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 Ausglühen fehlgeschlagen?

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Avatar  Ausglühen fehlgeschlagen?  (Gelesen 6434 mal) 0
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#60
14. Januar 2015, um 09:55:25 Uhr

Geschrieben von Zitat von Rizzo21
Was mich aber ärgert ist dass immer wieder jemand behaubtet die Ausglühmethode kann nicht funktionieren weil das irgendwo so geschrieben steht.
kommt mir die Geschichte mit dem Spinat und dem Eisen in den Sinn.... einer hat mal nen Kommafehler gemacht und Alle habens nachgeschrieben und bis Heute hält sich hartnäckig das Gerücht  das Spinat viel Eisen enthält...

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#61
14. Januar 2015, um 10:59:09 Uhr

Geschrieben von Zitat von c-4
Das Ausglühen wurde früher öfters praktiziert, um die nahe der Oberfläche im Fundstück enthaltenen Chloride durch Verdampfung bzw. Zersetzung auszutreiben. Prinzipiell ist es aber nicht nötig, dazu das Metall auf 900°C oder mehr zu erhitzen, es würden 450 - 500°C ausreichen, da die Verdampfungstemperatur dieser Verbindungen in dem Bereich liegt. Die empfohlene reduzierende Atmosphäre (ganz einfach: kein Sauerstoff) soll wahrscheinlich das weiteroxidieren bei der hohen Temperatur verhindern. Das ist bei Objekten, die so kompakt sind, wie Kanonenkugeln, sicherlich nicht das wichtigste Kriterium. (wie, nebenbei bemerkt, auch das Nachrosten durch ev. noch vorhandene Chloride bei einer Kanonenkugel nicht so dramatisch ist wie bei einem filigranen Stück, z.B. bei einer Fibel)
das Ausglühen bei Temperaturen von über 700 °C verändert zwar die Gefügestruktur, das ist jedoch nur wichtig bei vorgesehenen metallographischen Untersuchungen, sicherlich für die meisten Finder nicht adäquat.
Natürlich kann es durch die Temperaturbelastung zu Rissen kommen, wenn diese bereits angelegt sind, das mag nicht auszuschließen sein. Ansonsten spricht aber nichts gegen diese Behandlung. Zumindest meiner bescheidenen Meinung nach, ich lasse mich dahingegend aber gern belehren.


Das ist für mich die kompetenteste Antwort, man merkt sofort (vielleicht nur ich) das du dich fachlich mit dem Thema beschäftigt hast. (Habe aber nicht alle Beiträge gelesen.)
Die Roststruktur auf Eisenaltertümern untersuchte Rosenberg (Altertümer aus Eisen und Bronze. Ihre Umbildung durch schädliche, im Erdboden enthaltene Kohlensäure und Chlorverbindungen und ihre Erhaltung. Gyldendalske Boghandels Sortiment, Kopenhagen 1917) und überprüfte auch verschiedene Methoden um den Rost zu erweichen oder zu entfernen. Das Verfahren durch welches er bekannt wurde, besteht aus zwei Stufen: Das Objekt wird auf hohe Temperaturen (815 -900 °C, Rotglut) erhitzt und dann nacheinander in kochende Kalilauge und destilliertes Wasser getaucht, getrocknet und mit geschmolzenes Paraffinwachs getränkt. Rosenbergs Methode wird so nicht mehr angewendet. Die Gründe sind folgende: 
Altes Eisen ist nicht nur von Rost bedeckt, sondern auch damit durchsetzt, so daß eine Rotglutbehandlung zu Druck- u. Spannungskräften im Gesamtobjekt, die den Zerfall des Gegenstandes bewirken können.
Der andere Grund ist. Wie bereits erwähnt, die metallurgischen Informationen können verloren gehen.

Fast 20% aller nach Rosenbergs Methode seit 1917 behandelten Objekte erwiesen sich nach ihrem Aussehen als instabil. Dennoch wird sie noch immer in abgewandelter Form angewendet, wobei in dem Ofen, in welchem das Erhitzen stattfindet, die atmosphärische Luft durch Stickstoff ersetzt wird. Versuche zeigten das durch längeres Erhitzen die hygroskopischen Salze im Eisen verdampfen diese thermische Reinigung macht weitere Entsalzung unnötig.
Thermische Behandlung wird auch von Eriksen/Thegel (Conservation of iron recovered from the sea, Copenhagen 1966) empfohlen. Allmähliches und langsames Erhitzen dieser Objekte auf 850°C und nachfolgendes langsames Abkühlen.
Nach Vogel (Handbuch der Metallbeizerei,- Weinheim, 1951. - S. 479 - 498) sind Objekte aus Brandgräbern, wahrscheinlich infolge ihrer Erhitzung, bereits mit einer gut haftenden schwarzen, braunen oder roten Schicht bedeckt, der sogenannten Feuerpatina (Edelrost). Unter Normalbedingungen schützt der Edelrost das darunter befindliche, ziemlich unveränderte Eisen.
mfg

« Letzte Änderung: 14. Januar 2015, um 11:03:11 Uhr von (versteckt) »

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#62
14. Januar 2015, um 15:09:25 Uhr

Geschrieben von Zitat von PeterSalier
Das ist für mich die kompetenteste Antwort, man merkt sofort (vielleicht nur ich) das du dich fachlich mit dem Thema beschäftigt hast. 









