[x] Bitte registrieren Sie sich um alle Funktionen des Forums nutzen zu können. Als Gast können Sie z.B. keine Bilder betrachten.

Registrieren          Schliessen
Achtung!
 >  Fundforen > Fundkomplexe (Moderatoren: Drusus, MichaelP) > Thema:

 Des Strandräubers Englandfahrt

Gehe zu:  
Avatar  Des Strandräubers Englandfahrt  (Gelesen 487 mal) 0
A A A A
*
0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.
Seiten: 1    Nach unten
Offline
(versteckt)Themen Schreiber
#0
23. Oktober 2011, um 21:37:27 Uhr

Nach der nicht gerade reichhaltigen Ausbeute an Hollands Stränden landete der Strandräuber an der Küste Englands an.
Das, worauf er dann unter dem Stichwort "Beach" stieß, erinnerte so gar nicht an die schönen, sandbedeckten Strände, die ihm am liebsten waren.
Statt dessen Unmengen kleiner und großer Kiesel.
Schon etwas verzagt zückte er dennoch den Detektor, denn er hatte ja die Erlaubnis der Krone, am Strande von England zu sondeln - fast so gut wie einstmals ein Kaperbrief.
Und siehe da, schon das erste Signal war eine Münze - ein kleiner Penny. Kurz danach die nächste Münze, diesmal eine große Münze - satte 2 "New Pence". Hm, gibts da auch alte Pence? Doch auch von vielen kleinen Pennies wird man nicht reich ...
Mehr und mehr mischten sich zudem Dosenblech und undefinierbare Aluminiumreste in das Klangkonzert.
Dann, in der Nähe einer Hütte mit Ausgabeluke endlich ein etwas dickeres Münzlein - juhu, der erste Pfund war da!
Eine gründliche Umfeldsuche beförderte noch zwei weitere Pfunde und ein paar weitere Pence mit und ohne New im Namen zutage.
An der Wasserlinie fand sich noch der klägliche Überrest eines Uhrwerks im Sand, immerhin mit Rubinen. Seltsamster Fund des Tages war allerdings eine Ampulle mit - Wasser? Mutmaßlich arabische Schriftzeichen sorgten nicht für mehr Klarheit.
Da der Strandräuber nun hungrig wurde und das Hotelrestaurant mit baldiger Schließung drohte, zog er sich schließlich mit 3,60 Pfund (englischen, nicht Speck auf den Rippen) zurück.

Zwei Tage später: Da der Hauptmann a.D. vorzeitig aus dem Felde zurückgekehrt war, ergriff der Strandräuber erneut die Chance und den Detektor, um den Strand von Felixstowe zu plündern. Die Fluten waren um etliche Meter zurückgegangen, und da war er, der vermisste Sand! Diesmal bog der Strandräuber in die andere Richtung ab.
Doch statt der erhofften Münzen und Schmuckstücke starrte dem Strandräuber bald ein gar grausliches, handflächengroßes Gesicht entgegen. Etwa ein römerzeitliches Relikt eines unbekannten Gottes? Nein, die auf der Rückseite eingekratzte 35 und die noch viel zu scharfen Konturen belehrten ihn schnell eines besseren, das musste die neuzeitliche Inkarnation der englischen Strandräuberabschreckungsscheuchen sein.
Der böse Blick tat augenscheinlich seine Wirkung, neben einem arg von den Steinen abgescheuerten Half Penny von 1921 fand der Strandräuber gerade mal 6 Pence, drei Angelbleie, Fragmente von Kupfernägeln und eine dünne Kupferspange mit den Worten Serenity und Honesty, bevor er nach etwa 2 Stunden aufgab. Negativrekord!

