Sommerzeit - StrandräuberzeitNachdem der Strandräuber in den letzten Jahren eher im Herbst auf Raubzug ging, gelang es ihm dieses Jahr, unter dem Vorwand der Stauvermeidung bei der Urlaubsanreise eine Ausnahme zu erwirken und einen ausgedehnten Fischzug an der Ostseeküste zu planen. In die Fußstapfen von vor vier Jahren wollte er treten und die damalige Beute gar noch übertrumpfen. Ihr wisst ja, die Inflation muss kompensiert werden, was in unserer Wirtschaft vorgeblich durch hemmungsloses Wachstum erreicht wird, also warum soll es einem Strandräuber da anders gehen. Ob ihm wohl das gelingen würde?
Tag 1So ein armer Strandräuber hats nicht leicht. Das geht schon mit der trotz leichtgewichtigem Deus immer schwerer werdenden Ausrüstung los. Nicht nur ein Deus, nein, vorsichtshalber gleich zwei wanderten ins Gepäck. Vielleicht wollte ja eine der Damen auch mal wieder den Sand glattharken ... Und dann musste doch unbedingt die löchrige Jaucheschöpfkelle - pardon das langstielige Sandscoop - mit, nur für den Fall, dass der Strandräuber auch mal ins Wasser vordringen müsste. Da sich der Stiel nicht mehr vom Scoop trennen ließ, gelang das nur nach heftigen Auseinandersetzungen mit dem Weibe, das beim Packen des Lastkamels auch noch ein Wörtchen mitreden wollte. Letztlich hatte sie recht, denn ins Wasser kam der Strandräuber nicht - erst war noch genug trockener Strand zu untersuchen, dann waren die Wellen zu hoch.
Schließlich passte alles und das Ziel Kühlungsborn war schnell erreicht. Doch irgendwie gelang es nach all der Auspackerei nicht mehr, noch einen ersten Aufklärungsspaziergang zu machen. Nun gut, der Strand läuft ja nicht weg. Dafür ein leckeres Schnitzel im Irish Pub.
Tag 2Am nächsten Tag um die Mittagszeit musste sich der Strandräuber auf seinen Drahtesel schwingen, um gen Heiligendamm vorzudringen, wo die aus Richtung Rostock heranstrampelnde Tochter von seinem Weibe in Empfang genommen werden sollte. Sind schon harte Zeiten im sogenannten Urlaub - Radfahren - aber natürlich mit mobilem Strandgepäck!
Selbiges wurde dann auch entfaltet (nein, weder Windschutz noch Strandhandtuch) und vor Ort erst einmal eine dreistündige Begehung begonnen. An deren Ende waren die ersten 25 Euro gefunden und auch das erste Silber in Ohrsteckerform, na also. Dabei zeigte sich allerdings wieder, dass westlich der Seebrücke die Gäste eher die Kreditkarte in den Sand stecken oder aber auch eher die Gabel als den Euro fallen lassen.
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Zurückgeradelt, es war Sonntag und noch heiß, doch ein erfrischender Wind - natürlich als gemeiner Gegenwind - sorgte für Abkühlung.
Also war genug Energie übrig, um des Abends noch mal loszuziehen und am Kühlungsborner Strand nach dem Rechten zu schauen. Dort hatte man gerade begonnen, die Überreste einer großen Veranstaltung mit allem Drum und Dran, wie Tribünen, rollenden Biertheken und diversen Zelten zu demontieren. Dementsprechend war dort richtig Betrieb. Nachdem der Strandräuber schon einige Schnapsdeckel - und auch ein paar Euros - aus dem Sand gesiebt hatte, kam einer der Arbeiter auf ihn zu. Sicher sollte er jetzt von hinnen gescheucht werden, um bei den Arbeiten nicht im Wege zu stehen. Doch nein, nach kurzem Gespräch wurde ihm aufgezeigt "Da musst Du suchen, da waren die Biertresen." Nun, gute Ratschläge soll man nicht ausschlagen, und so untersuchte der Strandräuber die besagten Stellen etwas gründlicher, was ihm nochmals einige Münzen bescherte. Schließlich war es spät und Zeit, zurückzukehren. Bei der Rückkehr fegte er noch zwei weitere silberne Ohrstecker und einen silbernen Ring mit Glitzersteinchen zwischen den Strandkörben hervor, den er nach kurzer Betrachtung erst mal verstaute. Zu dem Schmuck kamen an diesem Abend nochmal gute 30 Euro.
