[x] Bitte registrieren Sie sich um alle Funktionen des Forums nutzen zu können. Als Gast können Sie z.B. keine Bilder betrachten.

Registrieren          Schliessen
Achtung!
 >  Sondengehen > Fundreinigung und Restauration > Anleitungen zur Fundreinigung und Restauration  > Thema:

 Umgang mit Rost

Gehe zu:  
Avatar  Umgang mit Rost  (Gelesen 769 mal)
A A A A
*
0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.
Seiten:  1 2   Nach unten
Offline
(versteckt)Themen Schreiber
#0
19. September 2024, um 16:57:17 Uhr

Angenommen ich habe eine Axt, deren Haus nur noch aus Rost besteht.
Wenn ich also den Rost entfernte, wäre das Haus, und damit auch die vollständige Axt,futsch.

A. Was für Rettungsoptionen gibt es?

B. Kann man Eisen mit Rost(resten) schwarzbrennen (hoch erhitzt in Leinöl), um das Problem zu beheben? Oder wird der Rost seinen Weg finden und die Konservierung ist obsolet?

Es handelt sich um eine allgemeine Frage, für die keine Beispielfotos zur Verfügung stehen.

Ich freu mich über eure Hinweise!

Winken
Alraune

Offline
(versteckt)
#1
20. September 2024, um 16:37:48 Uhr

Eine Axt Ist so massiv die rostet nicht so schnell durch.

Gruß cyper

Offline
(versteckt)Themen Schreiber
#2
22. September 2024, um 20:43:25 Uhr

Danke Cyper, dein Wort in Gottes Ohren. Falls doch:
Kann man ein Stück schwarzbrennen, ohne dass der Rost sich durchfrißt?

Winken
Alraune

Offline
(versteckt)
#3
23. September 2024, um 09:44:21 Uhr

Was soll denn "Schwarbrennen" sein? Das kenne ich nur von Hochprozentigem. Zwinkernd Glühen zum Entsalzen kenne ich. Dazu braucht man aber verdammt hohe Temperaturen. Und mMn geht das nur, wenn noch Substanz übrig ist. Komplett in Oxid umgewandeltes Eisen dürfte dabei zerstört werden. Evtl. kann man solches stattdessen mit Epoxidharz stabilisieren, aber ob das die Mühe wert ist?

Offline
(versteckt)Themen Schreiber
#4
23. September 2024, um 16:48:35 Uhr

Danke für den Hinweis Günter.
Scharzbrennen ist dasselbe wie Firnisbrand. Siehe oben und hier

Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
Registrieren oder Einlogen

Das hat mir einige gute Ergebnisse gebraht. Das geht nur mit dem Schmelzofen, aber sieht top aus.

Das mit dem Epoxidharz werde ich ausprobieren. Es scheint, das Haus besteht ausschließlich aus Rost.
Die Schneide ist in gutem Zustand.

Winken
Alraune

Offline
(versteckt)
#5
23. September 2024, um 17:50:01 Uhr

Der Rost muss definitiv runter, ansonsten findet dieser seinen Weg, wie du selbst schon geschrieben hast.
Mit dem "schwarzbrennen" Lächelnd  kenne ich micht nicht aus, ich würde wie immer den klasischen Weg wählen. Heist im destilliertem Wasser baden mit zweiwöchigen Rytmuss eines Wasserwechsels.
Wie Cyper schon erwähnte dürfte die Axt noch genügend Eisenmasse besitzen, bis zur dieser Schicht sollte der Rost aufjedenfall runter. Bei einer Axt mit Rost eignet sich sicherlich ein Dremel. Nach der Entfernung des Rost und beendigung des Wasserbades ( kann durchaus mehere Monate sein ) kommt das gute Stück in den Backofen bei 150 bis 200 für eine gute Stunde oder auch mehr, um sicher zu gehen das keine Feuchtigkeit mehr vorhanden ist.

Das Finish würde ich mit Paraliod B72 angehen, das Zeugs muss relativ schnell aufgetragen werden da es sehr flüchtig ist. Zum Schluss noch mit Zapon Lack darüber und fertig.


Wie gesagt, das wäre mein Weg den ich gehen würde und immer wieder auch gehe. Zwinkernd

Michel  Winken

Offline
(versteckt)Themen Schreiber
#6
23. September 2024, um 18:24:02 Uhr

Moin Michel,

vielen Dank für die detaillierte Beschreibung.
Ich lass das mal sacken und werde sicherlich bald das Ergebnis präsentieren können.

