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 Sondengehen in Kroatien

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Avatar  Sondengehen in Kroatien  (Gelesen 3415 mal) 0
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(versteckt)Themen Schreiber
#0
01. Juli 2012, um 17:28:05 Uhr

Hallo liebe Sondelfreunde,

zurück aus Kroatien. Hier nun mein Bericht.

Hatte mich sehr gefreut auf meinen Urlaub dort und die Sonde natürlich mitgenommen. Am zweiten tag sind meine bessere Hälfte und ich nach Medulin und von dort aus in eine kleines Dorf gefahren, weil es dort eine schöne Ausgrabungsstelle mit Museum geben soll. Eine Art Römersiedlung, auch bekannt als "Nesaticum". Hinter dem kleinen Dorf ging eine Schotterpiste weiter aufs Land, zwischen dichtem Dornengestrüpp und kleinen Mäuerchen hindurch.
Wir dachten schon, der Reiseführer hätte den Weg falsch beschrieben, da standen wir plötzlich vor einer Mauer aus alten Steinen, ca 50m lang und 1,50m hoch. Ein rostiges Tor versperte die Durchfahrt. Enttäuscht wollten wir schon wieder umdrehen, denn kein Schild oder Wegweiser verriet, dass diese Mauer die Grenze zu "Nesaticum" ist.
Ein älterer Herr, der dort im Schatten eines Olivenbaumes kleine Fläschchen mit Lavendelkonzentrat verkaufte, erklärte uns dann, dass man von dem "Parkplatz" aus nur zu Fuss weiterkönne.
Wir überquerten die Mauer an einer Stelle, wo man sie eingerissen hatte und betraten das ehemalige Stadtzentrum von "Nesaticum". Eine Ausgrabungsfläche von ca 150m x 150m zeigt dort die Grundrisse einer römischen Basilika, einer Taverne, einer Therme, einer Zisterne, sowie die Grundrisse anderer gebäude, deren Bestimmung wohl noch nicht klar umrissen wurden.
Museum gibt es keines, auch keine Tafeln oder Grabungsskizzen. Alle Funde, die auf diesem Grabungsfeld gemacht wurden, liegen in Pula im Museum, leider nicht so, wie man es aus unseren Museen kennt, sondern ziemlich durcheinander.
Nesaticum ist eine sogenannte "verlorene Stadt". Sie liegt auf einem Vorsprung in den Bergen, und ist von drei Seiten durch steile Abhänge gesichert. gegründet wurde sie wohl von den Hysterern, später eigenommen durch die Illyrer. 177 v.Chr. dann entsandte Rom zum wiederholten Male eine Armee, um diese Feste einzunehmen. Dies misslang gründlich. Als der römische Feldherr bemerkte, dass die Stadt nicht im Kampf zu nehmen war, liess er den Fluss, der die stadt mit Wasser und Fisch versorgte, von Hilfstruppen und Legionären aufstauen und umleiten.
Der König der Illyrer versammelte daraufhin seine besten Krieger um sich, meuchelte die komplette Bevölkerung der Stadt nieder und brachte sich am Ende selbst um. Die Stadt wurde kampflos von den Römern eingenommen und völlig zerstört. Durch die strategisch günstige Lage ermutigt, bauten die Römer selbst eine Festung und Stadt auf dem gleichen Platz auf. Diese war von 177 v.Chr bis ca 700 n. Chr. durchgehend bewohnt.