Für den ersten Suchtag eine geradezu rekordverdächtige Ausbeute - die Kurtaxe für die beiden Erwachsenen nach einem Tag bereits wieder herausgearbeitet! So durfte es gern weitergehen.
Doch würde es wirklich so werden? Schaun wir mal weiter.
Tag 3Der Montag kam heran. Ausschlafen! Während die anderen Mitreisenden sich bei (noch) schönem Wetter am Strand aalten, ließ sich der Strandräuber auch vom dichten Gedränge von Strandmuscheln und Menschenmassen nicht davon abhalten, am hellichten Tage schwer bewaffnet in Richtung Westen vorzudringen und die Auswirkungen des leichten Sonnenbrandes vom Vortag zu vertiefen. So ganz nebenbei betrieb er eine sehr ertragreiche Heringsfischerei (wenn das beim Angeln mal auch immer so liefe), um ungläubigen Urlaubern zu demonstrieren, dass das wirklich funktioniert (es lagen nun mal nicht überall Euros im Sand) und ihnen nebenbei beim Ausgleich eigener Verluste auf diesem Gebiet behilflich zu sein. Die meisten der Restheringe wurden, wie auch an den Folgetagen, am Strandaufgang abgelegt und waren am nächsten Tag verschwunden.
Nach drei Stunden und weniger als 20 Euro Beute gab er für den Rest des Tages auf. Immerhin stand auch ein Einkaufschip auf der Haben-Seite, damit er nicht noch echtes Geld in den Einkaufswagen investieren müsse, und sei es auch nur zeitweilig. Strandräubergeiz ...
Tag 4War Tag zwei schon mager, war es Tag drei der aktiven Suche erst recht. Wieder einmal in Richtung Osten vorstoßend, schaffte es der Strandräuber in mehr als 4 Stunden nicht, die 20 Euro-Marke zu erreichen. Dafür gabs was erfrischend Kühles und Nasses von oben - natürlich war er gut vorbereitet für sowas losgezogen - ganz wie das Tapfere Schneiderlein.
Tag 5Da nun also der Osten sich als arm erwiesen hatte, sollte doch im Westen - wie im richigen Leben - mehr zu holen sein. Richtig, einmal Silber in Ringform und knappe 30 Euro sahen besser aus - freilich nur, wenn die fast 6 Stunden Strandwanderung außer acht gelassen wird.
Aber wie lautet doch das Motto des Strandräubers für die Öffentlichkeitsarbeit? "Pfunde gegen Funde", dazu gehört halt auch ein wenig mehr Bewegung am Meer.
Tag 6Noch war die Sucherei lange nicht vorbei, und so unterteilte sich der folgende Tag in einen Tages- und einen Abendabschnitt von insgesamt ähnlicher Dauer, diesmal mehr in zentraler Lage. Keine Frage, es lag noch genug Geld im Sande - die 40er Marke wurde erstmals seit dem ersten Tag wieder, wenn auch knapp, gerissen.