Winken
Michel

Offline
(versteckt)
#7
23. September 2024, um 18:29:29 Uhr

Geschrieben von Zitat von Alraune

Winken
Michel


Es kann nur einen Michel geben! Grinsend

Michel  Winken



Offline
(versteckt)
#8
23. September 2024, um 19:14:42 Uhr

Also ich bin skeptisch, dass sich ein komplett umgewandeltes Eisenstück ohne Kernsubstanz auf Dauer erhalten lässt. Aber ich hoffe natürlich, dass ich irre.

Vielleicht bringt es ja was, das Stück vor der Epoxidharz-Beandlung in Tannin zu baden (und dann natürlich erst mal gut zu trocken).

Das Problem ist hier nicht der so sehr Rost, sondern die darin enthaltenen Chloride, die in so einem Fall sicher sehr tief sitzen. Wenn es nicht gelingt, dass Stück absolut perfekt zu versiegeln, werden die Chloride im Lauf der Jahre (und ich hatte deren schon über 10, bevor es passiert ist) kristallisieren und dabei Stücke der Oxidschicht absprengen - je tiefer das passiert, desto hässlicher.

Offline
(versteckt)
#9
24. September 2024, um 11:11:49 Uhr

Die perfekte Versiegelung sollte mit Paraliod und Zaponlack eigentlich gegeben sein.


Michel  Winken

Offline
(versteckt)
#10
24. September 2024, um 12:09:43 Uhr

Geschrieben von Zitat von Hansguckindieluft
Die perfekte Versiegelung sollte mit Paraliod und Zaponlack eigentlich gegeben sein.

Mein über 10 Jahre gehalten Fall war eine Paraloid-Versiegelung. Das Problem bei Lacken ist, dass sie mit der Zeit brüchig werden können, insb. wenn Sonnenlicht drauffällt.

Aber Paraloid B-72 ist schon das Mittel der Wahl. Das nehmen auch die Profis:
Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
Registrieren oder Einlogen
https://www.kalkriese-varusschlacht.de/fileadmin/user_upload/varusschlacht/0_aktuelles/museumsblog/Archiv_Museumsblog_2016_-_2021/64_Der__Block-Blog_-Teil_4_Konservierung_und_Restaurierung_-_26.11.2020.pdf


Und apropos Varusschlacht: hier habe ich gerade das gelesen, was ich zuvor auch geschrieben hatte. Man kriegt diese Eisenkonservierung leider nicht dauerhaft stabil hin:
Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
Registrieren oder Einlogen
https://www.kalkriese-varusschlacht.de/die-varusschlacht/fundpaten-gesucht.html


Offline
(versteckt)Themen Schreiber
#11
24. September 2024, um 16:30:18 Uhr

Michel,

meinst du Paraliod UND Zaponlack oder ODER Zaponlack?
Was spricht gegen Firnis?

[winken]Alraune

Hinzugefügt 24. September 2024, um 16:39:00 Uhr:

Hier mal mein konkretes Problem.
Ist der Rost ab, ist das Haus futsch.

Wie würdet ihr vorgehen?
Epoxidharz hab ich auf dem Zettel (kann man das eigentlich erhitzen? Eher nicht, denke ich?)

Winken
Alraune


Es sind 4 Anhänge in diesem Beitrag die Sie als Gast nicht sehen können.

Bitte registrieren Sie sich um sie ansehen zu können.

20240924_173608.jpg
20240924_173639.jpg
20240924_173643.jpg
20240924_173646.jpg

« Letzte Änderung: 24. September 2024, um 16:39:02 Uhr von (versteckt), Grund: Doppel-Beitrag zusammengefasst »

Offline
(versteckt)
#12
24. September 2024, um 17:03:16 Uhr

Geschrieben von Zitat von Hansguckindieluft
Die perfekte Versiegelung sollte mit Paraliod und Zaponlack eigentlich gegeben sein.


