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EinlogenNumismatikforum:
von heripo, Moderator im Bereich Reinigung, Konservierungund nützliches Zubehör.
A n t i k e Münzen Reinigen !1) Generell gilt - je weniger Du mit einer alten Münze "anstellst" desto weniger machst Du falsch !
Je nach Metall / Legierung und ihrer jahrhundertelangen "Unterbringung" wird eine Münze eine Patina ausbilden ... diese Patina ist tabu - sie sollte auf gar keinen Fall irgendwelchen chemischen oder mechanischen Tortouren unterworfen werden. Bei Silbermünzen ist sie je nach Silbergehalt meist recht dunkel und nicht "ausgehärtet" ... auch das zaponieren ist für patinierte Münzen in der Regel tabu ( da auch gar nicht erforderlich )
2) Lerne zu unterscheiden:
a) der B e l a g "auf" einer Münze - der durch Mineralisierung der Oxyde zu einer harten Patina werden kann - ist oftmals ein Gemisch aus Metalloxyden ( also Salzen ) und Schmutzpartikeln ( also Mineralstoffen aus dem Erdreich) ... beides kann sich zu einer recht harten Masse verbunden haben und unterschiedlich "dick" auf der Münze liegen und sie
quasi unansehnlich machen - hier also tritt in der Regel das "Reinigungs-
Verlangen" auf
b) patinierte Münzen mit fest anhaftenden Verschmutzungen :
Die Patina wird mit der Lupe gut als geschlossener Überzug einer Münze erkannt - wie eine "Glasur" - und trotzdem liegt darauf oftmals Schnutz (Erde / Ton ) - der ebenfalls schon mineralische Eigenschaften und Verfestigungen angenommen hat ! Man wird erst versuchen die Münze mit lauwarmer schwacher Seifenlauge und weicher Bürste zu reinigen. Bitte auf keinen Fall h e i ß e s Wasser verwenden, denn - die relativ weichen Metalle dehnen sich bei der Erwärmung aus - die mineralische Patina hingegen ist starr ... ganz feine Risse in der Patina wären die Folge und dies genügt, den Oxydationsprozess unter der Patina wieder aufleben zu lassen ! Hier wäre dann a u c h Öl (selbst Ballistol ) schädlich !
Daher auch vorsicht: ... hab z.B. in Südländern schon Münzen auf Markttischen vorgefunden, die durch Sonnenbestrahlung so heiß waren, daß man sie nicht mehr anfassen konnte! ... Sowas darf man freilich mit Münzen n i c h t machen ... gleichmässig Temperatur und nur langsamen
Temperaturwechsel ( angenommen, man müsste im Winter Münzen im Koffer transportieren ) ...
3) Salz-Oxyde ... (z.B. der sog. Grünspan ) ... können mit verdünntem
Salmiakgeist ( Apotheke ) langsam aufgelöst und entfernt werden - gilt auch für Billon-Münzen ( Vorsicht ... Nase ...) Am besten kleine Gläschen mit Verschluß ,,, Tempo-Taschentuch rein ... etwas Salmiakgeist reinleeren und Mü auf das Tempo-TT legen ... Döschen verschliessen ... kann ruhig 1 Tag drinbleiben ) da es ja nicht im Salmiak schwimmen soll!
Dann Mü mit lauwarmem wasser Spülen und gut trocknen ( Föhn - aber nicht zu heiß ). Wenn das Oxyd noch lösbar war, dann ist es - mitsamt seiner gebundenen Schmutzpartiekl - nunmehr meist aufgelöst; wenn nicht kann der Vorgang wiederholt werden. Sieht man unter der Lupe daß
das grüne "Zeugs" bereits ein kleiner Mineralstein ist ... dann nicht weitermachen ! Den kann dann nur der Fachmann unter dem Binokolar so entfernen ( mech. Präparation) , daß die Münze keinen Schaden erleidet - denn meist ist das Mineral mit dem Muttermetall verbunden - es würde - bei nichtfachmäss. Behandlung - ein Loch hinterlassen, da "ausbrechen".