das Stadtzentrum beherbergte wie oben beschrieben, einen Tempel, später am gleichen Platz eine Basilika, sowie Thermen, Tavernen, eine Zisterne (150m tief!), Verwaltungsgebäude und ein Kastell. Um das Stadtzentrum herum zog man eine Mauer. Auf dem Gelände vor dieser Mauer befanden sich Stallungen, Bauernhäuser, sowie verarbeitende Betriebe für landwirtschaftliche Produkte. Auch eine Wasserleitung aus der Stadt auf die umliegenden Ackerflächen hatten die Römer gebaut. Eine weitere Mauer sicherte das Umland in 1.6km Entfernung gegen Überfälle ab.
Nesaticum versorgte auch Pula mit Lebensmitteln und war als Vorposten gegen Angriffe von der Landseite her gedacht. Im 7. Jahrhundert nach Christus musste Ostrom, zu dem Pula und Nesaticum inzwischen gehörten, den kompletten Landstrich aufgeben, da eine Verteidigung nicht mehr möglich war.
Nesaticum verfiel, während Pula weiterhin besiedelt war (3000 Jahre durchgehende Besiedelung!) Bauern bedienten sich der Ruinen als Baustoffquellen,. Schatzsucher grasten jeden Quadratzentimeter im 19 Jahrhundert nach Schmuck und Münzen ab, und im 20. Jahrundert gruben dann Archäologen das aus, was noch übrig war.
90% der Stadt sind allerdings noch unter ca 1m hohen Erdhügeln verborgen, da der kroatische Staat weder Geld noch Personal besitzt, um die Ruinen auszugraben und dem interessierten Bürger zugänglich zu machen.
Für das Suchen mit der sonde braucht man in kroatien fast so eine Art "Waffenschein". Schon das Angetroffenwerden während man eine Sonde im Kofferraum oder im Gepäck hat kann zu drakonischen Strafen führen.
In Nesaticum braucht man allerdings keine Sonde, sondern einen Einheimischen, der einem die richtigen Stellen verrät, wo noch etwas zu finden ist.
Für Tonscherben vor 177 v.Chr oder älter begebe man sich an den Südwesthang der Stadt, dort liegen tausende von Scherben, die allerdings in einem Zustand sind, der so mitleiderregnd ist, dass ich persönlich darauf verzichtet habe, einige dieser undefinierbaren Scherben einzustecken.
Nach starken Regenfällen findet man an den Hangenden im Tal immer wieder Schwerter, Rüstungsteile oder Gebrauchsgegenstände aus römischer Zeit (es hat aber seit 5 Monaten nicht mehr viel geregnet!)
Desweiteren soll an diesem Fluss die Münze von Pula gestanden haben. Unser kroatischer Führer erzählte uns, dass er selbst schon nachdem der Fluss Hochwasser geführt hatte, immer wieder kleine Münzen aus der Zeit von Kaiser Konstantin dort gefunden habe, diese aber wohl nicht viel wert seien, da man sie zu hunderten dort fände, und zu Zeit Konstantins eine Art Inflation das Geldwesen der Römer beeinträchtigt habe.
Jo, nachdem ich mehrfach gewarnt worden bin, die Sonde auch nur auszupacken und ein Italiener mitsamt Sonde die Woche davor wohl von der Polizei von unserem Campingplatz abgeholt wurde, musste die gute Sonde den Urlaub gut versteckt im Auto verbringen Traurig
Es hat michzwar gar sehr gejuckt, doch mit der Sonde zu gehen, da aber meine bessere Hälfte dabei war, wollte ich sie nicht in Unanehmlichkeiten bringen :-)
Stattdessen habe ich Jagd mit dem Fotoapparat gemacht. Viel Spass beim Ansehen der Bilder

