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 Allerheiligen (1. Nov.)

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Avatar  Allerheiligen (1. Nov.)  (Gelesen 733 mal) 0
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13. August 2009, um 16:23:04 Uhr

Allerheiligen ist zwar kein in den Ostalpen erfundener „Brauch”, doch der ver-drehte „Ersatz” eines solchen. Und es ist auch kein Zufall, dass dieser Termin (1. November) gerade in den Alpenländern mit allem Ernst begangen wird und arbeitsfreier gesetzlicher Feiertag ist. Aber wir wollen zur näheren Erklärung zuerst noch tiefer eintauchen in die Geschichte und die Winkelzüge „weltlicher” und „geistlicher” Weltpolitik. Nicht immer waren da die höchsten Repräsentanten von Kirche und Staat, so z.B. die Römischen Kaiser, eine Zierde ihres Amtes – ebenso wenig wie die Bischöfe von Rom, die rund 600 Jahre nach Christi Geburt den Titel „Papst” und die Oberhoheit über die katholische Kirche, die Staatskirche des spätantiken Römischen Reiches, für sich beanspruchten. Da konnte es leicht vorkommen, dass eine schmutzige Hand die andere wusch!

So hatte sich z.B. ein gewisser Phokas im Jahre 602 in Byzanz zum oströmi-schen Kaiser gemacht, indem er mit seinen Spießgesellen den „rechtmäßi-gen” Kaiser Mauritius samt Familie niedermetzelte. Da er den für die Legi-timation nötigen Segen der Vertreter der (Ost-) Kirche, der Patriarchen von Konstantinopel - dem „Neuen Rom” - dafür nicht erhielt, setzte Phokas auf die Bischöfe des weit abgelegenen „alten” Rom, die sich zur Anhebung ihrer Bedeutung im Reich um so williger mit dem Usurpator gemein machten. Von Gregor I. bis Boni-fatius IV. pflegten die Oberhirten von Rom enge „freundschaftliche Bezie-hungen” mit dem Massen-Mörder auf dem Thron im Osten.   
Röm. Münze mit Potrait des Phokas

Es sollte ihr Schaden nicht sein! Phokas, der „amtierende Römische Kaiser” in Byzanz „revanchierte” sich für die fromme Unterstützung aus dem fernen Westen und erkannte – zum Ärger der anderen (bislang gleichrangigen) Patriarchate von Jerusalem, Antiochia, Alexandria und Konstantinopel – im Jahre 607 per Kaiser-Dekret den Bischof von Rom bzw. „die apostolische Kirche S. Petri als Haupt aller Kirchen (caput omnium ecclesiarum)” an. Im Jahr darauf „schenkte” der Thronräuber dem „Papst” Bonifatius IV. den bisherigen Tempel für die Göttermutter Kybele und „alle” übrigen Götter, das sogenannte Pantheon in Rom (von gr. pan für „alle” und theoi für „Götter”). Wofür umgekehrt Bonifatius dem Kaisermörder eine „Ehrensäule” errichten ließ, die in Rom heute noch steht. - Die virtuelle „Ehrensäule” im Web steht auf den Seiten von Wikipedia unter Bonifatius IV. (Papst)!

Statt Kybele und alter Götter eine Heerschar an neuen Märtyrern  ^

   „Sein” Pantheon, den altehrwürdigen Tempel für alle Götter, dessen Kuppel größer ist als die der Peterskirche, funktionierte „Papst” Bonifatius IV. schnellstens um zu einer Kirche für die „Gottesmutter Maria und alle [an Stelle der Götter getretenen] Mär-tyrer”, dem Grundstock der Gemein-schaft der katholischen „Heiligen”. Als Festtags-Termin für „Allerheiligen”, dem Sammelbecken all jener Heiligen, die wegen der begrenzten Zahl an Tagen pro Jahr um einen eigenen Festtag gestorben waren, galt in den Nach-folgestaaten des Römischen Reiches zunächst der Sonntag nach Pfingsten. Ein Datum, das jedoch in den ehemals keltischen Ländern keine rechte Wirkung entfalten konnte!

Abb.li.: Innenansicht des Pantheon im 18.Jh.
Gemälde von Giovanni Paolo Pannini
 

Für ostalpine Verhältnisse wurde die Sache erst interessant als Papst Gregor III. (731 – 741) zwangsläufig Muße fand, sich den ehemaligen Kelten und Germanen in und nördlich der Alpen zuzuwenden, weil ihm rund ums Mittelmeer der Oströmische Kaiser Leo III. das politische Wasser abgrub. Vom päpstlichen Legaten Bonifatius (dem mit der Donar-Eiche) auf hartnäckig erhaltene „heidnische” Bräuche aufmerksam gemacht, verbot er z.B. das Essen von Pferdefleisch, das zum keltischen Ritual zu Samhain gehörte. (In der übrigen Zeit war den Kelten das Fleisch des Pferdes, heiliges Orakeltier und „Mitwisser der Göttinnen” tabu!) Und mit Hilfe des Eiferers Bonifatius erkannte er die Brisanz des in den Ostalpen und in den ehemals keltischen/gallischen Ländern noch immer am 1. November gefeierten keltischen Jahreswechsel-Festes Samhain, an dem nach dem überkommenen Glauben die Tore der „Anderswelt” nach außen offen standen, und die Seelen der (vorübergehend) verstorbenen Verwandten ihre Familien besuchten.

Die endgültige Etablierung des aller Ausgelassenheit entkleideten „christlichen” Ersatz-Festes „Allerheiligen” fand trotzdem erst ein Jahrhundert später statt, als „Papst” Gregor IV. (827 – 844) im Jahr 835 dessen Einführung im - über West- und Mitteleuropa ausgedehnten - Frankenreich durchsetzte. Seither ist der 1. November ein trauriger Tag, für den es z.B. mancherorts bis heute sogar ein amtliches Tanzverbot (vgl. Kathrein-Tanz) gibt. Die Umkehrung (neulat. Per-version) des höchsten Keltenfestes, bei dem auch hierzulande offen-sichtlich noch im 9. Jahrhundert „nach Christus”) die Verstorbenen auf eine ungleich freundlichere – und sinnlichere – Art geehrt worden sind, ist damit perfekt!
auszug aus diekelten.at

mfg.zenzi

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