[x] Bitte registrieren Sie sich um alle Funktionen des Forums nutzen zu können. Als Gast können Sie z.B. keine Bilder betrachten.

Registrieren          Schliessen
Achtung!
 >  Sondengehen > Fundreinigung und Restauration > Thema:

 Es blüht und blüht und blüht...

Gehe zu:  
Avatar  Es blüht und blüht und blüht...  (Gelesen 2485 mal) 0
A A A A
*
0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.
Seiten:  Prev 1 2    Nach unten
Offline
(versteckt)
#15
23. Mai 2013, um 23:30:17 Uhr

Geschrieben von Zitat von Ratzfatz
@Drusus:Hast du bisher ausschließlich mit der NaOH-Methode gearbeitet? Du scheinst ja recht zufrieden damit zu sein. Oder gibts bei dir auch den ein oder anderen Problemfall?
Yupp, das kommt bei mir auch gelegentlich vor. Hauptsächlich bei Objekten, bei denen ich so Oxid-Beulen nicht abegtragen habe oder wo generell noch ein paar fette Chlorid-Nester unter der Magnetitschicht überdauerten. Komischerweise kam das bei mir bisher aber bei noch keiner meiner insg. schon 28 gereinigten Kanonenkugeln (Vollkugeln und Haubitzgranate) vor - die bleiben alle total stabil.

Ansonsten wir halt nachgebessert. Ich glaube nicht, dass das dann unbegrenzt so weitergeht.

Mich interessiert jetzt diese Aceton-Methode und zwar ergänzend zum Wasserbad.

Viele Güße,
Günter

Offline
(versteckt)Themen Schreiber
#16
24. Mai 2013, um 00:16:13 Uhr

So. Hier mal ein Vergleich des momentanen Zustands zweier Messer und dem Zustand kurz nach dem Finden. Da war lediglich das ganz lockere Erde-Rost-Gemisch grob abgebürstet, der größte Teil der Magnetitoberfläche war scheinbar sehr stabil und gleichmäßig, ohne bräunliche oder orangene Schlieren oder Pünktchen. Bester Kalkboden, Wald.

Nach und nach zeigten sich immer mehr Roststellen, das Magnetit wirkte immer instabiler, Rostlöcher fressen sich tief ins blanke Metall. Tw sind die Schneiden schon komplett durchgefressen. Wie man sieht sind die tiefen Löcher noch nicht komplett gereinigt (wird hier wohl "ausfräsen" bedeuten..) und spätestens wenn ich das nun gründlich mache, wird nicht mehr viel mehr als ein Fliegengitter übrigbleiben, jedenfalls keine anfangs so schön erhaltene Schneide...  Unentschlossen


Geschrieben von Zitat von Drusus

Ansonsten wir halt nachgebessert. Ich glaube nicht, dass das dann unbegrenzt so weitergeht.


Also mir kommts schon so vor - wenn das blanke Metall (auch wenn ich die Roststellen schon komplett gereinigt habe) immer tiefer zerfressen wird, dann kann da ja kein rostiges Chloridnest mehr unter der Magnetitschicht mehr sein, und der Eisenkern müsste nach mehr als eineinhalb Jahren bei so einer dünnen Schneide doch mittlerweile entsalzt sein?


Viele Grüße   Winken


Es sind 6 Anhänge in diesem Beitrag die Sie als Gast nicht sehen können.

Bitte registrieren Sie sich um sie ansehen zu können.

Messer_nach.jpg
Messer_nach_a1.jpg
Messer_nach_a2.jpg
Messer_nach_b1.jpg
Messer_nach_b2.jpg
Messer_vor.jpg

« Letzte Änderung: 24. Mai 2013, um 00:18:05 Uhr von (versteckt) »

Offline
(versteckt)
#17
24. Mai 2013, um 00:29:43 Uhr

Geschrieben von Zitat von Ratzfatz
und der Eisenkern müsste nach mehr als eineinhalb Jahren bei so einer dünnen Schneide doch mittlerweile entsalzt sein?
Müsste eigentlich schon sein. Ach ja, Eisen ist einfach unberechenbar Traurig. Im Zweifel geb ich immer die volle Packung - also Tannin und Paraffin.

