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 Intermezzo mit Jagdmeister "Oberschlau"

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Avatar  Intermezzo mit Jagdmeister "Oberschlau"  (Gelesen 1141 mal) 0
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(versteckt)Themen Schreiber
#0
19. Januar 2014, um 18:26:49 Uhr

Moin,

gleich vorweg: dies ist keine Sondengänger-Story. Heißt: ich hatte nicht einmal einen Detektor dabei. Aber da wir alle gewissermaßen Heimatforscher sind, sind Heimatforscher-Geschichten bestimmt auch nicht fehl am Platze...


Folgendes hat sich also zugetragen: ich war heute mit meinem Hund (Mischung weißer Schäferhund / Border Collie) unterwegs. Ich wohne auf dem Lande, also ging es durch Wälder, Wiesen und Felder. Mal auf den Wegen, mal abseits davon. Im Grunde ist das bei uns auch nicht weiter schlimm, denn die Felder sind nicht eingezäunt und nicht bestellt.

Hinter einem kleinen Wäldchen beobachtete ich ein Rudel Rehe. Es mögen so 10-15 Stück gewesen sein. Sie hatten mich und den Hund, der ja natürlich angeleint war, nicht bemerkt und grasten friedlich weiter. Etwa nach 2 min fuhr hinter dem gegenüber liegenden Waldstück (Entfernung ca. 300m) ein großer, dunkler Geländewagen hervor, hielt an und jemand stieg aus. Ich bemerkte trotz der Entfernung sofort, dass er ein Gewehr bei sich trug und es offensichtlich auf die Rehe abgesehen hatte. Wie ich es kommen sah, stiefelte der Mann durch das hohe Gras am Waldrand in Richtung seines Jagdsitzes. Dort angekommen, zielte er auch sofort auf die Rehe - und in meine Richtung. Gut, nun hatte ich Tarnsachen an. Er hat mich also sicher nicht gesehen. Ich wollte nicht in die Schusslinie geraten und beschloss mich vom Geschehen zu entfernen. Damit ich nicht Gefahr lief mit einem Tier im Unterholz verwechselt zu werden, ging ich seitlich offensichtlich am Waldrand entlang. Nun musste mich der Jäger als Menschen deutlich wahrgenommen haben. Die Rehe wohl aber nicht, denn sie grasten weiterhin auf dem Feld.

In diesem Moment fuhr auf einem angrenzenden Feldweg urplötzlich ein Quadfahrer vorbei. Fahren wäre untertrieben - er raste über die Schlammpiste. War klar was die Rehe davon hielten. Sie nahmen also reißaus. Ich ging weiter auf einen Feldweg zu und wollte wieder in Richtung nach Hause. Zwischen mir und dem nächsten Weg lag aber noch ein Abzugsgraben und ich wollte einfach so lange auf dem Feld neben dem Weg gehen, bis die nächste Brücke kam.

Etwa 500m weiter holte mich der Jäger mit seinem Geländewagen ein. Er hielt wieder an, stieg aus und sprach mich direkt an:

"Ich will Sie mal um was bitten!" (Der Tonfall klang schon nicht wirklich nach einer "Bitte"...)
"Was fällt Ihnen ein - Sie verscheuchen die ganzen Rehe! Sie dürfen hier nicht einfach herumlaufen! Das ist verboten!"

Ja...bei so etwas werde ich als angehender Jurist dann hellhörig. Also entgegnete ich:

"Was soll denn daran verboten sein, mit seinem Hund spazieren zu gehen?"

Er entgegnete:

"Ja! Sie haben die Rehe verjagt!"

Ich daraufhin:

"Nein, die Rehe standen völlig ruhig herum. Der Quadfahrer hat sie aufgescheucht und im Übrigen: wenn Sie mit Ihrem Geländewagen direkt ans Feld fahren und in Windrichtung auf das Wild zu rennen, ist es kein Wunder, wenn dieses Reißaus nimmt..."

