Archäologie im Zweistromland
An den Flüssen von Babylon
24. Juni 2008 Der junge Mann platzte vor Stolz: Kaum angekommen, hatte er in dem Schutthaufen, der einst Babylon gewesen war, ein hübsches Terrakottafigürchen der Göttin Istar gefunden, und das war sogar mit Keilschriftzeichen versehen! Als er es seinem Kollegen Robert Koldewey präsentierte, dem Leiter der babylonischen Ausgrabung, meinte der, als echter Archäologe müsse der junge Mann nun aber auch die Schriftzeichen entziffern. Eifrig setzte sich der Novize hin und förderte mit Hilfe der Keilschriftliste einen babylonischen Text zutage, den er aber nicht übersetzen konnte. Er lautete "U du ri-nu-zi-ru-uz".
Die Arbeit mit dem sicherlich genialen, aber wohl recht exzentrischen Koldewey muss anstrengend gewesen sein, nicht zuletzt durch dessen Neigung zu Scherzen auf Kosten von Mitarbeitern und Besuchern. Dem jungen Friedrich Wetzel etwa, später ein bedeutender Archäologe, wurde ein Tonzylinder untergejubelt, dessen Inschrift Wetzel brav studierte, bis er im Inneren des Zylinders unter einer Lehmschicht ein paar Zigaretten fand und die Botschaft "Nebukadnezar seinem lieben Wetzel". Und den fünf Mitgliedern einer bibelfesten Sekte, die das Grabungsgelände besichtigen wollten, zeigte Koldewey ganz ernsthaft die Überreste des berühmten Feuerofens, die originale Löwengrube Daniels sowie Belsazars Thronsaal, wo einst das "Mene mene tekel" an der Wand erschienen war.
Mythos Babylon
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