Viele Grüße,
Günter

Offline
(versteckt)
#18
24. Mai 2013, um 03:19:09 Uhr

@Geronimo:
Die Eisenzusammensetzung wird mit Sicherheit auch Einfluss auf den Zustand der Objekte haben (hat c4 mittlerweile ja auch bestätigt). Aber daran allein kanns - zumindest bei mir - nicht liegen, da ich das Problem mit allen  (!!!) Eisenteilen habe. Ich habe seit meinem ersten erhaltenswerten Eisenfund (ca eineindreiviertel Jahren) genau EIN EINZIGES Teil fertigstellen können! Und selbst das hatte diese ekligen tiefen Frasspuren im blanken Metall und ich rechne schonmal damit, dass das früher oder später wieder aufblüht...
 

Ich hatte einige Teile im Bad ( 1,5 Jahre) alle bis auf eins sind OK .
 Ein Eisenteil fing wieder an nach zu rosten , das liegt wieder im Bad .
Da ich die Teile zusammen fand gehe ich davon aus das es sich um eine andere Zusammensetzung handelt ?!

Genau so treiben mich ein paar andere Eisenteile in den Wahnsinn .......Die rosten stetig nach !
Aber ich geh davon aus das ich die auch mit Gedult in den Griff bekomme.....

Ich nutze am Anfang Wasser aus dem Trockner und später Desti......Aber ist es auch Desti ?
 Grinsend
 
Die Teile die ich zusammen fand hatten aber auch unterschiedlichen Korosion , obwohl alle aus der gleichen Zeit stammen .......Daher gehe ich von unterschiedlicher Eisensubstans aus !

Gruß und viel Erfolg

Offline
(versteckt)
#19
26. Mai 2013, um 15:29:47 Uhr

jap, leidiges thema.
c4 hat ja schon sehr schön die offensichtlich beste methode beschrieben, die eigentlich zwei verschiedene sind (thermische entsalzung und entsalzung in wäßriger lösung) die aber durchaus in kombination betrieben werden können.
aber einige wichtige punkte sind unbedingt zu beachten:
1. das ausgegrabene objekt muß unbedingt feucht gehalten werden, heißt nehmt euch zipplock-beutel oder große plastiktüten (je nach objektgröße) mit und transportiert das objekt im selben milieu aus dem ihr es geborgen habt, also erde rein, objekt rein, verschliessen).
2. vergeßt ganz schnell das ewige einlegen in kaltem destilliertem wasser ohne alkalischen zusatz und ohne luftabschluß und ohne permanneten wechsel des bades, macht das ganze nur schlimmer. durch zuführung von sauerstoff in eisenchloridhaltigen lösungen entsteht neuer rost (fe(III)-hydroxide) die die poren in der korrisionskruste verstopfen und somit die auswaschung verhindern (Rathgen 1898 ) aber auch unter luftabschluß kann es zu weißen flockigen ausfällungen kommen (FE(II)-hydroxide) (Hollman-Wilberg 1995)
also was tun?
das frische feuchte fundobjekt zunächst mit der:
3. alkalischen sulfitreduktion (North/Pearson 1975, Rinuy/Schweizer 1982 ) behandeln (entsalzung in der wäßrigen lösung)
dazu das objekt ca. 5- 6 monate in einer etwa 50°- 60° warmen lösung aus Na²SO³/NaOH, unter luftabschluß und häufigem wechsel der lösung (etwa alle 14 tage) baden. im alkalischen bad werden geothit absorbierend chloride und sulfationen durch OH-ionen ersetzt. Im alkalischen ph- bereich findet eine korrision des eisenkerns nicht mehr statt. sollte der ph-wert auf 14 oder höher steigen, passiert wieder genau das gegenteil und des teil beginnt sich aufzulösen, ergo ph-wert ständig kontrollieren und rechtzeitig lösung wechseln. so werden auch wasserunlösliche salze ( !!!!! nur unter luftabschluß!!!!) in wasserlösliche überführt, ausgewaschen und es entsteht eine magnetitschicht. das geht aber nur mit frischen objekten!!!! an alten ausgetrockneten, nachoxidierten objekten schlägt das ganze fehl.
so und jetzt kommt die krux an der geschichte:
da natriumsulfit selbst zu sulfat oxidiert müssten die anionen im späten arbeitsschritt mit giftigen bariumhydroxid zu sehr schwer löslichem bariumsulfit bzw. sulfat ausgefällt werden und danach intensiv in destilliertem wasser ausgewaschen werden (heißwasser bzw. dampfentsalzung).
wie man sieht hat die wäßrige entsalzung einige schwachpunkte, deshalb evtl. die
4. thermische  entsalzung
Daher schlägt Zumpe (1987) ein anderes verfahren vor das sich bewährt hat, die "Intensivtrocknung"
dabei geht er davon aus, daß sich das chemisch und physikalisch gebundene wasser und chlorid in FE(III) chlorid gewandelt hat (was aber nur möglich ist wenns immer im boden lag und nicht zwischendurch rausgepflügt worden ist). somit behandelete er die objekte 3- 4 stunden bei ca. 340°. der dampfdruck des leicht sublimearen eisenIIIchlorids erhöht sich ab seinem schmelzpunkt von 305° dabei noch beträchtlicher. danach wurde, wenn nötig noch eine entsalzung mit ammoniumcarbonatlösung vorgenommen (Cupre/Pelikan 1960) und danach nochmal ein austreibung evtl. entstandenen ammoniumchlorids mit 340° durchgeführt. nach der thermischen entsalzung wurde selbst in nichtklimatiesierten räumen nach jahren kaum bis keine neue korrision festgestellt. was ich bestätigen kann (bis auf wenige ausnahmen).
so und nun zum letzten schritt.
5. auf alle fälle muß das objekt zum schluß, egal welche methode, mit geschmolzenem wachs bei min. 120° konserviert werden.

