Wer einmal richtig Abenteuer-Luft schnuppern will, sollte Smaragde suchen gehen! Sie gehören zu den teuersten Edelsteinen der Welt und können bei hervorragender Qualität und Größe 1000x wertvoller als Diamanten sein! Die bekanntesten Steine kommen aus der Region um Muzo, Kolumbien, aber es gibt auch welche in Europa, z.B. im Habachtal / Land Salzburg oder auch in Bulgarien.
Die Smaragde des Habachtals entstanden vor ca. 30 Millionen Jahren und kommen nur in einer sehr eng begrenzten Steinformation des "Tauern-Fensters" vor. Diese Region ähnelt einem Band, welches quer durchs Habachtal führt und die besten Smaragde befinden sich ca. auf 2500m Meereshöhe im Gestein. Bergbau-Aktivitäten gab es dort bereits vor 150 Jahren, welche aber aus wirtschaftlichen Gründen schon seit langem ruhen. Die einzig aktive Miene befindet sich im Privatbesitz und wurden in den letzten Jahren aufgrund sehr hoher logistischer und aus Kostengründen nur noch selten ausgebeutet. Teilweise sind dafür teure Hubschrauberflüge für Ausrüstung usw. erforderlich. Ausserdem kommen Smaragde in "Nestern" oder Gesteinsblasen vor und diese sind oft schwierig zu lokalisieren.
Nichts desto trotz besteht für den interessierten Edelstein-Sucher nach wie vor die durchaus realistische und spannende Chance, im Habachtal Smaragde zu finden!

Der Aufwand hierfür kann in verschiedene Stufen unterteilt werden:
1. Mit dem Bergtaxi ins Habachtal fahren und direkt neben dem im Tal gelegenen Berggasthof "Alpenrose" im Leckbach per Sieb Smaragde schürfen.
2. Von dieser Stelle aus ca. 1,5h zum Sedl aufsteigen, einer Art riesigen und steilen Schutthalde - und dort sein Glück versuchen. Man findet hier auch alle Art interessanter Steine, die teils auch Smaragde enthalten.
3. Von der Alpenrose (1300 Höhenmeter hoch gelegen) aus insgesamt ca. 3-4h bis zum Blockfeld oder zur Smaragdmiene auf 2450m zu wandern bzw. zu klettern. Hier ist die Chance Smaragde zu finden auf jeden Fall gegeben, allein schon aufgrund des ganzen Abraum-Materials.
Die beste Qualität der "Habachtaler" kann mit "satt tannengrün" und so wenig Einschlüssen bzw. so glasklar wie möglich definiert werden. Diese Steine sind allerdings sehr selten, häufiger kommen gras- oder hellgrüne kleinere Steine vor, sogenannte "Schleifer", weil sie auch bereits für Schmuck taugen.
1 Karat (0,2g) Habachtaler kostet ab relativ guter Qualität je nach Größe ab 100 Euro aufwärts.
Stufen - also Smaragde im Muttergestein sind bei Sammlern aber oft noch begehrter und es besteht durchaus die Chance, solche zu finden.
Wenn man am Bach mit einer länglichen, flachen Sieb-Rinne arbeitet, welche mit 1-5mm großen Löchern durchsetzt ist um Sand und Wasser abzuscheiden, findet man zwar meist eher kleinere Smaragd-Bruchstücke, aber auch diese stellen schon ein super Erfolgserlebnis dar, zumal man dabei leicht auch alle möglichen andere hübsche Edelsteine finden kann, wie Pyrit, Rauchquarz, Bergkristall, Berylle aller Art, Strahlstein, Phenakit, Magnetit, Fluorit oder auch Aquamarin.

