Der Winter kommt - und der Strandräuber beschloss, noch einen Versuch zu unternehmen, die Schatztruhe für die unfreundliche Zeit des Jahres aufzufüllen. Eine ganze Woche plante er ein für den Versuch, die Insel Fehmarn von gefährlichen, im Sande vergrabenen korrodierten Euros und verrostenden Centmünzen zu befreien.
Der Raubzug startete an einem Samstag im späten Oktober, als der Strandräuber nebst Familie Quartier in einer Ferienwohnung am Südstrand von Burgtiefe bezog. Es war schon finster, als er erstmals seinen Fuß auf den Strand setzen konnte.
Endlich wieder Sand! Den skeptischen Blicken von Frau und Tochter zum Trotz beförderte er schon bald das erste 2 Euro-Stück in den Beutesack, gefolgt von etlichen weiteren Münzen. Innerhalb einer guten Stunde kamen so gut 13 Euro zusammen! Was er zu jener Zeit noch nicht ahnen konnte: der Strandabschnitt, den er rein zufällig betreten hatte, war der mit der höchsten Funddichte. Vielleicht hatte ihn die Konkurrenz aus unerfindlichen Gründen links liegen lassen?
Sonntag. Am Sonntag sollst Du ruhn - dieses Motto trifft auf den Strandräuber nicht zu. Da das Appartement trotz erfolgter Nachreinigung immer noch nach Gammelfischsud aus dem Kühlschrank roch, war frische Luft viel besser. Und frisch war sie wirklich - in der ganzen Woche am Südstrand blies ihm ein straffer Südwind um die Ohren, so dass er nur dick eingemummelt seinem Handwerk nachgehen konnte. In 4 Stunden suchte er den ganzen Strand von Burgtiefe von West nach Ost und zurück ab. Doch fast nur in den beiden Außensegmenten kamen Funde - der Mittelstrand gegenüber dem IFA-Ferienhotel war wie gefegt. Selbst die sonst allgegenwärtigen Dosenlaschen mit dem 2 Euro-Leitwert fehlten hier fast gänzlich. Sicher hatten dort andere vor ihm geräubert.
Somit kam als Beute die recht geringe Summe von 23 Euro zusammen, auch ein stark verkrusteter Silberring wurde dem Sand entrissen. Letzterer war dermaßen hart verkrustet, dass es einer groben Misshandlung mit Sandpapier bedurfte, um das Metall wieder an die Oberfläche zu bringen. Doch wie kriegt man nun die dadurch entstandenen Kratzer wieder ausgebügelt?
Montag. An der Fehmarnsundbrücke gibt es auch einen Strand, diesen wollte der Strandräuber am Montag erforschen. Mit dem Fahrrad begab er sich im Schlepptau von Frau und Tochter dorthin. Gegen den Wind zog sich der Weg scheinbar endlos, doch schließlich kam er an. Während der Rest der Familie die Brücke besichtigte, erkundete er bereits den Strand. Doch mager war die Beute - schon fast wie in England! 4 Stunden Strandwanderung brachten gerade mal 6 Münzen im Gesamtwert von 3,71 Euro ein. Dafür war Bleizeit in der Freizeit: ganze 16 schwere Angelbleie - dabei 2 Hortfunde von je dreien - mit 2 kompletten Vorfächern sorgten dafür, dass es dem Strandräuber nicht so schnell wieder an Blei fürs Brandungsangeln mangeln wird. Ein verkrustetes Alublechstück lässt noch andeutungsweise einen Schwertgriff erkennen - was mag das mal gewesen sein? Mit dem Ballast in der Bauchtasche sich wie ein Känguruh fühlend, begab er sich auf den Rückweg. Der Rest der Familie hatte sich schon lange vorher verabschiedet.
Ein Acker am Wegesrand wurde gerade frisch gepflügt, Grund genug, mal eine Runde drüber zu laufen. Schon nach 3 Minuten ein tolles Signal, welches mit einer runden Scheibe belohnt wurde. Nach der Reinigung als 1 Sechsling Schleswig-Holstein von 1787 identifiziert, blieb es im Verlauf einer weiteren Stunde die einzige Münze. Kurz danach fand sich noch die runde Öse (?) mit dem merkwürdig kurzen und dünnen Dorn am Rand. Hat jemand eine Idee dazu? Ein leider unverziertes Knopffragment war das letzte Fundstück auf dem Feld.