ich wende beide methoden an, wobei ich mir die bariumgeschichte spar und danach die thermische entsalzung vornehme, bin bis jetzt bestens damit gefahren aber auch ich bleibe nicht vor rückschlägen verschont.
ich bin übrigens kein chemiker, aber sehr aufmerksamer leser und schüler und das ganze ist natürlich nicht auf meinem mist gewachsen sondern hab ich aus einem wirklich sehr lehrreichen buch des landesdenkmalamtes badenwürtemberg "materialheft zur archäologie", "schutz archäologischer funde aus metall vor immisionsbedingter schädigung", konrad theiss verlag, stuttgart, 409 seiten, leider keine isbn nummer und wahrlich nicht billig. in diesem buch werden nicht nur eisen, sondern auch alle gängigen buntmetalle behandelt.

also man sieht, es ist echt brutal schwierig, und eine "allgemeine anleitung zur eisenrestauration" kanns nie geben, genauso wenig zu anderen metallen. meine ersten schritte hab ich vor x jahren mit anleitungen von c4/olaf gewagt und mit interesse selbst weiter verfolgt und bis heute ist er immer noch der erste ansprechpartner in schwierigen fällen.
übt ständig an sinnlosen objekten um die schönen zu erhalten.

gruß, markus

« Letzte Änderung: 26. Mai 2013, um 16:01:37 Uhr von (versteckt) »

Offline
(versteckt)
#20
26. Mai 2013, um 20:36:42 Uhr

Das Buch ist momentan im Angebot für ca.20€ (ISBN 978-3-8062-1499-4).

Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
Registrieren oder Einlogen
http://theiss.de/index.html?/1_denkmalpflege.php?pn=35


Gruß Fuchs

« Letzte Änderung: 26. Mai 2013, um 20:37:33 Uhr von (versteckt) »

Seiten:  Prev 1 2 
Haftungsausschluss / Nutzungsbedingungen Datenschutzerklärung Impressum Kontakt Mobile Version
Powered by SMFPacks WYSIWYG Editor