Die Strandräuber-Chroniken - Krötenjagd
Das hier im Forum von einem anderen Sucher gepostete Glücksentchen erinnerte ein wenig an des Strandräubers Krötenjagd, von der der Chronist euch heute berichten will. Das Winterloch will ja schließlich gefüllt werden.
Das war so: Irgendwann an einem Samstag im späten Sommer des Jahres 2014 wollte der gierige Strandräuber seine ohnehin schon reichliche Kühlungsborner Beute noch etwas aufstocken und begab sich zum bis dato in jenem Jahr nicht von ihm heimgesuchten Strand von Boltenhagen.
Das Wetter war kühl, so dass nicht viele Helden das Wasser beprobten. Also die Sonde raus und los. Zunächst einmal ging es gen Westen.
Mager war es, was unter die Spule kam ... das sah schon ganz nach Reinfall aus. So grub der Strandräuber auch nach Bombensignalen - heraus kamen glücklicherweise keine Bomben, aber mühselig aus der Tiefe hochgehievtes rostiges Eisen ist auch nicht des Sondlerlebens größter Sinn - nicht einmal für Strandräuber. Wenigstens auf eines war Verlass: Müll findet man auch dann, wenn sich sonstige Funde rar machen. Und wie beim Hauptmann a.D. auf dem Feld - je schöner das Signal, desto schrottiger der Fund. So ein kapitaler Hering ist schließlich auch eher was für Angler.
Doch dann - eine ovale Scheibe. Bestimmt wieder so eine Ostseeurlaubserinnerungsmünze aus dem Automaten. Es war eine Erinnerungsmünze aus dem Automaten, doch mit dem Ostseeurlaub hatte sie nur insofern zu tun, dass sie in selbigem verloren ging. Denn wenn den Strandräuber seine schwachen Kenntnisse der westdeutschen Geografie nicht ganz täuschen, liegt die Veste Coburg weit von der Küste entfernt.
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Sogar ein Fluchtfahrzeug gab es wieder, diesmal geländegängiger und unauffälliger als der sonst so obligatorische Streifenwagen. Die Dänenkönigin hatte ihre Krone verloren (die Scheibe mit Loch), ein Angler wollte die Tiefen des Sandbodens abfischen.
Dann wurde es steinig, und der Strandräuber drehte um.
Gen Osten gings, erst mal in Richtung Seebrücke. Wäre er doch gleich in jene Richtung gewandert. Denn kurz nach dem Abbiegepunkt des Hinwegs tauchten sie endlich in größerer Anzahl auf - die so heiß ersehnten runden Scheiben. Zwar garniert mit den obligatorischen Schnapsdeckeln, auf dass die Suche nicht zu langweilig werde, aber immerhin, nachdem in den ersten 2 Stunden grade mal 5 Euro eingesackt waren, die noch nicht mal die Anreise deckten, war das schon ein Fortschritt.
Weiter gings, unter den wachsamen Augen der Brückenwanderer unter der Seebrücke durch und weiter gen Osten. Das war dann wohl auch die Grenze gewesen, denn schnell wurde klar, dass im Osten die Armut herrscht und der Strandräuber wegen Mangels an Unterbrechungen mit dem berüchtigten Schwenkarm bestraft wird. Die vierte Stunde war vergangen, es wurde Zeit, umzukehren. Hier ein Zwanziger, da ein Zehner ... mühsam nährte der Strandräuber seinen Beutebeutel. Augenscheinlich machten sich die Kröten rar.
Plötzlich erblickte er im Scheine seines Lichts zwei Urlauber, die aber nicht ihn beäugten, sondern vor sich in den Sand starrten. Der Strandräuber starrte mit ... und erblickte, was auch die Urlauber sahen: Eine verirrte Kröte! Da eine solche am Sandstrand nicht besonders gut aufgehoben sein dürfte, fasste sich der Strandräuber ein Herz und griff nach seinem metallenen Kescher. Vorsichtig sammelte er die Kröte ein und brachte sie zurück in dichtbewachsenes Gelände.
Nun war es Zeit für den Rückweg. Gleich der erste Schwenk nach der Rückkehr an den Strand offenbarte ein Nest: Gefüllt mit gleich mehreren Kröten der anderen Art, die sich zu knapp 5 Euro summierten. Das liebt man doch, wenn sich gute Taten sofort auszahlen

Kurze Zeit später grinste ihm etwas Grünes aus dem Sand entgegen: Ein letzter Gruß von der geretteten Kröte?
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Was dann wenig später so im Lampenschein glitzerte, war leider nur zum Haare schön machen - ein wahrer Strandräuber braucht sowas nicht.
Schließlich endete der Ausflug mit einer Beute von über 37 Euro in weniger als 5 Stunden - womit er gut im Durchschnitt der Suchtage von Kühlungsborn lag.
Nachtrag:
Gestern erst begab sich der Strandräuber mit 4,5 Kilogramm Altmetall in Münzform, der gesamten Beute des letzten Jahres, zur Schwarzgeldwaschmaschine bei der örtlichen Sparkasse. Geldwäsche fürs Sondelkonto war angesagt. Doch als er seinen Geldsack endlich gelehrt hatte, beschloss die Maschine plötzlich, dass sie genug habe und spuckte ein Drittel ungezählt wieder in das breite Sammelfach in Bodennähe. Was für ein Krampf, die da nur mit den Händen als Werkzeug wieder rauszukehren.
Es grüßt der Chronist des Strandräubers,
der Hauptmann a.D.