Nach dieser mageren Tagesbeute begab sich der Strandräuber noch mal kurz an den Strand vom ersten Abend und begann mit gründlicher Nachsuche, die leider nach weniger als einer Stunde mit dem Ruf zm Abendessen unterbrochen wurde. Doch immerhin kamen nochmals 7,82 Euro aus dem Sand.
Dienstag. Regenwetter! Eigentlich ja typisches Strandräuberwetter, aber bei dem straffen Südwind? Also Ausseneinsatz in Heiligenhafen. Auch dort sieht der Strand teilweise gut aus, von Wetter, Baustelle und freigewehten Pampers im Sand mal abgesehen. Doch seltsam waren die Münzfunde zum Auftakt: 1 US-Dime, gefolgt von 1 Dänischen Krone und 1 Deutscher Mark. Erst dann zeigte der Strand, dass auch er in der Eurozone angekommen ist, wenn auch sehr widerwillig. Vermutlich wurde hier bereits geplündert, denn nach 4 Stunden standen etwa 12 Euro und 1 DM zu Buche. Auf dem Rückweg, das Wetter schien besser zu werden, liess sich der Strandräuber am anderen Ende des Südstrands absetzen. Auf dem Rückweg in Richtung Hotel ergrub er noch mal knapp 2 Euro und das einzige 5 Mark-Stück der Saison. Allerdings kam er auf dem Rückweg nicht allzu weit - auf Höhe der Fernblickhäuser des IFA-Ferienhotels brach ein erster Schauer herunter - gerade noch so konnte er sich in die überdachte Zone flüchten und dort das Ende abwarten. Denn sein Regenumhang war - wie konnte es anders sein - in völliger Verkennung der Wetterlage im Auto geblieben. Nach etwa 20 Minuten war der Schauer durch, und er begab sich in Richtung der Burgruine Glambek, um zumindest mal einen Blick darauf geworfen zu haben. Kaum dort angekommen, prasselte der nächste, diesmal kurze, Schauer herab - glücklicherweise war ein Buswartehäuschen zur Hand, um Deckung zu suchen.
Nachdem auch dieser Schauer vorbei war, suchte der Strandräuber endgültig sein Heil in der Flucht in Richtung Ferienwohnung - doch zu spät. Noch ein paar 100 Meter vor dem Ziel ereilte ihn der dritte Schauer, und der hatte es in sich. Erst spülte er gründlichst den Sand vom Detektor und weichte den Strandräuber durch bis auf die Knochen - dann prasselten auch noch Eisbrocken herab, von stürmischen Böen beschleunigt. Ohne jegliche Deckung fand er schliesslich halb blind und fast erschossen den Eingang und konnte sich endlich vor den Unbilden des Wetters retten.
Mittwoch. Diesmal schwang sich der Strandräuber auf sein Rad, um einen Campingplatz im östlichen Abschnitt von Burgtiefe zu besuchen. Mit nicht allzu viel Hoffnung entfaltete er die Sonde und begann mit der Suche am dortigen Strand. Da er viel Zeit hatte, suchte er entgegen seiner sonstigen chaotischen Arbeitsweise diesmal systematisch in einigermaßen überlappenden Bahnen den Strand ab. Und tatsächlich - auch hier gab es ein Segement, welches bevorzugt 1 und 2 Euro-Stücken als Belohnung bereitstellte. Ein silberner Verlobungs(?)ring fand sich ebenfalls im Sand. Eine achteckige Münze war dann gar keine, sondern eine Wertmarke gut für ein Glas Bier, wie aus den unter dicker Korrosionsschicht noch gerade so zu erkennenden Textfragmenten hervorging. Besser als ein Kronkorken allemal

Als der Strand langweiliger wurde, zog ein weiteres frisch beackertes Feld seinen Blick auf sich, gleich angrenzend an ein Feld mit lecker aussehendem Rosenkohl. Eine Runde erbrachte eine Rentenpfennig-Münze von 1924 und eine Bleiplombe - sonst nur die typisch norddeutschen Dosenblechartefakte.
Auf dem Rückweg zum Fahrrad wurde die Funddichte geringer, doch steuerte dieser Tag 41 Euro, 3,50 DM sowie 5 Schwedenkronen zu Strandräubers Schatztruhe bei.
