klingt wie ein mittelalterlicher Fundkomplex - ist aber keiner

Nein, der Strandräuber hat wieder zugeschlagen. Da sich die Schatzkiste nach der zweiwöchigen Plünderung von Rerik und Umgebung zusehends leert, gedachte er, diese wieder aufzufüllen. Leere Truhen, wo kommen wir denn da hin?
Also beschloss er eines schönen Samstags, den vermeintlich jungfräulichen Strand in Boltenhagen heimzusuchen, der sich nur etwa 90 Kilometer von seinem Stammsitz entfernt befindet. Das Gefährt wurde mit Waffen und Ausrüstung beladen und nach nur etwa 90 Minuten erreichte er die Küste. Die Wegelagerer selbst verschonten ihn diesmal, doch als er sein Gefährt abstellen wollte, schlug das Schicksal in Form einer gierigen Parkuhr zu:
Er fütterte sie mit 4 Münzen aus vorheriger Beute, um bis zum Abend sicher zu sein. Während er noch versuchte, aus dem angezeigten schlau zu werden und den richtigen Knopf zu finden, war der Parkscheinautomat der Meinung, an Verdauungsstörung zu leiden und spie das Geld wieder aus - allerdings nur noch zwei der vier Münzen!
Bei der nächsten Fütterung dann nahm er wieder vier Münzen und diesmal war der Strandräuber auch schnell genug, um nicht nochmals beraubt zu werden. Fluchend zog er von hinnen, nahm seine Ausrüstung und begab sich zum Strand.
Die erste Stunde begann, wie er es erhofft hatte - nachdem sie vorbei war, klingelten schon 10 Euro im Beutel, wenngleich von der Stückzahl der Münzen nur wenige.
Doch kurze Zeit später merkte er, das etwas fehlte - die mobile Kommunikationsbasis, landläufig auch Handy bezeichnet, war vom Gürtel verschwunden.
Schnell machte der Strandräuber kehrt und versuchte, seinen Spuren zurück zu folgen - doch weder auf dem Weg noch im Gefährt war es zu entdecken.
Entmutigt und unsicher, ob er das Handy nicht vielleicht doch zu Hause gelassen habe (jaja Alzheimer!) nahm er einen zweiten Anlauf.
Ein Regenguss zog auf, so dass der Strandräuber den Strand für sich hatte. Unter dem Kapuzenumhang aus alten Militärbeständen blieb es auch leidlich trocken.
Die nächste Stunde brachte nur sehr wenige Funde - nur kleine Rostmünzen und besagter Engel fanden den Weg in die Fundtasche.
Doch dann sah er es zwischen zwei Strandkörben auf dem flachgedrückten Sand liegen - das vermisste Kommunikationsgerät. Selbst den Regenguss hatte es gut überstanden.
Noch weitere fünfeinhalb Stunden plünderte der Strandräuber, was nicht niet- und nagelfest war: Kronkorken, Aluminiumfolienstücke, Schnapsflaschendeckel zu Hauf, den einen oder anderen Euro und Cent, einige wertlose Schmuckfragmente, selbst ausländische Währungen wie 10 schweizer Rappen oder ein russischer Rubel wurden erbeutet. Interessantestes Beutestück waren 50 Pfennig aus dem Jahr 1927 in guter Erhaltung, leider nicht Silber, wie erst vermutet, sondern Nickel. Die 3,50 DM und die 20 Pfennig aus der DDR sahen erheblich schlechter aus, ganz davon abgesehen, dass ein Markstück verbogen war, als wäre ein Panzer drübergerollt.
Nebenher wurden immer wieder Fragen von interessierten Passanten beantwortet und auch mit der Konkurrenz vor Ort gesprochen.
Nach dem Ritt nach Hause dann der Kassensturz: 36 Euro und einige Cent für 7,5 Stunden harten Raubzug - nicht die Welt, doch Geld ist Geld.
Die Euros sahen schon wieder erheblich schlechter aus als noch im Sommer - sie scheinen also wirklich im Zeitraffer zu korrodieren.
Viele Grüße vom
Hauptmann a.D.