Da bekanntlich aller guten Dinge drei sind, liess sich der Strandräuber zum dritten Versuch an das entfernteste Ende des Strandes bringen und in der Dunkelheit absetzen. 4 Kilometer waren zu bewältigen, da sollte doch was zu finden sein.
Doch auch hier vor allem der kieselbedeckte Strand, gemischt mit etwas Schrott hier und da. Eine etwas dickere Münze, die sich seiner erbarmte, erwies sich als 3 Pence-Stück der Predezimal-Ära, aus dem Jahr 1961.
Dann aber kam es dicke. Zu seiner linken türmte sich plötzlich eine Betonmauer auf, und etliche Meter weiter versperrten meterhoch gestapelte Felsbrocken das Weiterkommen. Da der Strandräuber von Natur aus faul ist und ungern umkehrt, erkletterte der Strandräuber die Felsbrocken und fand sich tatsächlich an der Oberkante der Betonmauer wieder. Doch was er bislang nicht gesehen hatte - dort wartete ein Zaun - der Benutzer des angrenzenden Weges daran hindern sollte, die Klippen zu betreten. Doch der Strandräuber befand sich auf der falschen Seite des Zauns aus mit Draht zusammengebundenen Holzlatten! Zum Übersteigen zu hoch, zum Überklettern zu dünn, und weit und breit keine Pforte. So wanderte der Strandräuber vorsichtig, zitternd auf die gleich links lauernden tiefen Löcher schielend, mehrere hundert Meter durch die nur vom Schein seiner Kopflampe erhellte Dunkelheit immer am Zaun entlang. Schliesslich hatte er es geschafft und konnte seinen Fuss wieder auf den Strand setzen. Hier wurde er auch mit seiner ersten und einzigen 2 Pfund-Münze sowie einigen kleineren Geldstücken belohnt.
Aufgrund einer eingezäunten Strandbaustelle konnte der Strandräuber seinen Weg nicht fortsetzen wie geplant. Somit wollte er die Felder im Randbereich des Ortes nutzen, um zur Unterkunft zurückzukehren. Doch ausgerechnet diese Felder waren noch bestellt - mit dicken schwenkbehindernden Rüben.
Am Ende des Feldes kam noch eine Wiese, deren erster Teil vor allem für Sport und Spiel genutzt wurde. Hier fanden sich nur Schnapsdeckel und eine Hundemarke. Das Ende der Wiese in der Nähe eines Parkplatzes und eines Gebäudes jedoch schien als Liegewiese genutzt zu werden, denn direkt im grünen Gras strahlte eine 1 Pfund-Münze ohne Korrosionserscheinungen im Lampenlicht.
Auch im Boden versteckten sich noch 2 1 Pfund-Münzen und einige Pence - wobei der Penny von 1903 durch Größe und Patina herausragte.
Eine der Pfund-Münzen versteckte sich unter einem intakten Fender-Plektrum, welches den Strandräuber zunächst verwirrte, da ja Plastik bekanntlich keine Signale bei Metalldetektoren hervorrufen sollte.

Zusammen mit etwas Kleingeld, welches der Hauptmann a.D. von einem Spielplatz geborgen hatte, betrug die gesamte Beute von 8 Suchstunden gerade mal 11 Pfund. Da das für den Strandräuber doch eine sehr dürftige Beute war, entschloss er sich, seine Sachen zu packen und an die heimischen Strände zurückzukehren.

Sein nächstes Ziel war die Insel Fehmarn.

Viele Grüße vom
Hauptmann a.D. (Chronist des Strandräubers)


Es sind 2 Anhänge in diesem Beitrag die Sie als Gast nicht sehen können.

Bitte registrieren Sie sich um sie ansehen zu können.

IMG_5492.jpg
IMG_5499.jpg
Offline
(versteckt)
#1
23. Oktober 2011, um 22:06:44 Uhr

Mal wieder ein Klasse Bericht der sich locker spannend lesen liess und mir das eine oder andere schmunzeln abrang.
auch wenn die ausbeute deines englandfeldzuges mager war (oder warst du bei den schotten???  Grinsend)
so kam doch ein wenig "aufwandsentschädigung" bei rum.

aber mal ehrlich, ausgeben für speis und trank kannst es auch nicht wirklich, von kulinarik haben die inselbewohner doch eh keine ahnung  Grinsend Grinsend
gruss platin

Offline
(versteckt)
#2
23. Oktober 2011, um 22:17:40 Uhr

Also ich lese deine Geschichten auch immer sehr gerne und warte jetzt schon auf deine Nächste! Applaus

Solltest eventuell mal die ganzen Geschichten in ein Büchlein schreiben, ein Interessent wäre schonmal ich!

lg
didi



Offline
(versteckt)
#3
23. Oktober 2011, um 22:52:18 Uhr

 Lese deine Geschichten immer wieder gerne,danke Applaus
Marcell


Offline
(versteckt)
#4
23. Oktober 2011, um 22:54:30 Uhr

ja ein buch - wäre auch cool.
schatzsuchertipps vom frebeuter oder wie arbeite ich kosteneffizient an der waterkant  Grinsend

Offline
(versteckt)
#5
23. Oktober 2011, um 23:58:26 Uhr

Sehr schöne Geschichte, wirklich toll Smiley

Offline
(versteckt)
#6
24. Oktober 2011, um 08:35:28 Uhr

 [applaus]Genial Super.



gruß,                            Copper

Seiten: 1 
Haftungsausschluss / Nutzungsbedingungen Datenschutzerklärung Impressum Kontakt Mobile Version
Powered by SMFPacks WYSIWYG Editor