Je mehr Aufwand man betreibt, desto größer werden auch die Erfolgs-Chancen - das ist immer so im Leben! Während die Kinder und Wander-Ausflügler eher bei der Alpenrose bleiben und ihr Glück am 100m entfernt gelegenen Leckbach versuchen oder auch nur im Sand spielen, steigt der ambitionierte Smaragdsucher mindestens bis zum Sedl auf und gräbt sich dort seinen eigenen kleinen Schotter-Bach, wofür aber oftmals erst diverse größere Steine und Felsbrocken zur Seite geschafft werden müssen.
Abgesteckte Claims oder Gebühren gibt es keine, es wird jedoch vorausgesetzt, dass jeder den Bereich des Anderen respektiert, den dieser aktuell beansprucht. Alte verbogene Siebe zum schürfen können teilweise oben gefunden werden, man sollte aber immer auch zumindest einen stabilen Hammer dabei haben, um potentiell wertvolle Steine mit Smaragd- oder anderem Edelstein-Inhalt vorsichtig zu Brei verarbeiten zu können, um die Smaragde darin zu entdecken, welche oftmals schon an der Aussenseite sichtbar sind - aber nicht immer! Die Smaragd-Steine bestehen aus grau oder schwarz-schmierigem bis glitzerndem Glimmerschiefer und ähneln stark gepresster (schwarzer) Erde - und so leicht "zerbröseln" sie meist auch. Der selbst gefundene Smaragd von meinem unten abgebildetem Ring stammt übr. auch direkt aus einem Stein welcher Faustgröße hatte und aus relativ hartem, feinkörnigem grauschwarzem Glimmerschiefer bestand.
Als zusätzliche Ausrüstung empfehlen sich rutschfeste Berg- oder Sicherheits-Schuhe bzw. notfalls auch rutschfeste Gummistiefel. Dazu Regenschirm oder Umhang, da das Wetter sehr schnell umschlagen kann inkl. evtl. Handschuhe, Meissel oder auch eine kleine leichte Titan-Brechstange plus Taschenlampe, mp3 Player und Sonnencreme. Eine Jeans oder Lederhose kann aufgrund der rauhen Steine vorteilhaft sein.
Eine alte Tradition besteht darin, dem "Smaragd-Geist" ein kleines Opfer darzubringen, um die Glücks-Wahrscheinlichkeit auf einen Fund zu erhöhen:
Dazu wird ein Schluck Schnaps über einem Felsen oder Steinbrocken vergossen und an den Hüter der Edelsteine gedacht bzw. die Bitte für einen Fund an ihn gerichtet. Ein mir persönlich bekannter Befürworter dieses Rituals hat dadurch vor einigen Jahren einen ca. 4000 Euro wertvollen Smaragd gefunden, der sich jetzt im Naturhistorischen Museum von Wien befindet. Bier und Schnaps gehören aber im Prinzip sowieso zur Grundausrüstung des Smaragd-Suchers, da der ganze Aufwand schon hart, kraftraubend und auf Dauer etwas eintönig werden kann - und natürlich verbessert sich dadurch auch die Kontaktfreudigkeit, Stimmung und Lebensfreude insgesamt!

Aufgrund der Schnee- und Lawinensituation ist die Smaragd-Saison nur von Juni bis Oktober. Wegen der sommerlichen Hitze bevorzugen viele den September als optimalen Suchmonat - ich war aber auch schon im Juni dort - der Schnee ist bis dahin meist ziemlich weg und man kann tolle Funde durch die neuen "Geröll-Veränderungen" machen.
Die Kosten:
Die Smaragdsuche in den Salzburger Tauern (dort in der Nähe steht auch der Großglockner, der höchste Berg Österreichs) ist relativ günstig. Die Übernachtung auf der Alpenrose oder Enzian Hütte kostet ca. 20-30 Euro pro Tag bzw. inkl. Essen 40-60 Euro. Wenn man aber tagsüber und abends beim Smaragde-Suchen ist, sollte man besser sowieso seinen eigenen Proviant dabei haben - und richtig urig wird es, wenn man im eigenen Zelt übernachtet. Man kann auch günstig per Zug bis Zell am See fahren und dann mit dem tagsüber stündlichen Bus weiter nach Bramberg kommen. Dort befindet sich auch das mittlerweile neu renovierte Heimatmuseum, in welchem unglaubliche Mineralien-Funde zu bewundern sind.