Der Meinung bin ich auch. Schade das der Danke-button hier fehlt.
Aber dein Beitrag ist nicht weniger kompetent. Danke PeterSalier !  Applaus

Winken


« Letzte Änderung: 14. Januar 2015, um 15:11:41 Uhr von (versteckt) »

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#63
14. Januar 2015, um 15:18:39 Uhr

Geschrieben von Zitat von Wühler
Sogar beim Auskochen wird eine Kugel langsam auf 150°C erhitzt

Kochst Du deine Kugel in Öl ?

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#64
14. Januar 2015, um 15:42:19 Uhr

Feuerpatina- ich sag da Zunder dazu.
Ich hab vor kurzem über das Ausglühen nachgedacht und bin als alter Metaller zu dem Schluß gekommen, daß weitaus niedrigere Temperaturen als die Glut
in der Kohle reichen sollten, rein gefühlsmäßig habe ich auf 500- max. 700 Grad getippt
Das wurde ja jetzt auch schon geschrieben.
Abschrecken, egal womit, auf keinen Fall.
Ich persönlich würde die Kugel einfach so lassen, wurde auch schon geschrieben.
Und wenn ein Stahl vor dem Fräsen z.B. spannungsarm geglüht werden muss, dann wird das sanft gemacht, nicht mit einer gottsallmächtigen Hitze Zwinkernd

MfG

« Letzte Änderung: 14. Januar 2015, um 15:44:51 Uhr von (versteckt) »

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#65
14. Januar 2015, um 15:59:09 Uhr

Geschrieben von Zitat von württemberger
Kochst Du deine Kugel in Öl ?
Paraffin

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#66
14. Januar 2015, um 17:35:26 Uhr

Hallo

Ich Glaube das hier ist mit Abstand der beste Winter Thread Applaus Sehr interessant zu lesen, verschiedene Meinungen und kein Streit.
So macht ein Forum Freude. Grinsend

Danke für die vielen kompetenten und Hilfreichen Antworten ihr im .... Ausglühen fehlgeschlagen.....


Gruß Johnn

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#67
14. Januar 2015, um 18:02:34 Uhr

hallo hier das gegen Beispiel zum ausglühen , ein stiefelkratzer , ein hohlgeschosssplitter , und 2 Hufeisen diese teile waren jetzt 3 stunden in dem ofen
und nichts gerissen gesprungen oder sonst wie beschädigt , stelle die Sachen morgen nach dem abkühlen und abbürsten mit der messinbürste hier ein mfg dkebelus


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DSC_0255.JPG
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#68
14. Januar 2015, um 19:02:28 Uhr

 Super Das ist mal ne schöne Farbe

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#69
14. Januar 2015, um 19:48:05 Uhr

Ja finde ich auch.
Und passt auch wieder zur "dunklen Seite der Macht", die selbe Farbe wie die Laserschwerter der Sith. Grinsend

Für Hohlkugelsplitter finde ich die Methode eh super weil man bei denen eh nix kaputt machen kann.

 Zwinkernd


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#70
14. Januar 2015, um 19:53:44 Uhr

So, jetzt hab ich das mal zu "Fundreinigung und Restauration" verschoben, denn darum geht's ja hier eigentlich. Ich hoffe, nun kann man auch danken.

Obendrein will ich noch anmerken, dass ich nie geschrieben habe, diese Art des Glühens ginge nicht, weil in Lehrbüchern was anderes steht, sondern dass mich wundert, dass das hier funktioniert, obwohl in Lehrbüchern was anderes steht. Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied! Zwinkernd

PeterSaliers Satz "Altes Eisen ist nicht nur von Rost bedeckt, sondern auch damit durchsetzt, so dass eine Rotglutbehandlung zu Druck- u. Spannungskräften im Gesamtobjekt, die den Zerfall des Gegenstandes bewirken können", deckt sich im wesentlichen auch mit der Aussage eines Bekannten von mir von vor ein paar Tagen. Dieser Bekannte ist diplomierter Physiker und somit auch nicht ganz unbewandert in thermophysikalischen Kräften. Bevor jetzt wieder die Glühfans aufschreien. Es kann passieren, muss aber nicht und die Chance, das es passiert, kann auch gering sein. Ist halt wie bei Nebenwirkungen von Medikamenten.

Viele Grüße,
Günter

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#71
14. Januar 2015, um 20:33:13 Uhr

Das ist richtig. Darum behandle ich keine kleinen empfindlichen Eisenfunde damit, weil das da ganz schnell passiert. Hab ich schon bei Armbrustbolzen selbst erlebt. Die dunkle Seite ist nun mal gefährlich. Zwinkernd

Ich nehm das nur fůr die großen unempfindlichen Eisenfunde, denn da hatte ich bisher noch nie Probleme.
Die kleinen Eisenfunde geb ich Wühler für die Lyse, denn der kann das und die Teil sind danach nicht nur noch heil sondern auch schön.
Aber wenn es nach meiner eigenen Erfahrung mit der Lyse ginge, dann dürfte ich eigentlich nie mehr zustimmen dass ein Fund von mir in die Lyse kommt.
Denn mein Experiment mit der Lyse endete mit einem fast völlig aufgelöstem Fundstůck.

