20. September 2012 | Von Karl-Gerhard Guttandin
Bedeutender Hortfund in Bauschheim
Geschichte – Jürgen Hubbert entdeckt in der Gemarkung Münzen und Bronzebruchstücke – Leerstelle im Stadtmuseum
„Ich hatte in der Nähe römische Scherben aufgelesen und war auf dem Rückweg, als mir im Feld eine Münze auffiel und dann noch zwei, drei”, erzählt Jürgen Hubbert über seinen Fund im Januar. „Ich bin dann am Nachmittag noch einmal hingegangen und traute meinen Augen kaum, als ich neben weiteren Münzen auch Bronzebruchstücke, darunter ein feuervergoldetes handtellergroßes Stück fand”, schildert der 72 Jahre alte Bauschheimer den Fund, der inzwischen zu den vier bedeutendsten dieser Art in ganz Hessen aus jener römischen Epoche zählt.
Der gelernte Flugzeug- und Autobauingenieur ist seit 45 Jahren als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege tätig und hat inzwischen eine reiche Erfahrung und ein geschultes Auge. So war ihm die große Bedeutung des Fundes unweit eines alten Flussbettes im Südosten von Bauschheim schnell klar. Die jüngste Münze datiert in die Zeit des römischen Kaisers Valentinian I., der 375 starb. Also stammt der Fund aus der Zeit davor.
Bronze war damals sehr wertvoll. Wenn also Bronzebruchstücke und Münzen so dicht beieinander gefunden werden – in weiterem Umkreis fanden sich keine mehr und auch keine römischen Scherben – und wenn mehrere feuervergoldete Stücke dabei sind, dann handelt es sich um einen wertvollen Besitz, der an dieser Stelle wohl wegen Gefahr verborgen wurde, vielleicht wegen eines Kampfes. Sein Besitzer konnte ihn wohl nicht mehr bergen.
Man hatte bereits vor Jahren den Bronze-Kopf einer römischen Reiterstatue in Waldgirmes gefunden und weitere Bruchstücke einer Reiterfigur in Nieder-Eschbach sowie gleichartige Funde bei Groß-Gerau. Zusammen mit dem Bauschheimer Fund weisen sie darauf hin, dass in der Endphase der Römerzeit wohl von den Alamannen bei deren Vorstößen römische Standbilder zerschlagen und die wertvollen Bruchstücke verschleppt wurden.
Weitere Untersuchungen finden derzeit an verschiedenen Institutionen statt, darunter in Berlin, wo die chemische Zusammensetzung des Materials untersucht und ein Vergleich mit den anderen Funden angestellt wird.
In Bauschheim kreuzten sich zwei wichtige römische Fernwege, erklärt Jürgen Hubbert. Einer führte von Astheim Richtung Rüsselsheim-Seilfurt und der andere vom Kostheimer Mainübergang nach Groß-Gerau. Immer wieder werden zahlreiche römische Siedlungsspuren entlang dieser Routen gefunden. Aber schon lange vor den Römern siedelten Menschen in der Region, ebenfalls belegt durch zahlreiche Funde, denn die Gegend war hier besonders günstig: Das waldarme Land eignete sich bestens zur Jagd, die zahlreichen Flussläufe boten Fischreichtum und die höheren hochwassergeschützten Dünen wurden zum Anbau und für Kleinsiedlungen genutzt.
Sogar bis in die Zeit der Neandertaler zurück gibt es Spuren in Bauschheim, denn auf dem damals noch vorhandenen Steinberg, der später sogenannten Steinkaut, fand man deren Relikte.
Hubbert unterstreicht die außerordentlich hohe Bedeutung der Region in der Frühgeschichte und würde diese Zeit gerne im Rüsselsheimer Museum sehr viel stärker repräsentiert sehen.
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