cool
Ich kann sogar bei jedem Metall den Korrosionsschutzfaktor einstellen, egal ob Eisen, Bunt oder Multimetalle.
Und dekorativ ist das auch, weil ich verschiedene Hintergründe frei wählen kann. Aber das Beste wird sein,
dass ich dir Morgen mal ein paar Bilder zeige, damit du ne Vorstellung hast wie sowas aussehen kann.
Übrigens, die Technikumsversion dieser Maschine liegt im 5 stelligen Eurobereich.
Vielleicht eröffne ich auch nen Fred bei Restauration, dann bekommen es mehr User mit.

Gruß Hacke






Offline
(versteckt)
#7
23. Januar 2017, um 16:49:56 Uhr

Geschrieben von Zitat von Falkenmond79
Aber seine Methode wäre, gerade instabile oder von Rost oder Korrosion bedrohte Funde unter Zugabe von Stickstoff als inertem Gas Vakuumverpackt aufzubewahren.

Vielleicht hast Kontakt zu einem Metzger, gerne auch aus dem Supermarkt. Zumindest letztere verpacken ja auch unter Schutzatmosphäre, vielleicht ist das eine erste Anlaufstelle?
Wobei dies auch nie unendlich lange hält;)

Offline
(versteckt)
#8
23. Januar 2017, um 17:46:22 Uhr

Entweder vakuumverpackt oder begasen. Beides geht kaum. Wenn ich es erst begase dann aber in Vakuum verpacke, also das Gas wieder heraussauge, wo besteht darin der Sinn?

Offline
(versteckt)
#9
23. Januar 2017, um 18:13:58 Uhr

Geschrieben von Zitat von PeterSalier
Entweder vakuumverpackt oder begasen. Beides geht kaum. Wenn ich es erst begase dann aber in Vakuum verpacke, also das Gas wieder heraussauge, wo besteht darin der Sinn?







Das funktioniert schon, Peter
Das Geheimnis heißt Inhibitorwirkung!

Gruß Hacke


Offline
(versteckt)Themen Schreiber
#10
23. Januar 2017, um 18:20:13 Uhr

Geschrieben von Zitat von Hacke
Meine Wenigkeit hat schon davon gehört, ist nämlich ein Teil meines Job´s. Cool
Ich kann sogar bei jedem Metall den Korrosionsschutzfaktor einstellen, egal ob Eisen, Bunt oder Multimetalle.
Und dekorativ ist das auch, weil ich verschiedene Hintergründe frei wählen kann. Aber das Beste wird sein,
dass ich dir Morgen mal ein paar Bilder zeige, damit du ne Vorstellung hast wie sowas aussehen kann.
Übrigens, die Technikumsversion dieser Maschine liegt im 5 stelligen Eurobereich.
Vielleicht eröffne ich auch nen Fred bei Restauration, dann bekommen es mehr User mit.

Gruß Hacke

Das wäre natürlich Klasse. Und würde diesen Thread hier dann glaub ich überflüssig machen. Smiley

Geschrieben von Zitat von Fischmuckl
Vielleicht hast Kontakt zu einem Metzger, gerne auch aus dem Supermarkt. Zumindest letztere verpacken ja auch unter Schutzatmosphäre, vielleicht ist das eine erste Anlaufstelle?
Wobei dies auch nie unendlich lange hält;)

Das wäre eine Idee. Und nein, unendlich muss ja auch nicht sein. Aber ich habe eben gerade so manche eigentlich eher "unwichtige" Funde, wie z.B. nicht ganz so alte Hufeisen, die mir Sorgen machen. Die bleiben gern mal liegen unter dem Motto "Wenn mal Zeit ist, kümmer ich mich auch darum." Die sind jetzt nix besonderes, aber aufheben wollte ich sie schon. Und Zeit ist ja leider Mangelware.

Geschrieben von Zitat von PeterSalier
Entweder vakuumverpackt oder begasen. Beides geht kaum. Wenn ich es erst begase dann aber in Vakuum verpacke, also das Gas wieder heraussauge, wo besteht darin der Sinn?

Da hab ich mich vllt. Falsch ausgedrückt. Natürlich muss da erst die Luft raus, dann Gas rein, oder das eine das andere eben verdrängen. Technisch hab ich da keine Ahnung, so stell ich mir das nur vor. Deswegen frag ich hier Smiley

Offline
(versteckt)
#11
23. Januar 2017, um 18:29:16 Uhr

Ja in dem Falle tatsächlich nur Vakumieren, d.H. Luft raus, d.H.  ohne dem Schutzgasgedöns? Aber ob das nun wirklich was bringt?
Solche Vakumiergergeräte sind tatsächlich bezahlbar und wenns nix bringt, kanns zumindest für Lebensmittel einfrieren etc. gebraucht werden.
Caso VC Serie ist  beispielsweise gut und bezahlbar.