Und ich mag die Entsalzungsmethode ja nur aus den Gründen nicht, weil ich erstens kein giftiges NAoH-bad in der Wohnung haben will, dass ich dann auch noch andauernd wechseln muss.
Zweitens dauert es mir zu lange (bin da zu ungeduldig dafür) und drittens hab ich ja auch schon einmal schlechte Erfahrungen damit gemacht.
Weil ich nämlich zu ungeduldig war und die Kugel wohl zu wenig lange gebadet hab, ist sie nachgerostet. Um dann das Parafin wieder weg zu bekommen musste ich sie erhitzen und da dachte ich kann ich sie ja auch gleich wieder ausglühen und hab dann sicher Ruh vom Rost.

Darum sag ich dass es weniger auf die Methode ankommt,  als darauf dass man diese auch richtig beherrscht.

 Winken


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#72
14. Januar 2015, um 20:51:09 Uhr

Geschrieben von Zitat von Rizzo21
Darum sag ich dass es weniger auf die Methode ankommt, als darauf dass man diese auch richtig beherrscht.
Das stimmt natürlich immer. Und ist auch ein Grund warum ich unerfahrenen Leuten lieber zur Entsalzungsbad-Methode rate. Wenn man die nach Anleitung (und mit der nötigen Geduld) macht, ist sie eigentlich recht einfach und Fehler führen allenfalls zu einer späteren Nachbehandlung.

Das Glühen dagegen sollte man wohl lieber erst mal mit Objekten üben, an denen einem nicht so viel liegt, bis man Erfahrung gesammelt hat. Ideal wäre hier wohl wirklich ein Ofen, wie von Stromer gezeigt, denn mit dem kriegt man immer gleiche Bedingungen hin, wohingegen im Kaminfeuer ein gewissermaßen natürliches Chaos herrscht und keine Behandlung exakt reproduzierbar ist.

Viele Grüße,
Günter

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#73
15. Januar 2015, um 15:24:50 Uhr

Vielleicht hätte unser Kugelhupf auch besser einen der erfahrenen Glüher gefragt wie er das genau macht, anstatt einfach loszulegen.
Evtl wäre dann der Sprung nicht gar so schlimm wenn er z.B. die Kugel früher rausgenommen hätte.

Aber sowas nennt man Lehrgeld zahlen.
Ich hatte damal ja auch gedacht es reicht zu wissen wie eine Lyse aufgebaut ist und dann kann man auch schon loslegen.
Von niedriger Spannung und auf was man sonst noch so achten muss hatte ich und hab ich Heut noch keine Ahnung.
Dementsprechend war das Ergebnis.  Traurig

Ich weiß nicht ob der Laborofen wirklich so gut ist. Wir hatten bis vor ca 5-6 Jahren einen in unserm Labor in der Arbeit, mit dem hab ich damals auch meinen 2 Pfdr von 1743 "bearbeitet". Das ging damals sehr schnell das die orange glühte und das lag nicht am kleinen Kaliber der Kugel, sondern in der Hauptsache daran, dass der Ofen halt sehr schnell auf ne sehr hohe Temperatur kommt.
In einem frisch gestartetem Lagerfeuer wird die Kugel ganz lang und allmählich erhitzt und das ist schonender fůr's Objekt find ich. Das dauert zwar etwas, geht aber immer noch schneller als monatelang Kugelbaden. Zwinkernd

Und das mit der Temperatur- nun ja ein Schmied misst auch nicht ob das Eisen heiss genug zum schmieden ist. Der weiss das anhand der Farbe der Farbe des glühenden Eisens.
So kenne ich das auch an der Glůhfarbe der Kugel ob es passt und sie raus muss.

Und weiterempfohlen hab ich diese Methode auch nie wirklich. Denn dafůr ist sie einfach zu gefährlich die dunkle Seite.
Aber wenn wer dazu Rat gebraucht hat, dann hab ich eben geholfen mit meinen positiven Erfahrungen,  hab aber auch noch die Gefahren dabei erwähnt und dass ich es nicht fůr die Behandlung von kleinen Fundobjekten empfehle.
Man sollte eben immer erst den dunklen Lord der Sith befragen wenn man die dunkle Seite der Macht kennen lernen will ! Hahahahahahaaaaaa ! (Wo bleibt der "Imperator Palpatine- oder Darth VaderSmily" ? Sowas ssollte in keiner "Smilysammlung" fehlen find ich)

 Winken


« Letzte Änderung: 15. Januar 2015, um 15:30:52 Uhr von (versteckt) »

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#74
15. Januar 2015, um 16:20:43 Uhr

Bei einem Laborofen sollte die Temperatur einstellbar sein Zwinkernd

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