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 Da liegt der Hund begraben

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08. Februar 2010, um 03:04:10 Uhr

Da liegt der Hund begraben
von Heinz-Dieter Freese, Gifhorn
Zusammenfassung: Anhand eines außergewöhnlichen Fundes aus der Mittleren
Bronzezeit beleuchtet der Verfasser die zerstörerischen Auswirkungen der
Schatzsucherei mit Metalldetektoren. Sollte dieses Phänomen der Spaß- und
Freizeitgesellschaft sich gesetzlich nicht verbieten oder weiter einschränken lassen, so
stellt sich die Frage nach einer Kooperation zwischen Denkmalämtern und
Sondengängern. Den Gegnern einer solchen Zusammenarbeit wird gesagt, dass sie
sich dadurch einer großen Menge an Bodenfunden berauben, die ohnehin durch den
modernen Ackerbau oder durch andere Erdarbeiten unerkannt verloren gehen. Den
Befürwortern einer Zusammenarbeit mit Sondengängern wird vor Augen gestellt, daß
das Metalldetektor-Hobby auch bei sorgfältiger Schulung und Betreuung von
Sondengängern immer wieder zur Zerstörung von einmaligen Bodendenkmalen
führen wird. Da liegt der Hund begraben!
Fast wäre er nie gefunden worden, der tote Hund. Nur ein Häuflein Knochen war von ihm
übrig geblieben, obwohl er einst ziemlich stattlich war. Die anderen Hunde im Dorf hatten
um ihn einen Bogen gemacht und auch die Menschen hatten Achtung vor seinem starken
Fang. Vielleicht hatte man ihn ja gerade deshalb auserwählt, um den Schatz der beiden
Frauen zu bewachen: die vier Armringe aus Bronze, ihr wertvollster Besitz. Nie hätten die
beiden Frauen gedacht, dass sie sich einmal davon trennen würden. Aber nun hatte ein Bote
die schreckliche Nachricht gebracht: Ihre verheirateten Töchter in dem Dorf an der Küste
waren bei einer Hungersnot ums Leben gekommen. Wochenlang waren die beiden Mütter
wie erschlagen vor Trauer. Doch dann entschlossen sie sich, das Teuerste herzugeben, was
sie besaßen. Wenigstens in der anderen Welt sollten ihre Töchter es gut haben, sie sollten
wieder essen und lachen und hinausgehen zum Tanz. Möchten die Götter ihren geliebten
Töchtern gnädig sein! Dafür waren die Mütter bereit, ihre wertvollen Ringe zu opfern.
Und auch ihren starken Hund wollten sie dazugeben. Er sollte wachen über die Töchter und
über den Schmuck. Das ganze Dorf war dabei, als der Hund geschlachtet wurde, als die
Ringe niedergelegt wurden und als die beiden Frauen den großen Stein daneben aufrichteten.
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Hier wollten sie jährlich ein Trankopfer bringen und niemals sollten die Ringe wieder ans
Licht des Tages gelangen.
Und tatsächlich: der tote Hund hielt Wacht, - über 3000 Jahre! Erst im Jahre 1991 wurde
sein Geheimnis entdeckt, als bei Hitzacker eine planmäßige Ausgrabung stattfand. Da
zeichnete sich unter dem Pflughorizont eine circa 60 cm breite Grube ab, an deren Rande ein
Steinbrocken knapp herausragte. Die Verfüllung der Grube bestand aus braun-grauem,
schwach humosen Mittelsand. Und nur deshalb, weil die Ausgräber sehr sorfältig vorgingen,
entdeckten sie in der Grube die umgestürzte Grabstele, die vier Ringe und das Häuflein
Hunde-Knochen. Ob es wirklich zwei Frauen waren, die hier für ihre verstorbenen Töchter
ein Opfer brachten? Das muß der Fantasie überlassen bleiben. Aber dieser außergewöhnliche
Befund aus der Mittleren Bronzezeit bietet doch tiefe Einblicke in die Geisteswelt jener Zeit.
Es gibt keinerlei Zweifel, dass die Ringe und der Hund für numinose Mächte geopfert
wurden. Erstaunlich ist auch, dass niemand aus dem Dorf sich die Ringe heimlich angeeignet
hat, obwohl die Stelle deutlich markiert war. Vielleicht, weil der tote Hund darüber wachte?