Tag 7Der Westen hatte bei der letzten Suche noch kein Ende gefunden, also wurde am nächsten Tag dort angeknüpft, wo er drei Tage zuvor aufgehört hatte. Man mag gar nicht glauben, wie lang sich da der Strand noch zieht. Auch wenn die Münzen dünn verteilt lagen, zahlte sich die Ausdauer letztlich aus. Aha, da hinten ist er ja, der FKK. Doch dort hatte sich augenscheinlich die Gefährlichkeit des Strandräubers herumgesprochen, denn die Anwesenden warfen sich bei dessen Näherkommen samt und sonders in ihre Klamotten und suchten panikerfüllt das Weite. (Ob da wohl auch die heraufziehende schwarze Wolke ihren Beitrag leistete?) Jedenfalls legte der Strandräuber noch das eine oder andere Münzlein aus dem evakuierten Gebiet frei, bevor er selbst dem Regen zum Opfer fiel. Wetterfeste Kleidung? Fehlanzeige. Die Haut ist wasserfest, das muss reichen. Flucht zum zweirädrigen Fluchtfahrzeug? Keine Chance bei mittlerweile 2 km Luftlinie. Also tapfer dem Regen entgegen und weiter gesucht ... und gefunden. Eine Fledermaus, die das Elend nicht länger ansehen konnte, breitete ihre Flügel aus, um den Strandräuber vor den Unbilden der Witterung zu beschirmen. Leider reichte das aufgrund eingeschränkter Flügelspannweite nicht ganz, auch eine Flasche mit Brennstoff hing nicht mehr dran - aber der erste Wächter für den Strandräuberschatz war gefunden.
Auch jene ominöse Himmelscheibe vom Strande, die immer noch auf eine eindeutige Identifizierung wartet, tauchte im fernen Westen auf. Nach 5 Stunden war Schluss, doch der Strandräuber beschloss, zwecks der Einnahmenerhöhung zu schummeln und zog nach dem Abendessen nochmals eine Stunde über den seiner Basis nächstgelegenen Strand. Neben einem silbernen Ohrring fanden sich nochmals knappe 10 Euro. So kam es, dass dieser Tag nochmals gut 50 Euro einbrachte - für knapp 12 Kilometer Fußmarsch.
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Tag 8Am folgenden Tag, dem Samstag, beschied sich der Strandräuber mit drei Stunden in Stützpunktnähe. Erst fand er gut, dann aber traf er auf etwas, was es nicht gibt, nicht geben darf: Konkurrenz! Diese gab auch noch unverhohlen zu, jenen gewissen Strandabschnitt in den vergangenen Tagen immer wieder geplündert zu haben. Das hörte die Sonde und fand in jenem Abschnitt ab sofort nichts mehr, obwohl doch der freche Räuber angab, am nächsten Tage abzureisen. Insgesamt war es dennoch nicht schlecht für jenen Tag: Die 30 wurde nur knapp verfehlt, aber nach einer Woche war die Luft auch raus und der Strand schon recht gut von den gefährlichen Euros gereinigt.
Es war genug, aber hatte der Strandräuber auch genug?
Denn da warteten ja noch sechs weitere Tage.
Die Hardcore-Sondelkur schien geholfen zu haben, denn die rückennahen Beschwerden, die den Strandräuber seit Freitag, dem 13. geplagt hatten und selbst das normale Gehen ab ein paar Dutzend Metern unangenehm schmerzhaft gestalteten, waren so gut wie verflogen.
Tag 9Und wieder war es Sonntag. Heldenhaft schwang sich der Strandräuber aufs Tretomobil und beschloss, trotz des ihm entgegenstürmenden Windes noch weiter gen Westen vorzudringen. Und so trampelte und strampelte er in Richtung Kägsdorf, also dahin, wo er letzten Spätherbst mit den Anglern abgekippt wurde und in 7 Stunden sage und schreibe 4 Euro einsammelte (der Chronist berichtete von dieser Blamage ... wegen Substanzarmut nicht). Belehrungsresistenz wird ja oft bestraft - auch dieses Mal?