Offline
(versteckt)
#12
23. Januar 2017, um 21:22:58 Uhr

Kann man Korrosion einfrieren? Die Tiefkühllagerung frischgegrabener Bodenfunde aus Eisen wird seit mehreren Jahrzehnten empfohlen, um die rasante Entwicklung von Nachkorrosionserscheinungen nach der Ausgrabung zu verhindern. Sie wurde dann auch zunehmend als Alternative zur aktiven Konservierung praktiziert. Beobachtungen im Restaurierungsalltag zeigen allerdings, dass dennoch abplatzende Oberflächen und Akaganeit entwicklung an Funden auftreten können. Zum Test der Korrosionsauswirkungen von Lagerungsbedingungen kann man Mischungen von Eisenpulver mit Eisen(II)-chlorid einsetzen. Das Auftreten von Akaganéit als Indikator für Chloridkorrosion lässt sich analytisch mit Infrarotspektren quantitativ erfassen. Bereits nach rund einem Jahr bei -25 °C ist mit bloßem Auge eine Farbveränderung der Proben zu beobachten, die sich dann nach rund 2 Jahren im Spektrum als Akaganéit identifizieren lässt (Kuhn und Eggert 2011). Bei den an der normal temperierten Raumluft gelagerten Referenzproben konnte Akaganéit bereits nach 7 Tagen (!) nachgewiesen werden. Daraus lässt sich ableiten, dass es sich bei der Tiefkühllagerung wohl um eine wirkungsvolle, aber nur kurzfristig einzusetzende Zwischenlagerungsstrategie handelt, die unbedingt mit aktiv konservierenden Verfahren ergänzt werden sollte.

Offline
(versteckt)
#13
23. Januar 2017, um 21:31:57 Uhr

Belehren Quelle: B.Schmutzler Sinne Ferro nihil,

Soviel Zeit sollte sein;)

Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
Registrieren oder Einlogen
https://www.google.de/url?sa=t&source=web&rct=j&url=http://objektrestaurierung.abk-stuttgart.de/wp-content/uploads/2013/12/sonderdruck_schmutzler.pdf&ved=0ahUKEwjqrpD4jtnRAhWBKSwKHU1qDqoQFggaMAA&usg=AFQjCNETd00TXQ1tY_K4Jjear_9mHJCBkg&sig2=J6gjappRbLGbt2lOjZCJMQ


« Letzte Änderung: 23. Januar 2017, um 21:35:39 Uhr von (versteckt) »

Offline
(versteckt)Themen Schreiber
#14
23. Januar 2017, um 21:36:19 Uhr

Geschrieben von Zitat von PeterSalier
Kann man Korrosion einfrieren? Die Tiefkühllagerung frischgegrabener Bodenfunde aus Eisen wird seit mehreren Jahrzehnten empfohlen, um die rasante Entwicklung von Nachkorrosionserscheinungen nach der Ausgrabung zu verhindern. Sie wurde dann auch zunehmend als Alternative zur aktiven Konservierung praktiziert. Beobachtungen im Restaurierungsalltag zeigen allerdings, dass dennoch abplatzende Oberflächen und Akaganeit entwicklung an Funden auftreten können. Zum Test der Korrosionsauswirkungen von Lagerungsbedingungen kann man Mischungen von Eisenpulver mit Eisen(II)-chlorid einsetzen. Das Auftreten von Akaganéit als Indikator für Chloridkorrosion lässt sich analytisch mit Infrarotspektren quantitativ erfassen. Bereits nach rund einem Jahr bei -25 °C ist mit bloßem Auge eine Farbveränderung der Proben zu beobachten, die sich dann nach rund 2 Jahren im Spektrum als Akaganéit identifizieren lässt (Kuhn und Eggert 2011). Bei den an der normal temperierten Raumluft gelagerten Referenzproben konnte Akaganéit bereits nach 7 Tagen (!) nachgewiesen werden. Daraus lässt sich ableiten, dass es sich bei der Tiefkühllagerung wohl um eine wirkungsvolle, aber nur kurzfristig einzusetzende Zwischenlagerungsstrategie handelt, die unbedingt mit aktiv konservierenden Verfahren ergänzt werden sollte.

Danke! Das ist sehr aufschlussreich. Und da ich mir eh einen Kühlschrank für die Männerhöhle/Werkstatt/Büro anschaffen wollte, muss jetzt wohl einer mit ordentlicher Kühltruhe her. Smiley

Das es keine ewige Lagerung und Konservierung gibt, war mir allerdings auch so schon klar. Aber interessant, was für Möglichkeiten es gibt. Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie schnell das gehen kann, wenn man nicht aufpasst. Ich hab schon zugesehen, wie sich auf einer frisch polierten Blechplatte ohne jeglichen Schutz im Regen im Freien innerhalb von wirklich Minuten Rostflecken gebildet haben. An eigenen, mit Elektrolyse gereinigten Fundstücken sieht man das ja, je nach Grundsubstanz, innerhalb von Tagen.

Persönlich habe ich dagegen z.B. bei meinen paar Blankwaffen, Dekomunition und auch Silber oder anderen Fundstücken mit Ballistol gute Erfahrungen gemacht. Hat aber halt auch seinen eigenen Geruch und hält auch nur Wochen/Monate und erfordert ständige Nacharbeit. Bei Fundstücken mit augenscheinlich instabiler Patina nehme ich aber davon Abstand, da ich da Angst habe, das die guten Kriecheigenschaften dafür sorgen könnten, mehr Patina oder Bruchstücke abzusprengen.

Für sowas wäre dann eine der obigen Methoden wohl hilfreicher.

Seiten: 1 
Haftungsausschluss / Nutzungsbedingungen Datenschutzerklärung Impressum Kontakt Mobile Version
Powered by SMFPacks WYSIWYG Editor