Donnerstag. Inselrundreise. Beginnend bei Puttgarden suchte der Strandräuber mehrere Strände heim, um sie ebenfalls von ihren Reichtümern zu befreien. Da Frau und Tochter mit von der Partie waren und das Umfeld nicht gerade von großem Unterhaltungwert, blieb nicht viel Zeit, und von Strand zu Strand wurde es hektischer.
Strand 1: 11 Euro in knapp 2 Stunden, naja.
Strand 2 (an einem Campingplatz, sehr steinig): 1 Angelblei und 30 Cent als symbolischer Beitrag
Hier hätte der Strandräuber abgebrochen, doch seine Frau fuhr ihn weiter zu ...
Strand 3: 8 Euro und 4 Angelbleie in knapp einer Stunde.
Strand 4 (an einem Campingplatz, sehr steinig): nix bis auf ein verrottetes Spielzeugauto, schnell wieder geflüchtet.
Spielplatz in Burg: 1,70 Euro, was wenigstens die Parkplatzgebühren für den anstehenden Kinobesuch kompensierte.
Freitag. Der letzte Tag war angebrochen, keine großen Ausflüge mehr. Am Südstrand stiegen beeindruckende Drachen auf, um auf das Drachenfest einzustimmen, und mitten drin schwebte, nein stapfte der Strandräuber herum. Inzwischen war der Strand auch von ihm schon gut abgesucht, nur noch wenige Dosenlaschen und noch weniger Münzen kamen ans Tageslicht. Es reichte immerhin noch einmal für 17 Euro und zum Beeindrucken der neugierigen Strandbesucher.
Samstag.
Cheatet der Strandräuber? Irgendwie schon, denn die Urlaubswoche war vorbei und der Heimweg war am Samstag anzutreten. Doch der Strandräuber hatte festgestellt, dass der Heimweg nahe an Scharbeutz vorbeiführte, von dessen Strand schon sagenhafte Fundberichte zu lesen waren. Das wollte der Strandräuber jetzt auch haben, und so navigierte er seine Frau und Tochter auf einen Parkplatz in genanntem Ort. Letztere stimmte nur zähneknirschend und unter Versprechung eines hohen Anteils an der Beute diesem zusätzlichen Aufenthalt zu.
Auf dem Parkplatz erwartete ihn doch glatt ein Blechbandit, der ihm gleich sauer verdiente 4 Euro abknöpfte, nur damit der fahrbare Untersatz dort 4 Stunden stehen bleiben durfte. Zähneknirschend zahlte er und begab sich ohne weiteren Verzug zum Strand. Hier wurde er zunächst von einem frischen Duft begrüßt, dem Duft von Pferdeäpfeln, die mal hier, mal da lose im Sand lagen.
Schnell fand er auch Münzen, aber lediglich einige wenige. Nach einer Stunde immerhin schon wenig mehr als die Parkgebühren, was Töchterlein natürlich nicht zufrieden stellte. Es blieb ja noch etwas Zeit, doch es wurde nicht besser. Gerade als er wieder mal einen Euro geborgen hatte, wurde ihm von einem interessierten Zuschauer aus einem Strandkorb mitgeteilt, dass gerade erst drei Tage zuvor jemand den Strand systematisch in voller Tiefe zwischen Dünen und Wasserlinie und mit großer Ausdauer auch in der Breite abgesucht hatte. Fieses Räubergesindel aber auch!
Dermaßen ernüchtert, war der Strandräuber froh über jeden Cent, den er dennoch fand, in der Summe dann doch noch 20,30 Euro. Das zeigt auch, dass ein Strand kaum jemals wirklich vollständig abgesucht sein kann, denn entweder geht man zu langsam und schafft keine Strecke, oder man überlappt Schwenks nicht vollständig, was dann zum Überlaufen selbst oberflächlich liegender Münzen führt.
Ein Anfänger mit einem nagelneuen F2, der gleiche einen Kollegen mit Sandscoop zur Fundbergung dabei hatte, wollte sich noch ein paar Tipps geben lassen - schwierig, da sie sich den leersten Strandabschnitt ausgesucht hatten.
Schließlich war die Strandwoche tatsächlich vorbei. Besser als in England war die Beute allemal. Der Kassensturz erbrachte 160 Euro vor Abzug der angefallenen Kosten und der Tochtersteuer, der sich nicht einmal ein gewiefter Strandräuber entziehen kann. Zweimal Silber, aber das Gold muss weiter warten.