Nun ja, der vom Strandräuber auserkorene Radweg führte irgendwann auf einen Abschnitt, der geprägt war von trockenem Sand. Also doch den Umweg südlich um den See herum, aber ... der ging ja immer weiter ins Inland hinein und dann noch bergauf und mit Gegenwind, nein, das wollte sich der Strandräuber nicht antun. Da, dieser Feldweg, das ist doch eine verheißungsvolle Abkürzung. So bog der Strandräuber ab und strampelte, immer noch straff gegen den Wind, voran. Bis ... ja bis er an das Nachbarfeld kam, welches *ächz* frisch umgepflügt war (was auch immer die Landwirte in diesem Jahr unter Pflügen verstehen) und keine Spur eines befahrbaren Weges mehr erkennen ließen. Zwei parallel verlaufende Spuren von Fahrrädern gepaart mit Sohlenabdrücken ließen immerhin erahnen, dass der Strandräuber nicht der Erste hier war. So folgte er der gelegten Fährte bis an den Rand einer Wiese, auf der ein zugewachsener Weg bergauf führte. Diese Strapazen aber auch - das wär doch was für den Hauptmann a.D. gewesen. Doch der faule Kerl war nur als unbeteiligter Beobachter mit dabei. Die Wiese endete endlich in der Nähe des Zielgebietes - an einem elektrischen Koppelzaun. Ein schneller Grashalmtest ergab, dass dieser keinen Strom führte, sich also der Strandräuber beim Übersteigen nicht dort einen Schlag holen würde, wo es richtig schmerzt. Also das Tretomobil über den Zaun gewuppt, sich selbst samt Ausrüstung hinterher - das wäre ja so schön einfach gewesen, wenn sich hinter diesem nicht eine Buschgruppe entlang gezogen hätte. Die Flora darin war insbesondere von langgezogenen Brombeerranken geprägt. Aber nicht die schönen aus dem heimischen Garten, sondern die harte Nahkampfversion mit zupackenden Dornen. War man diesen tatsächlich entkommen, gab es dann als dritte Verteidigungslinie noch einen, zugegebenermaßen schmalen, wasserführenden Graben. Da half auch der an der Durchbruchsstelle bereits leicht ausgeprägte Trampelpfad nicht mehr wirklich weiter. Die Dornenranken schlangen sich anschmiegsam um die Beine und hätten das Fahrrad am liebsten gleich ganz vereinnahmt - der Strandräuber fürchtete schon ernsthaft um seine Reifen, was etwa 8 km von der Basis entfernt eine äußerst unangenehme Erfahrung geworden wäre. Doch schließlich war die letzte Verteidigungslinie durchbrochen, die Füße noch trocken, die Beine weitgehend unbeschädigt und das Fahrrad mit zwei meterlangen Brombeerranken als Andenken entkommen.
Wenige Minuten später war schließlich das Sondelziel erreicht und das Finden konnte beginnen. Die erste Stunde wurde dank einiger Nester mit insgesamt 25 Euro die ergiebigste des ganzen Urlaubs ... danach allerdings präsentierte sich der Strand so, wie ihn der Strandräuber noch in schlechter Erinnerung hatte - karg und geizig. Zudem zogen auch wieder die ersten Regenschauer auf und streiften den Strandräuber mit ihren Ausläufern. Aufgrund der nunmehr dürftigen Funde - so gut wie jedes gute Signal war ein schlechter Fund - beschloss der Strandräuber schließlich, noch bis zum Campingplatz Meschendorf vorzurücken, der ihm vor vier Jahren auch über 20 Euro beschert hatte. Voller Vorfreude begab er sich an den Strand hinab. Doch die Signale blieben dürftig. Kein Wunder, wie sich später herausstellte, war doch laut neugierigen Touristen erst am Vortag eine Frau dort unterwegs gewesen, die augenscheinlich nach Minen gesucht habe, zumindest hatten sie das vermutet. Der Strandräuber konnte die Fehlinterpretation aufklären, doch das verbesserte die Fundquote auch nicht mehr sonderlich. Gerade mal 4 Euro waren es schließlich, also wahrhaftig Magerkost. Wäre da nicht noch jenes Minensignal gewesen, das schließlich