Hi Leute,
gestern kam auf ORF2 bzw. ORF Europe eine 1,5h Reportage "Universum" zum Thema Irvine & Mallory.
Eine Expedition von Bergsteigern aus Deutschland und Österreich wollte die Kamera von Mallory auf
8400m auf dem Nordgrad finden. 1960 entdeckte dort der Chinese Xu Jing die Leiche des Engländers Irvine.
Bei aller Achtung vor der Leistung der Expeditions-Teilnehmer, welche im Mai 2010 auf den Everest stiegen,
um zu erforschen, ob Irvine und Mallory in den 1920er Jahren den Tscho Molung-Ma (Göttinmutter des Landes)
evtl. lange vor Edmund Hillary und Tenzing Norgay bezwungen hatten -
ein Tag bzw. 3 Stunden für die Suche ist einfach viel zu wenig, auch wenn sich das Areal am Grat nur auf 100m
beschränkt. Selbst wenn Witterungs-Umstände dazwischen kommen - hier muss viel mehr Aufwand betrieben werden,
wenn sich der ganze teure und anstrengende Weg letzlich auch wirklich lohnen soll!
Neben der Frage, ob und wie gut finanzkräftige Interessensverbände und Sponsoren solche Such-Aktionen finanzieren
stellt sich auch die sehr wichtige Frage, ob ein 1924 belichteter Film der damaligen Qualität durch die extremen Witterungsverhältnisse
noch soweit konserviert ist, dass überhaupt entwickelbares Film-Material gerettet werden kann!
Des weiteren ist es auch äusserst grenzwertig, den gefundenen Leichnam von Mallory einfach unter Geröllschutt zu verscharren
anstatt zu bergen und in die Heimat zu überführen. Die extreme Höhe von 8100 Höhenmetern mag dazu beigetragen haben,
aber auch die psychische "Borniertheit" der mit so einer Extremsituation konfrontierten Personen.
Die kulturell geprägten psychologischen Rituale und Verdrängungsmechanismen was den Tod betrifft verhindern speziell
am Mount Everest einen langfristig notwendigen "Bereinigungs-Weg" der dort sehr kritischen Lage bzw. Erfolgs-Ökonomie!
Denn es kann dauerhaft nicht tragbar sein, dass links und rechts des Klettersteiges dutzende bis hunderte Leichen liegen!
Es ist dies ein heisses Eisen, für welches die Menschheit noch nicht reif zu sein scheint, denn sonst wäre längst viel mehr
in diesem Bereich unternommen worden. Im Prinzip ist der Everest ein Schlachtfeld des Erfolges, vergleichbar mit jenen
des Mittelalters, nur dass dort der Tod noch immer "allgegenwärtig" ist, ausser man blickt nur stur auf seinen Gipfelsieg!

Es ist nichts so schlecht, als dass es noch für etwas gut wäre - und man verzeihe mir diese Analogie - aber vielleicht werden
irgendwann einmal "Schatzsuch-Grabräuber" die "Drecksarbeit machen" und den Everest von seinen vielen sterblichen Überresten säubern,
weil die "normalen Menschen" dazu psychisch nicht in der Lage sind. Mit dem Unterschied, dass das eine "moralisch"

(wer macht
überhaupt die gängige Moral...) geächtet und das andere als ehrenhafte Mühe um "Seelenfrieden" gefeiert wird.
Es braucht für solche Extrem-Aufgaben auf alle Fälle Spezialisten, welche psychologisch und körperlich den Extrem-Anforderungen gewachsen sind,
und das dürften selbst bei bester finanzieller Vergütung nur die Allerwenigsten sein.
Faszinierend ist die Thematik allemal, weil sie den menschlichen Geist an die Grenzen des "Vorstellbaren" führt, auch zwischen Leben und Tod.
Und ganz speziell auf dem Evererst herrscht das Gesetz des Stärkeren, des "rette dich selbst", bei welchem oft jegliche Gutmenschen- oder
Rettungstat (speziell über 7500m) zum scheitern oder gar Tod der eigenen Person führen kann.
Die Intention, den Ehrgeiz oder gar den Lebenstraum des Gipfelstürmers zu verstehen ist eine Sache,
mit den realen Auswirkungen und teils tödlich tragischen Resultaten sinnvoll umzugehen, eine ganz andere....
Im Sinne von "Jeder ist seines Glückes Schmied" ist auch jeder selbst schuld und verantwortlich, der sich unnötig in tödliche Gefahr begibt,
aber den Angehörigen, die um einen geliebten Menschen trauern, dies klar zu machen bzw. ihnen wirklich zu helfen, ist ein anderes Thema...