Der war etwas verdutzt, aber fuhr fort:

"Sie dürfen hier gar nicht langgehen! Sie laufen nicht auf den Wegen! Das ist verboten!"

Ich sagte:

"Nun, warum sollte es verboten sein? Es steht hier nirgendwo ein Schild. Die Felder sind nicht eingezäunt. Es befindet sich keine Saat im Boden und ich störe den Eigentümer nicht."

Er:

"Das ist aber alles Privateigentum!"

Ich:

"Ja, mit Sicherheit sogar, aber nicht Ihres. Daher haben Sie gar keinen Anspruch gegen mich. Und selbst wenn es Ihres wäre und es nicht umfriedet ist und ich Sie in Ihrem Eigentum nicht störe, gibt es kaum Gründe mir zu verwehren hier spazieren zu gehen..."

Er war nun sichtlich perplex...aber immer noch der Meinung im Recht zu sein. Daher fragte er:

"Was soll das hier eigentlich werden? Was machen Sie hier überhaupt?"

Ich entgegnete nur:

"Ich interessiere mich sehr für Heimatgeschichte und bin auf der Suche nach Spuren der Vergangenheit, die man im Gelände evtl. noch sehen kann."

Er nur:

"Diese Sachen können Sie auch vom Weg aus sehen!"

Ich:

"Wohl kaum, denn die Wege dürfen wohl darauf gebaut sein, oder?

Nun kommt eigentlich meine Lieblingsstelle im Dialog. Ihm gingen die Gründe aus, seinen Ärger und seine Wut über den entgangenen Abschuss mir in die Schuhe zu schieben. Er versuchte es mit folgendem letzten Argument:

"Wenn das hier jeder machen würde! Dann gäbe es bald keine Natur mehr! Und keine Spuren der Vergangenheit und so weiter!"

Ich dazu nur:

"Das ist unwahrscheinlich. Wenn aber jeder mit seinem Geländewagen aus Bequemlichkeit zum Jagdsitz fährt und Tiere erschießt, könnten Sie Recht behalten. Schönen Abend noch."


Nach diesem kurzen Schlagabtausch, drehte ich mich um und ging meiner Wege - bzw. nicht der Wege. Mag sein, dass ich eine große Klappe hatte, weil zwischen ihm und mir noch der breite Graben war. Aber das war mir danach auch egal.


Und die Moral dieser Geschicht'?
Seid stets wachsam und  auf der Hut,
wer etwas zu Euch spricht!
Ob Jäger hin,
oder nicht.


 Belehren


Schönen Abend noch.

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(versteckt)
#1
19. Januar 2014, um 18:37:56 Uhr

Hallo

Sobald du , die grünen Socken  anhast , meinst du  , du  hättest  Staatsgewalt .

Der Spruch stammt von meinem verstorbenen  Vater, bei einem Streit mit einem Jäger .

Gruß Heinz

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(versteckt)Themen Schreiber
#2
19. Januar 2014, um 19:04:08 Uhr

Ja Heinrich...das ist kein dummer Spruch!

Möglicherweise sehen sich einige als moderne Sheriffs an Zwinkernd

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#3
19. Januar 2014, um 19:55:13 Uhr

Aus welchen Bundesland kommst du?

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#4
19. Januar 2014, um 20:13:40 Uhr