etwas wie einen angebissenen Apfel mit ein bissel Drumherum in Strandräubers Kescher klingen ließ. Wahrhaftig ein IPhone? Nein, doch "nur" ein IPOD, aber eines von der besseren Sorte. Und siehe da, es lief sogar noch, auch wenn der Akku bereits etwas schwächelte, also könnte der Verlierer noch in der Nähe sein. Da der Strandräuber nach den Touren des Tages mittlerweile Hunger und Durst verspürte, schwebte ihm natürlich leicht verdienter Kaffee und Kuchen oder gar ein Bierchen in netter Runde vor. So begab er sich zur Campingplatzverwaltung, um mit deren Hilfe den Verlierer ausfindig zu machen, dessen Name clevererweise auf der Rückseite eingeprägt war. Doch der war bereits abgereist. Dank Anruf durch den hilfreichen Herrn an der Rezeption konnte der Kontakt schnell hergestellt werden. Der Verlierer war sehr über den Fund erfreut, zumal der nach zwei oder drei Tagen im Sand immer noch technisch einwandfrei war. Er bekam diesen inzwischen auch zurück - nicht postwendend, aber gleich am ersten Arbeitstag. (Ja, auch Strandräuber können nicht allein von ihren Raubzügen leben, sondern müssen gelegentlich auch noch anderweitig werkeln.) Nach diesem erschöpfenden Tag (über 20 km auf dem Tretomobil und 5 Stunden Suche, die sich ebenfalls noch mal auf knapp 7 km Wanderung durch den Sand dehnten) war der Strandräuber schon froh, wieder in der Basis angekommen zu sein und verzichtete auf weitere Plünderungen der bereits arg gebeutelten Strandabschnitte nahe der Seebrücke.
Tag 10Neuer Tag - neues Glück. Diesmal durfte der Strandräuber die große Kutsche bewegen, damit die sich nicht in der kuscheligen Dunkelheit der Tiefgarage gar zu heimisch fühlt und am Abreisetag vielleicht gar nicht mehr weg wollen sollte.
Diesmal kam nicht der Wikinger Erik nach Rerik, sondern der Strandräuber höchstselbst. Der eine oder andere mag sich noch erinnern - Rerik war vor vier Jahren die Basis seiner Raubzüge. Nun also anders herum. Ob sich wohl die guten Eindrücke von damals bestätigen würden?
Schnell, nämlich gleich am Ortseingang, war ein Platz gefunden, an dem die Kutsche eingestellt werden konnte, ohne noch zusätzliche Kosten an heimische Wegelagerer zahlen zu müssen. So willkommen wurde der Strandräuber lange nicht geheißen. Sehr nett von der örtlichen Verwaltung! Der Fußweg hinunter an den Strand war auch nicht so weit. Und schon bald lag er vor ihm, der vertraute Reriker Strand. Nur leider erwies der sich in Richtung Osten zunächst als genauso fundleer, wie am Tag zuvor jener in Meschendorf. Sollten die lokalen Sagen, nach denen der Kampfmittelräumdienst auf der Suche nach Munition jedes Sandkörnchen umgedreht, gesiebt und mit Detektor abgesucht haben sollte, etwa einen wahren Kern haben? Im Osten nicht fündig geworden, wendete sich der Strandräuber gen Westen. Heftige Regenschauer jedoch wollten den Vormarsch verhindern. Immer noch gerade rechtzeitig konnte er sich unter die hochbeinigen Bastionen der Rettungsschwimmer retten - und fand dort auch die ersten Münzen.
Schließlich hatte er die Seebrücke unterquert und fand unter dem Applaus einiger schaulustiger Besucher nicht nur eine 2 Euro-Münze, sondern auch einen zumindest schön glitzernden Ohranhänger. Im äußersten Westen kehrte er dann um, die anrückende Wand aus Regenguss zeigte allerdings kein Erbarmen und wich nicht aus. Aber sowas prallt am Strandräuber bekanntlich ab und so zog er nun doch noch Heringe und Euros aus dem Sand. Als er nach fünfeinhalb Stunden mit Rerik fertig war, befanden sich völlig unerwartet 49,89 Euro im Beutesack (wie ärgerlich, die 50 so knapp verfehlt), dazu noch die zwei ersten und einzigen Silberketten des Raubzuges.
