Hallo Frank,
Bei Eisen lass ich grundsätzlich die Finger von Säuren. Da hat man zu wenig Kontrolle und die Patina wird zwangsläufig beschädigt.
PS: Ist in deinem Fall ja nicht passiert, aber ich lese immer wieder, dass zum entrosten Salzsäure verwendet wird. Das ist eigentlich das schlimmste, was man machen kann. So bringt man nämlich zusätzliche Chloride ins Material ein, welche man ja eigentlich loswerden möchte.
Je nach Substanz, also wie viel Eisen bereits in Eisenoxide umgewandelt wurde, benutze ich eine Elektrolyse oder mechanische Verfahren. Bei eher minderwertigen Funden mit guter Substanz oder höherwertigen Funden mit sehr guter Substanz verwende ich gern die Lyse. Dann aber bei niedriger Stromstärke (100-400mAh) und immer wieder Zwischenkontrollen. Danach muss ich eigentlich fast immer noch mechanisch nachbearbeiten.
Bei Funden mit schlechter Substanz oder eben nach der Lyse kommt der Dremel zum Einsatz. Hierfür habe ich verschiedene Korundaufsätze und Diamantschleifer. Hier ist zu beachten, dass die Oberfläche nicht komplett blank geschliffen wird, sondern nur der oberflächliche Rost abgetragen wird.
Hierfür ist wichtig zu wissen, wie die Korrosionsschicht bei archäologischem Eisen aufgebaut ist. Generell findet die Korrosion ab der Originaloberfläche in zwei Richtungen statt. Nach außen, allgemein als Aufblühungen erkennbar, bilden sich va. Eisen(III)Oxide, also das, was gemeinhin als Rost bezeichnet wird. Aber eben auch nach innen, nämlich ua. Magnetit, Hämatit, Geothit, Wüstit etc. In Summe bedeutet das, dass sich die jetzige Metalloberfläche unterhalb der Originaloberfläche befindet. Würde man nun komplett auf das blanke Metall schleifen, würde der Fund uU. komplett vom Originalzustand abweichen.
Man muss beim Restaurieren also darauf achten, wieder auf die originale Oberfläche zurückzukommen. Das bedeutet, dass eigentlich nur die aufgeblühte Schicht abgetragen werden darf, allerdings nicht die untere Oxidschicht, die sich bereits unterhalb der Originaloberfläche befindet.
Beim mechanischen Entrosten ist es deutlich leichter, das zu befolgen, auch wenn es oftmals schwer ist, die Originaloberfläche zu erkennen. Zusätzlich können sich nahe an der Metallschicht Chloridnester gebildet haben oder Blasen, die bis zum Metallkern reichen. Die müssen dann aufgeschliffen werden.
Ist die Entrostung abgeschlossen, ist va bei relativ stark umgesetzten Funden (also dicke Oxidschicht) eine Entsalzung wichtig. Würde die nicht erfolgen, können zwischen Oxidschicht und Metallkern Eisen-Chlorid-Salze auskristallisieren (Akaganeit), die einen derart hohen Druck erzeugen, dass die Oxidschicht förmlich weggedrückt wird. Dann brechen ganze Stücke aus der Oxidschicht raus. Das kann durch ein reines Einkochen in Wachs, egal welches, nicht verhindert werden! Irgendwann dringt immer Luftfeuchtigkeit und Sauerstoff ein. Deshalb muss der Salzanteil so stark wie möglich reduziert werden.
Die Entsalzung erfolgt in dest. Wasser und NaOH, also Ätznatron. Noch besser, wenn man zusätzlich Na2SO3 dazugibt. Dann aber in geschlossenem Behälter ohne Sauerstoffzufuhr. Das Na2SO3 bindet nämlich den Sauerstoff im Wasser, wodurch die Korrosion des Eisens im Bad reduziert wird und die Entsalzung effektiver erfolgt. Würde die Lösung mit Luft in Berührung kommen, würde ständig Sauersoff diffundieren und die Lösung kann nicht sauerstofffrei werden. Das ganze muss mit zweiwöchentlichen Badwechseln ein paar Monate stehen. Hier wird alles näher beschrieben:
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EinlogenAlkalische Sulfitreduktion – Salzwiki
Danach mit Mikrokristallinem Wachs (z.B. Cosmoloid H80) einkochen.
Ich weiß das ganze ist sehr kompliziert und erfordert einiges an Recherche. Erschwert kommt dazu, dass es auch in der Wissenschaft keinen eindeutigen Konsens gibt, wie die Eisenentsalzung schlussendlich erfolgen muss. Gerade, was die exakten Korrosionsmechanismen betrifft, wird immer noch geforscht.
Das oben ist jedenfalls mein aktuelles Vorgehen. Ich hoffe, das hilft dir etwas