Wenn ich mir überlege, daß hier die Jäger 2 Std Anreise haben, kann ich mir schon gut vorstellen, daß sie ungehalten sind, wenn jemand über die Felder strackt.
Nur macht der Ton die Musik. Wenn der Jäger sagt, daß er dort schießen möchte und darum bittet den Sondelgang zu beenden oder zu verlagern, bin ich gern bereit das auch zu tun. Schließlich möchte ich ja auch in Ruhe gelassen werden und andere auch nicht stören. Jeder hat halt sein Hobby. Mag man persönlich für oder gegen Jagd sein, für ihn ist es wichtig.
Wenn man sich getrollt hat, ist das Wild nach 2 Std wieder da. Hat mir ein Jäger gesagt. Also verlängert sich für den Jäger nur die Zeit des Ansitzens.
Dann habe ich hier auch einen "Schreihals". Der brüllt sofort herum, wenn jemand in der Dämmerung durch die Feldmark geht.
Da hilft nur Hund zum Spazierengehen leihen und mit einer Trillerpfeife pfeifen, weil man ja Angst vor Wildschweinen hat und sich die vom Leib halten möchte. Wer weiß, irgendwann setzt bei dem speziellen auch der Lerneffekt ein.
Bisher hatte ich nur mit dem Schreihals Probleme. Alle anderen Begegnungen konnten im Gespräch zu beiderseitiger Zufriedenheit geklärt werden.
Also in diesem Sinne
Gut Fund

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(versteckt)Themen Schreiber
#5
19. Januar 2014, um 21:30:24 Uhr

Um Missverständnisse zu vermeiden: ich bin ein sehr toleranter Mensch und provoziere andere nicht aus Spaß. Wenn man mich um etwas bittet gebe ich dem meistens nach. Aber wenn man mich ohne Rechtsgrundlage des Platzes verweisen will, mache ich auch kein Geheimnis daraus, dass ich so nicht mitspiele Zwinkernd

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#6
19. Januar 2014, um 21:43:55 Uhr

Klar macht der Ton die Musik, aber der Jäger hat ja angefangen.
Ich war mal am Sondeln und hab mich zu Tode erschrocken als mir der Jäger auf die Schulter tippte. Er hat dann ganz höflich gefragt "Wie lange brauchen sie noch, ich will hier ansitzen". Ich hab mich dann bei ihm fürs bescheid sagen bedankt und bin über die nächste Hügelkuppe weitergegangen. So hatte wir beide unseren Spaß. Also, so geht es ja auch!

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#7
19. Januar 2014, um 22:05:05 Uhr

Ich war mit meinem Sohn vor 5-6 Wochen noch ne Nachtwanderung im Wald machen und wir haben dann noch kurz ein Feuer gemacht. nach etwa 15 min. kam ne Taschenlampe auf uns zu und es war ein Jäger der uns freundlich Grüsste und mit uns etwas "small talkte"... Nun als ich ihn fragte auf was er den aus sei, meinte er Dachse aber nun könne er wegen dem Feuer eh einpacken und heimgehen. Das alles hat er aber nicht vorwurfsvoll gesagt und mir wars dann irgendwie auch nicht recht, aber wieso ich das erzähle ist, der Wald gehört weder ihm noch mir und mein Tun hat sein Tun verhindert/gestört. Aber er hat das nicht als Grund genommen seinen Frust nun an uns auszulassen, auch wenn wir in diesem Fall effektiv die "schuldigen" waren. Nun miteinander zu leben fordert Toleranz und ich freue mich immer wieder wenn ich Toleranz erleben darf und noch mehr wenn mein Kleiner dabei ist und der das auch erleben darf Zwinkernd

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#8
19. Januar 2014, um 22:31:12 Uhr

Geschrieben von Zitat von S.t.a.l.k.e.r.
Um Missverständnisse zu vermeiden: ich bin ein sehr toleranter Mensch und provoziere andere nicht aus Spaß. Wenn man mich um etwas bittet gebe ich dem meistens nach. Aber wenn man mich ohne Rechtsgrundlage des Platzes verweisen will, mache ich auch kein Geheimnis daraus, dass ich so nicht mitspiele Zwinkernd
Nicht, daß mich hier jemand falsch versteht/verstanden hat, es ging mir nicht um Schuldzuweisungen oder ähnliches.!
Ist halt nur, hätte der Jäger nicht gleich die große Tröte geblasen, hätte er ja auch nicht das große Orchester ausgelöst...
Dabei sollte Toleranz und Höflichkeit selbstverständlich sein. So, wie Nimmermehr geschrieben hat. Wenn sich alle an Regeln halten, könnte man gut neben- und miteinander leben.

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