Eben nicht.
Diese Lacke und auch Wachs (ja auch kein mikrokristallines hochschmelzendes Paraffin nicht) bieten keinen dauerhaften Penetrationswiderstand gegen Luftfeuchtigkeit und Sauerstoff. Besonders in den dünnen Lagen in denen sie aufgetragen werden (<1mm in den meisten Fällen)

Sie helfen allemal das Eindringen zu verlangsamen bzw. den Feuchtegehalt innerhalb der Oxidschicht konstant zu halten, wenn äußerliche kurzfristige Schwankungen auftreten. Versteh mich nicht falsch; die Konservierung ist zwar unbedingt notwendig bei Eisen, aber hält die Korrosion eben nicht alleine auf (Eisen mit sehr guter Substanz und dünner Oxidschicht mal ausgenommen)

Für die fortschreitende Korrosion im Fund sind 3 Dinge nötig: Feuchtigkeit, Sauerstoff und ein Elektrolyt (in unserem Fall va. Chlorionen). 
Das Problem ist, dass wenn die Feuchtigkeit erstmal im Fund ist, wird eine Radikalreaktion getriggert, die an der Schnittstelle zwischen Metallkern und den Oxidschichten (Geothit, Magnetit, Wüstit, etc. also das was wir als erhaltenswerte Patina kennen) mithilfe des vorhandenen Chlors (welches sich über die Verweilzeit des Fundes im Boden in den porösen Oxidschichten anreichert) ein Mineral (Akaganeit) erzeugt, welches turmartige Kristalle ausbildet und die Oxidschichten förmlich absprengt. 
Da Radikalreaktion läuft der Prozess (in Theorie) aber so lange ab, bis die vollständige Patina abgesprengt ist. Ist natürlich schwer zu pauschalisieren, weil die Chlorgehalte in den Oxidschichten normalerweise relativ grob verteilt sind.

Soweit nur ein kurzer Abriss zu den Vorgängen im Fund. Wer mehr dazu wissen will, kann sich ausreichend Literatur über Sci-Hub runterziehen. Bei Scholar gibts genug Paper. Einfach mal "iron conservation, artefact conservation, artefact corrosion, oä" eingeben.

Die Lösung wäre natürlich, weil Luftfeuchtigkeit und Sauerstoff nahezu unmöglich sind, vom Fund fernzuhalten, die Chloride aus den Oxidschichten zu entfernen. Allerdings ist das alles andere als leicht. Angefangen damit, dass Chlor wasserunlösliche Verbindungen mit Eisen und Sauerstoff eingehen kann, die aber in der späteren Korrosionsreaktion eine Rolle spielen können. 

Ich hab zu der ganzen Eisenentsalzungsgeschichte schon einen längeren Beitrag geschrieben.
Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
Registrieren oder Einlogen
Neues von der Eisenfront (detektorforum.de)


« Letzte Änderung: 24. September 2024, um 17:11:38 Uhr von (versteckt) »

Offline
(versteckt)
#13
24. September 2024, um 18:16:39 Uhr

Ich hätte noch die Lyse vorgeschlagen, wen man sich nun aber die Bilder 2 - 4 anschaut...auwa! Nono
Da wirst du wohl nicht mehr viel retten können, der Rest der Axt sieht noch gut aus, da geht noch was. Zuerst Paraliod dann der Zaponlack
Schade das Bolzenkopf nicht mehr im Forum ist, der hätte evtl auch noch Antworten parat.

Pfenning, danke für die Litaratur Hinweise, werde ich mir anschauen.


Michel  Winken

Offline
(versteckt)
#14
24. September 2024, um 18:55:19 Uhr

Geschrieben von Zitat von Alraune
Wie würdet ihr vorgehen?

Ist das Stück antik? Wenn nicht, würde ich es ehrlich gesagt entsorgen.Nullahnung

Ich habe selbst noch nie mit Epoxidharz gearbeitet - darum kann ich nicht sagen, wie sehr man das erhitzen kann, wenn überhaupt. Eine evtl. Alternative wäre noch Flüssigmetallkleber. Da müsste man jetzt experimentieren. Der z.B. Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
Registrieren oder Einlogen
https://www.sh-tuning.de/jb-weld-2-komponenten-kleber-metall


Hast Du schon mal einen Magneten ans Haus gehalten? Je besser der haftet, desto mehr Substanz wäre noch da.

PS: mach doch mal Wühler auf den Fred aufmerksam. Der ist recht fit, was (Eisen)Restauration angeht.

Seiten:  1 2
Haftungsausschluss / Nutzungsbedingungen Datenschutzerklärung Impressum Kontakt Mobile Version
Powered by SMFPacks WYSIWYG Editor