Euer Pathfinder




Hinzugefügt 01. Juli 2012, um 17:47:55 Uhr:

Nachdem meine Fotos nie hochgeladen werden, lege ich sie jetzt in ein externes Webalbum, da könnt Ihr sie Euch anschauen, sorry, bin anscheinend zu dämlich für das Forum hier :-(

Euer Pathfinder

« Letzte Änderung: 01. Juli 2012, um 17:47:55 Uhr von (versteckt), Grund: Doppel-Beitrag zusammengefasst »

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(versteckt)
#1
01. Juli 2012, um 18:03:49 Uhr

schoner bericht, danke...... bin schon gespannt auf die bilder !

kenne die gegend sehr gut, ein soldat aus unser damaliges ausbildungsbattallion hat da im krieg in den 90ern einen koffer voller interr. scherben und münzen nachhause mitgenommen und hat ein vermögen beim holländischen zoll bezahlen müssen (strafe und einfuhrgebühren) , hab vor 2 jahren erfahren das er um noch mehr ärger zuvermeiden die sachen beim kroatischen konsulat abgegeben hat

gruß ronny

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(versteckt)Themen Schreiber
#2
01. Juli 2012, um 18:08:14 Uhr

Hi Ronny,

danke für Dein Interesse, Picasa lädt noch, sind ja doch ne Menge Bilder zusammengekommen, denke mal in 15 min. dürfte es fertig sein, dann stelle ich den Link hier rein.

Gruss, Pathfinder

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(versteckt)
#3
01. Juli 2012, um 18:14:38 Uhr

jo, super ich hole mal ne bier und verweile vorm schirm, sitze eh draussen in der sonne   Frech

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(versteckt)Themen Schreiber
#4
01. Juli 2012, um 19:16:19 Uhr

So, hier nun der Link zum Picasa Webalbum

Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
Registrieren oder Einlogen

viel Spass beim Ansehen

Euer Pathfinder

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(versteckt)
#5
01. Juli 2012, um 19:24:55 Uhr

Schöne Fotos und wenn ich mir die Gegend so anschaue auf den Bildern dann juckts es mich auch dort mal abzusondeln.! Super
Bestimmt ne' Fundgrube an Antiken Gegestände.


gruß......Markus

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(versteckt)
#6
01. Juli 2012, um 19:24:59 Uhr

danke schön !

bin aber  froh das die stellen wo ich gewesen bin NICHT drauf sind, habe da zuviel erlebt.....

gruß, ronny

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(versteckt)
#7
01. Juli 2012, um 19:26:11 Uhr

schöne bilder, da würd man gern mal so eine siedlung sehen bevor sie zusammengefallen sind  Danke

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(versteckt)Themen Schreiber
#8
01. Juli 2012, um 19:28:25 Uhr

Geschrieben von Zitat von Amenophis
Schöne Fotos und wenn ich mir die Gegend so anschaue auf den Bildern dann juckts es mich auch dort mal abzusondeln.! Super
Bestimmt ne' Fundgrube an Antiken Gegestände.


gruß......Markus


Frage ned, ich hab mich jeden tag dreimal geduscht, weil es mich so gejuckt hat, lol, nee war sauheiss 34 Grad im Schatten

Nächstes jahr fahr ich wieder, mal sehen, ob dann was geht, war ja dieses jahr eh mehr sone Art Sondierung ;-)

Gruss, pathfinder

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(versteckt)
Verwarnt
#9
01. Juli 2012, um 19:30:20 Uhr

Danke für die Bilder. Super
Beeindruckendes Gelände. Schockiert
Allem Anschein nach wird es ja zumindest teilweise gepflegt.

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(versteckt)Themen Schreiber
#10
01. Juli 2012, um 19:31:29 Uhr

Geschrieben von Zitat von Gronos
schöne bilder, da würd man gern mal so eine siedlung sehen bevor sie zusammengefallen sind  Danke

Danke, gronos,

regt schon irgendwie die Fantasie an, find ich, wenn man bedenkt, dass da vor 1400 Jahren noch reges Treiben herrschte und alles voller Menschen war

Gruss, Pathfinder

Hinzugefügt 01. Juli 2012, um 19:37:55 Uhr:

Geschrieben von Zitat von Watzmann
Danke für die Bilder. Super
Beeindruckendes Gelände. Schockiert
Allem Anschein nach wird es ja zumindest teilweise gepflegt.