4) sog. Fundmünzen.: --- Hast du Fundmünzen - z.B. Römer, 3 - 4 JH erworben, mitsamt der dazugehörigen "Fundbelagsreste" ... kannst du
eigentlich problemlos zum ( auch billigsten ) Ölivenöl greifen und diese Münzen ruhig mal ein paar Wochen in einem Glas im Öl lassen. Es geht hier nämlich nur darum, die Schmutzkruste aufzuweichen. ( Ballistol wäre hier viel zu schade ). Wenn diese Oberflächenschicht aufgeweicht ist, kann
in Seifenlauge ( Geschirrspülmittel in ca. 40 grad warmem Wasser ) mit einer alten Zahnbürste der aufgeweichte Oberflächenschmutz weggebürstet werden. Ist noch immer viel Schmutz da - Vorgang ruhig (wenn sein muß, mehrfach ) wiederholen ( ggf. auch ein paar Wochen einlagern ). Immer erst mit feiner Saufenlauge spülen und gut trocknen.
Danach lassen sich die Münzen sortieren - in die - vorstehend schon beschriebenen mit rel. guter Patina ... dann wie vorstehend behandeln.
Bei europ. Fundmünzen ( auch z.B. aus der Donautiefebene im ehem. Syrmien / heute Serbien ) mußt Du leider sehr häufig damit rechnen, daß die "saure Lehmerde" ein Aushärten der Patina nie zugelassen hat ... die ( meist grünliche ) Salzkruste ( Kupravit/Malachit) ..ist auch giftig ! ... lässt sich mit der Zeit (noch o.g. Öli-Öl-Methode ) entfernen - und dann kommt das böse Erwachen! Drunter ist oft nur noch ein total durchlöchteres Kupferblättchen auf dem so gut wie nichts mehr von einer Prägung zu erkennen ist ! ( daher rate ich - wer sich nicht auskennt - ab vom wahllosen kauf solcher Fundmünzen aus europ. feuchter Erde ).
Oftmals ist es besser, wenn Portraits und Schriften noch erkennbar ( wenngleich nur noch aus Salzen bestehend ) ... die Münze in diesem Zustand zu "konservieren" ... wer noch rankommt an alten Schreiner/Knochenleim -stark verdünnt - Münze damit tränken. hat den Vorteil, glänzt nicht wie Lack .... ansonsten "verdünnter Zappon-Mattlack" .... wobei ich hier nun aber davon ausgehe, von Fundmünzen zu sprechen, die keinen " großen Wert" mehr darstellen, sondern vielleicht vom Jungsammler / Anfänger noch als Belegstücke gerettet werden sollen.
Die "Konservierung" wähle ich dann durchaus für die gereinigten Münzen, indem ich in einem Tempo-Taschentuch eine winzigs Spur von säurefreier Vaseline verrieben habe - und damit streife ich einwenig über die Münzen - also hauch-hauch-dünn ...
Last not least.:
Und irgendwann einmal wird sich der Antikensammler ein gutes Binokular
( auch Stereomikroskop genannt -) zulegen um dann auch die "mechanische" Reinigung der Münze zu lernen. Dazu braucht man Geduld, eine ruhige Hand - und - bastlerisches Geschick
um sich "Feinstwerkzeuge" selbst herzustellen (z.B. eine Stahnadel unter dem Mikroskop umzuschleifen in eine hauchdünne Klinge; oder aus einem
Stück Rasierklinge ein flexibles Schaberchen zu machen) .... auch verschiende Hartholzstäbchen - penibel zugespitzt und in der Flamme gehärtet, vermögen unter dem Binokular den Schmutz aus Ritzen und Buchstaben rauszufuzzeln !
So - das war jetzt ein "Schnellkurs" .... noch eins.: lasst möglichst von allen sonstigen "Chemikalien" die Finger ... auch Ultraschallreiniger kann ich für antike Münzen niemals empfehlen - denkt an die Haarrisse in der Patina - leicht kann ein Stückchen Patina ausbrechen, denn der Schall kann Patina von Schmutz nicht unterscheiden !
Wenn ihr weitere Fragen habt ... ich schau als jetzt mal regelmässig hier rein!
Gruß, heripo