Auch hier tauchte noch ein Konkurrent auf, der wie sich herausstellte, gerade mal seine ersten erfolglosen Gehversuche machte (und natürlich da suchte, wo der Strandräuber bereits auf dem Hinweg geplündert hatte).
Tag 11Am nächsten Tag widmete der Strandräuber seine gesamten Aktivitäten wieder der Basis und bereicherte seine Schatzkiste nochmals um gut 30 Euro. Zudem wurde ein Baumeister für den Bau des Schatzgewölbes angeheuert, auf dass sich die Fledermaus heimisch fühlen möge

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Zudem holte er jenes figürliche Gebilde aus dem Sand, welches an einen Griffel erinnert, aus weichem Zinn besteht und gegossen scheint. Nur was ist das? Ein Vodoo-Zauber? Eine asiatische Gottheit?
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Nun war der Westen geplündert, blieb nur noch der ferne Osten. Wittenbeck bis Heiligenhafen West. Steinreich, die Gegend. Erhoffte Angelbleie und Pilker blieben gänzlich aus, und mit knapp 12 Euro auf beinahe 4 Stunden war auch sonst die Plünderquote gering. Ein scheinbarer Euro war dann doch ein bulgarischer Lew, auch wenn man sich nicht gerade wie am Sonnenstrand fühlte. Nur Heringe gab es auch hier im Massen. Ein Stündchen abends nahe der Basis brachte noch mal fast genauso viel, auf dass der Tag nicht in einer völligen Pleite endete. Ist auch ein tolles Gefühl, wenn man am angeketteten Drahtesel steht und den Eindruck hat, dass der in das Schloss der massiven Kette (das Ding soll sich ja nicht wieder losreißen) passende Schlüssel vielleicht irgendwo auf den 6 km Küste liegt, die man gerade erst zu Fuß überwunden hatte. Dem war dann doch nicht so, aber allein das Gefühl ...
Tag 12Und noch immer war's nicht genug. Am vorletzten ganzen Tag stand Börgerende auf dem Programm - nach einem ausgiebigen Ritt auf dem Tretomobil mit Rückenwind. So voll hatte der Strandräuber den dortigen Strand von spätherbstlichen Fischzügen gar nicht in Erinnerung. Zwei Stunden spülten 20 Euro und wieder mal Silber fürs Ohr in den Beutesack. Dann machte der Strandräuber auf dem Rückweg noch mal in Heiligendamm Station. Allerdings war dort so gut wie nicht aufgefüllt worden - gerade mal knapp 9 Euro in zweieinhalb Stunden sprechen eine klare Sprache.
Tag 13Am letzten ganzen Tag ging es nochmal von der Seebrücke aus ostwärts. Erst mal gute Taten: gleich zwei Familien die gerade frisch vergrabenen Heringe aus dem Sand gefischt. Dann wurde der Strandräuber von einer Dame angesprochen, ob er nicht dem Sohn helfen könne, seinen am Vortag verlorenen Euro fürs Eis wiederzufinden. Verlorengegangen sei dieser am Strandkorb mit der Nummer 87 (meinte der Junge). Da der Strandräuber im Grunde seines Herzens gar nicht so räuberisch veranlagt ist, trabte er natürlich sofort mit. Auf Höhe des Strandkorbes, während Junior plötzlich der Meinung war, dass doch vorn eigentlich die 7 gewesen sei, schwenkte der Strandräuber einmal seinen Stab und zauberte beim ersten Versuch gleich die 1 Euro-Münze aus dem Sand. Diese bekam zunächst die freudestrahlende Mutter, die sie sofort an den Sprössling weiterreichte. Dieser schaute kurz darauf, stellte ganz ehrlich fest "Das ist nicht meiner." und gab ihn mir zurück. Also gut, weiter zur 78. Hier konnte Junior den Verlustort so genau eingrenzen, dass auch wieder der erste Schwenk zum Erfolg führte. Diesmal mit dem "richtigen" Euro.
