Vor wenigen Tagen wurde von der Kreisarchäologie des Landratsamtes Konstanz in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege des Regierungspräsidiums Freiburg eine archäologische Rettungsgrabung in Hilzingen durchgeführt. Am sogenannten Homboll wurde die Baugrube für einen Swimmingpool unter der Aufsicht des Kreisarchäologen Dr. Jürgen Hald ausgehoben.
Da bereits 2009 beim Aushub des zugehörigen Wohnhauses Gräber aus dem Frühmittelalter zum Vorschein kamen, war bei dem neuen Eingriff mit weiteren archäologischen Funden zu rechnen. Der Aushub für das Schwimmbecken wurde aus diesem Grund vorgezogen, um den Archäologen ausreichend Zeit für die Bergung der zu erwartenden Funde einzuräumen. Etwa ein Meter unter der Oberfläche kamen dann schon nach kurzer Zeit die ersten Knochen unter der Baggerschaufel zum Vorschein. Insgesamt konnten aus der 50 m² großen Baugrube die Überreste von 14 Gräbern mit mindestens 17 Toten geborgen werden. Wie bei den Alamannen üblich, wurden die Verstorbenen in West-Ost-ausgerichteten Grabgruben mit Kopf im Westen und Blick nach Osten bestattet.
Die genaue Freilegung der Bestattungen zeigte, dass zahlreiche Gräber vermutlich schon kurze Zeit nach der Grablege beraubt wurden.
„Die Grabräuber haben offensichtlich sehr gezielt nur die lohnenden Gräber geöffnet. Sie wussten wohl, wo welche Kostbarkeit lag, “ folgert Hald aus dem Umstand, dass einige Skelette nur an den Stellen gestört waren, wo normalerweise Schmuck oder Waffen als Grabbeigaben niedergelegt wurden. Jedoch nicht alle Beigaben gingen den Grabräubern ins Netz. So konnten in einem Grab noch Teile eines Gürtels mit eisernen Beschlägen, eine Schere und andere Habseligkeiten des Bestatteten von den Archäologen feinsäuberlich freigelegt und dokumentiert werden.
Auch Bürgermeister Rupert Metzler zeigte sich fasziniert von den etwa 1400 Jahre alten Funden, die ihm der Kreisarchäologe in der Hombollstraße präsentierte. Besonders eindrucksvoll erwies sich ein Doppelgrab einer erwachsenen Person, die zusammen mit einem Kleinkind bestattet wurde. Das Kind wurde am linken Bein des Erwachsenen niedergelegt. Der Kopf des Kindes lag dabei in der linken Hand des oder der Toten. „Die Notbergung, die ohne Bauverzögerung innerhalb weniger Tage abgeschlossen werden konnte, hat uns sehr wertvolle Erkenntnisse zur frühen Ortsgeschichte von Hilzingen geliefert. Die Funde zeigen, dass hier schon während des 6. und 7. Jahrhunderts n. Chr. ein frühmittelalterlicher Friedhof bestand, der zu einer der Keimzellen des heutigen Hilzingen gehörte“, resümierte Hald nach Abschluss der Ausgrabung.
Die Funde werden nun zur Restaurierung an die Denkmalpflege des Regierungspräsidiums Freiburg übergeben. Die Skelettfunde sollen von Spezialisten für Menschenknochen des Landesamtes für Denkmalpflege genauer analysiert werden.
Von: Oliver Fiedler
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