Man findet auch direkt am Eingang des Habachtals - ca. 2km von Bramberg entfernt - Hotels oder nette Pensionen. Hier zu empfehlen ist der Hauser-Hof, dessen Besitzer auch die ganz neu aufgebaute Enzian-Hütte gehört (diese liegt ca. 1km unterhalb der Apenrose) und auch per Privattaxi aktiv ist. Ich fuhr allerdings in den letzten Jahren immer per gratis ausgeliehenem Offroad-Moped selbst hinein.
Bei alledem nicht zu vergessen die herrliche Natur und Landschaft im Naturschutzgebiet Hohe Tauern, in welchem sich das Habachtal befindet und die Freundlichkeit und Kameradschaft der Bergsteiger und auch dortigen urtypischen Leute. Es gibt zudem nett Hüttenabende auf den genannten Hütten im Habachtal, wobei Trinkfestigkeit und gesellschaftliches Interesse nebst Humor von Vorteil sind. Selbst für Leute, die nicht den Berg hochkraxeln wollen ist jede Menge an spannender Unterhaltung geboten, z.B. fand ich letztes Jahr ein uraltes Kupfer-Berwerk, das gut in einer Stunde von der Enzian Hütte aus zu erreichen ist. Und man kann auch Smaragde und andere Edelsteine zu einem günstigen Preis direkt im Habachtal kaufen, teils sogar ganz neu gefundene. Laut Wolfram von Eschenbach bestand der Heilige Gral aus einem Smaragd was vielleicht auch erklärt, dass man teils auf sehr interessante und spezielle Persönlichkeiten im Habachtal trifft. Neben diesen Edelsteinen kann man aber auch bereits im Tal nahe der Hütten Klüfte mit fingergroßen Bergkristallen finden! Ich selbst fand bereits glasklare Mini-Bergkristalle von 0,5 cm Größe. Und nahe der Enzian Hütte gibt es auch eine besondere Klamm, in der es Aquamarine gibt, welche letztes Jahr im Juni, als ich oben war, aber noch voller Lawinen-Schnee und todgefährlich war. Bergerfahrung, Mut, Trittsicherheit, Kondition und selbstverantwortlich gut auf sich aufpassen können ist daher für größere Unternehmungen wichtig. Man kann auch den Metalldetektor mit ins Habachtal nehmen und findet mit etwas Glück beim schürfen verlorene Eheringe und sonstige interessante Dinge. Um interessante Steine mit nach Hause zu nehmen, braucht man im Grund nur ein bisschen die ganz in der Nähe befindlichen Bäche absuchen und manchmal bringen selbst die Lawinen des Frühlings tolle Mineralien von den Bergen mit ins Tal herab.
Wer weitere Informationen zur Smaragdsuche im Habachtal haben möchte, findet darüber mittlerweile jede Menge im Internet bis hin zur Homepage von Herrn Steiner, dem Besitzer der Smaragdmiene, welcher auch ein kleines Mineralien-Museum nebst Verkauf in Bramberg hat.
Zusätzlich gibt es Sonderausgaben der deutschen Mineralien-Fach-Zeitschrift Lapis mit interessanten Reportagen. Wer aber erstmal richtig von Smaragden fasziniert werden möchte, sollte mal nach folgenden Stichworten googlen:
Muzo, emerald, esmeraldo, esmeralda, gota de aceite, Laguna de Guatavita, Mineralienatlas Lexikon Smaragd
Ich bedanke mich für's Interesse und vielleicht laufen wir uns ja mal im Habachtal über den Weg - die Welt ist ja bekanntlich klein!