Hi Watzmann,

also unser kroatischer Freund meinte, es kämen alle paar jahre immer mal wieder archäologen, nicht nur aus kroatien, um dort zu grabe. Für das, was man auf den Fotos sieht, hat man nun knapp 100 jahre gebraucht, um es so herzurichten, wie es jetzt ist.
Auf ein paar Nahaufnahmen von mauern sieht man öfter mal ne Schicht rote Ziegel zwischendrin oder dass Mauern um ca. 5cm versetzt nach oben weiter gemauert wurden.
Die mauern unterhalb der roten Ziegel oder unterhalb der Versetzung sind original, der Rest ist rekonstruiert.

Der Herr, der uns alles erklärte und auch die Geschichte dazu erzählte ist Mitglied des Numismatik Clubs in Pula und bewacht das Gelände ehrenamtlich.

So richtig pflegen tut das keiner, ab und an darf ne Herde schafe oder ziegen drauf und frisst das Gras ab. that´s it  Zwinkernd

Gruss, Pathfinder

Hinzugefügt 01. Juli 2012, um 19:41:53 Uhr:

Geschrieben von Zitat von ronnyguitar
danke schön !

bin aber  froh das die stellen wo ich gewesen bin NICHT drauf sind, habe da zuviel erlebt.....

gruß, ronny

Ronny,

bisserl para hätte ich schon, wenn ich da sondeln würde. nicht wegen der Obrigkeit, sondern weil noch ne Menge Personenminen und Sprengfallen da in Istrien rumliegen sollen. peng! und dann war es das. Da muss man schon super vorsichtig sein.

Hab in kroatien leider auch ne menge negatives erlebt. Hab ne Weile Lkw  mit hilfsgütern ins ehemalige kriegsgebiet gefahren......

Gruss, pathfinder

« Letzte Änderung: 01. Juli 2012, um 19:41:53 Uhr von (versteckt), Grund: Doppel-Beitrag zusammengefasst »

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(versteckt)
#11
01. Juli 2012, um 19:53:03 Uhr

bin da mal verwundet an der schulter, ist schon 17 jahre her, und ist eigentlich gut verheilt, aber die narbe schmertzt trotzdem heftig wenn ich was von kroatien und ehmaliges jugoslavien lese.....

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(versteckt)Themen Schreiber
#12
01. Juli 2012, um 20:01:37 Uhr

Ronny,

warst Du bei der KFOR?

Uns hat man mal beschossen, ich habe ned mal gemerkt, dass man meinen Lkw getroffen hat. Erst in Ossijek auf dem Flugplatz, als wir zurück waren, hab ich das Loch in der Fahrertür gesehen. Die Kugel ist glatt durchgegangen, ca. 5cm oberhalb des Knies und steckte noch in der Bodenmatte beim Beifahrer. Einmal hab ich miterlebt was ne ne perosnenmine mit der Heckachse eines 7,5 to anstellt, wurde aber niemand verletzt.

Das mit Deiner Schulter tut mir leid.

Gruss, pathfinder

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(versteckt)
#13
01. Juli 2012, um 20:10:08 Uhr

ich habe ein paar jahren für eine südafrikanische security firma gearbeitet die ua zuständig war für die ausbildung von rekruten in der kroatischen amee, selber habe ich in dieser funktion aktiv teilgenommen an operation bljesak in april mai 1995, habe danach als holländer viel ärger gehabt weil die meine staatsangehörigkeit abnehmen wollten.....



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(versteckt)
#14
01. Juli 2012, um 20:19:43 Uhr

Meine Frau und ich haben letztes Jahr auch auf Istrien Urlaub gemacht und die Sonde blieb dabei daheim – aus den von dir genannten Gründen. Aber nach einem Besuch des Amphitheaters und des Museums in Pula hätte es mich doch sehr gejuckt, dort mal die Sonde zu schwingen. Nur, das ist echt was für Hasardeure! Zwinkernd

Viele Grüße,
Günter


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