Weiter gings gen Osten. Dort war zwar die Beute nicht fett gewesen, aber vielleicht hatte die Strandharke ja dieses Mal mehr übrig gelassen. Am dünn besiedelten FKK-Strand angekommen, ergriffen die Sonnenhungrigen diesmal nicht gleich die Flucht. Statt dessen wurde der Strandräuber wieder einmal gebeten, Heringe auffüllen zu helfen, was er auch gern tat.
Das jedoch war einem Kurtaxkontrolletti scheinbar ein Dorn im Auge. Dieser strebte schnurstracks auf den Strandräuber zu und forderte ihn auf, sein Handwerk auf die Abendstunden zu verlegen, weil sich die Badegäste gestört fühlen würden. (Seltsam, dass alle, die ihn angesprochen hatten, interessiert bis dankbar waren.) Jaja, meinte der Strandräuber erst mal, um seine Ruhe zu haben, wusste er doch, dass er am letzten Abend keine Zeit mehr zu diesen Aktivitäten finden würde. Ohne die Kurtaxe zu kontrollieren, zog der Kontrolletti weiter. Der Strandräuber lieferte die gewünschten Heringe ab und zog weiter dem Ende des Strandes entgegen, "clevererweise" dem Kontrolletti hinterher. Natürlich konnte er gewisse reflektorische Pendelbewegungen des Arms und gelegentliches Analysieren des jeweils vor ihm liegenden Überraschungseis nicht unterdrücken, was jenen erzürnt auf ihn zustürmen ließ. Ein Wort gab das andere, nachdem der Strandräuber einigermaßen höflich darauf verwies, dass er wie jeder andere Badegast seine Kurtaxe bezahlen würde und gar nicht einsähe, vom Strand verwiesen zu werden. Als der Kontrolletti mit dem Ordnungsamt drohte, drohte der Strandräuber seinerseits sinngemäß damit, diesem umgehend den eingesammelten Müll vor die Füße zu kippen, damit er denn auch einen Grund dafür habe,was bei seinem Gegenüber sofortige Schnappatmung auslöste, die Drohung, sich das Gesicht zu merken und das Ordnungsamt zu informieren, bevor er abzog. Zu diesem Zeitpunkt enthielt des Strandräubers Mülltüte immerhin neben dem normalen Abfall schon mehrere sehr unangenehme Dinge, die die Strandharke nicht eingesammelt hatte: scharfkantige Blechstücke, zwei noch nicht vom Meer bearbeitete Glasscherben als Beifunde, einen Blinker mit rostigem Drillingshaken oberflächennah direkt aus dem Sand. Die potentiellen Wirkungen auf den nackten .... Fuß möge sich jeder selbst ausmalen.
Nach einem fünfstündigen Spaziergang waren am Ende knapp unter 17 Euro eingesammelt.
Tag 14Eigentlich Ende, aber ... da war noch ein Spielplatz innerorts, auf dem der Strandräuber am Abreisetag gern noch mal spielen wollte. Die von seinem Weibe gesetzte Rückkehrzeit war eng, es blieben nach Abzug des Fußmarsches zum ersehnten Ziel grade mal leicht über 10 Minuten.
Gleich am Anfang gabs ein gutes Signal. Das blieb gut, selbst als der Sand weg und der gewachsene Boden erreicht war. Sicher Dosenblech ... Dennoch, nach etwas Herumstochern kam nicht etwa selbiges raus, sondern ein mal etwas besser erhaltener Reiter, der bezeugt, dass auch früher schon an diesem Ort gespielt wurde.
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Am zweiten Spielgerät kam neben den an solchen Orten immer zu findenden Flaschendeckeln und Dosenlaschen die Schlussmünze des Raubzuges zum Vorschein - 1 Euro. Und am letzten Gerät fand sich tatsächlich nochmals Silber in Form eines Ohrringes.
Daheim angekommen, wurde
Bilanz gezogen:
4 Kilogramm Eigengewicht verloren. Sehr schön, auch wenn das vermutlich nicht lange vorhält.
Die beliebte Statistik:
4040 Gramm an Euro- und Centmünzen geborgen, insgesamt 629 Stück.
Diese teilten sich nach Stückzahlen wie folgt auf:
2 Euro: 93
1 Euro: 164
50 Cent: 85
20 Cent: 111
10 Cent: 124
5 Cent: 26
2 Cent: 7
1 Cent: 19
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Eigentlich müsste man noch all das dazu rechnen, was der Strandräuber währenddessen nicht in Tavernen oder anderenorts verprasst hatte (auch wenn das dessen Weib und Tochter allzugern übernahmen).
Die kleinen Sorten gingen dabei nur als Beifang ins Netz, wenn mal wieder aus Langeweile nach Heringen gefischt wurde. Von denen gab es trotz massiver Verschenkaktionen immer noch eine Menge.
Zudem gab es noch einige exotische Münzen, Schweizer Franken, Kuna (?), eine arabisch beschriftete Münze und eine aus der Ukraine.
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Neun neue Schmuckstücke aus Silber finden ihren Platz in Strandräubers Silberschatz.
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Fünf im Sande falsch parkende Autos wurden rigoros entfernt und in den zeitweiligen Fuhrparkbestand mit den Fluchtfahrzeugen übernommen, wir wollen ja nicht, dass Öl austritt und den Sand verunreinigt.
Mit der reinen Suche verbrachte der Strandräuber etwa 63,5 Stunden (ohne Anfahrtszeiten) im Freien und legte dabei gut 90 Kilometer im Sand zurück.
(Da dies seinen Bandscheiben augenscheinlich sehr gut getan hatte, sollte er im Wiederholungsfall beim Arzt nach einer Sondelkur fragen.)
Nun mag sich der eine oder andere fragen, warum nicht die in früheren Reports immer mal wieder zähneknirschend erwähnte Problematik von bei der Suche helfen wollenden Kindern und des Rattenfänger von Hameln-Syndroms Erwähnung fand? Ganz einfach. Solche Dinge ereigneten sich diesen Sommer nur selten und nicht so, dass sie lästig wurden. Kinder und Eltern waren höflich und interessiert, die Kinder, die mal etwas mitliefen, folgten auch überwiegend ohne Widerspruch, wenn man sie bat, zurückzutreten oder sich zurück zu ihren Eltern zu begeben.
Alles in allem - trotz nicht immer optimalen Wetters ein schöner Sommer für den Strandräuber.
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Nachtrag:
Der Ring vom ersten Tag mit den Glitzersteinchen enttarnte sich bei genauerem Hinsehen als Weißgoldring mit Gravur eines Namens, mit Herstellerpunze und 585er Stempel. Ein erster Versuch, die Verliererin mittels Kontaktaufnahme zum Berliner Hersteller zu ermitteln, scheiterte. Ob der nun wirklich keine Kundendatenbank hatte oder sich mehr Gewinn aus einem Nachfertigungsauftrag versprach, bleibe mal dahingestellt.
Also wurde das Fundbüro über das Stück informiert und teilte zunächst mit, dass keine passende Verlustmeldung vorliegen würde. Hah, dachte sich der Strandräuber, dann isses bald meiner!
Falsch gedacht, Strandräuberlein ... denn zwei Wochen später hatte sich dann doch noch eine Verliererin dort gemeldet. Der Abgleich mit dem genauen Datum der Gravur (dem Fundbüro gegenüber hatte der Strandräuber nur das Jahr erwähnt) bestätigte die Richtigkeit der Zuordnung.
Inzwischen glänzt also auch dieses Stück wieder am Finger der glücklichen Verliererin, und des Strandräubers Sondelkonto füllte sich noch ein wenig weiter.
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Noch ein Nachtrag: Des Strandräubers Tretomobil, welches so standhaft alle Strapazen durchgehalten hatte, fing sich seinen nächsten Platten beim Feierabendweg vom Bahnhof, am ersten regulären Arbeitstag ein. Merke: Auch Fahrräder mögen keine Montage.
Es grüßt der
Hauptmann a.D.
Chronist des "Strandräubers"