Christoph SOMMERFELD (1994, Heft 1, 9-15 ), der den Befund in den Berichten zur
Denkmalpflege in Niedersachen ausführlich dargestellt hat, schreibt: "Wäre der Hort nicht
im Zuge einer planmäßigen Grabung, sondern zufällig bei Erdarbeiten entdeckt
worden....wären wahrscheinlich nur folgende Minimalinformationen in die Fundakten
gelangt: "..N.N. pflügte in der Gemarkung Lanke-Gärten einen Acker. Nachdem der Pflug
im ansonsten steinfreien Boden anhakte, grub N.N. einen großen Stein aus. Dabei
entdeckte er neben dem Stein vier Bronzeringe, die er mittags mit nach Hause nahm. Nach
Aussagen des Finders lagen neben den Ringen kleine Knochen. Den Stein beförderte er
tags darauf mit einem Frontlader an den Feldrand. Die genaue Fundstelle läßt sich heute
nicht mehr ermitteln."
Im Folgenden möchte ich nun einmal fragen, was wohl passiert wäre, wenn ein sogenannter
Sondengänger diesen Fundort entdeckte hätte. Nehmen wir einmal an, dass er gute
archäologische Kenntnisse hat und durchaus am Schutz der Bodendenkmale interessiert ist.
Nun läuft er mit seinem Metallsuchgerät über den Acker in der Gemarkung Lanke-Gärten.
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Da gibt seine Metallsonde plötzlich ein sehr klares Signal von sich und er ist hocherfreut:
Endlich einmal kein Eisennagel! Mit einer Kelle beginnt er den Pflugbereich zu durchsuchen.
Die Erde wirft er nach außen, es entsteht ein trichterförmiges Loch. Noch immer piept das
Gerät. Da liegt auf der Kelle plötzlich braun-graue Erde: das Ende des Pflughorizontes ist in
Sicht. Und der Fund ist immer noch nicht gehoben. Der archäologisch gebildete
Sondengänger weiß, daß er jetzt nicht weitergraben darf, sonst könnte er Befunde
zerstören. Aber vielleicht, so überlegt er, liegt der Fund ja gar nicht tiefer, sondern nur dicht
neben seinem kleinen Trichter. Also beginnt er, ringförmig weitere Erde auszuheben.
Vergeblich! Noch immer ist der Fund nicht geborgen. Auf einer Fläche von circa 25 cm ist
die Erde des Pflughorizontes inzwischen komplett entfernt. Aber genau dort scheint der
Grund für das Piepen verboren zu liegen. Nun kommt der gutwillige Sondengänger ins
Grübeln. Soll er das mühsam freigelegte Loch wieder zuschieben? (Abb. 1)
Dann wird er nie erfahren, warum sein Metallsuchgerät hier einen so schönen Ton von sich
gegeben hat. Oder soll er - ausnahmsweise - doch noch 10 cm tiefer graben; auch auf die
Gefahr hin, Befunde zu zerstören? Er schaut sich die freigelegte Fläche nochmals an und
überlegt: bei so vielen humosen Anteilen kann das ja eigentlich gar keine sehr alte Grube
sein. Wahrscheinlich kommen gleich, wie schon so oft vorher, die Relikte des letzten Krieges
zutage: Patronenhülsen einer Bordkanone oder die Reste einer Panzergranate. Also greift er
wieder zur Kelle und hält kurz darauf, hocherfreut und zugleich schuldbewußt, vier
Armringe aus der Mittleren Bronzeit in der Hand.
Soweit der Entscheidungsprozess, der letztlich zu der Zerstörung eines einmalig schönen
Befundes führen musste. Denn jeder, der schon einmal mit einem Detektor im Gelände
unterwegs war, weiß: es ist wie eine Sucht. Die Sonde mit ihrem schönen, klaren Ton drängt
einen geradezu: Mach weiter, hör jetzt nicht auf! Und vor dieser Sucht sind Mitarbeiter der
Bodendenkmalpflege nicht weniger gefeit als Mitglieder eines Schatzsuchervereines.
Wer verwendet überhaupt Metallsuchgeräte? Das Paradebeispiel für eine gesetzlich
genehmigte und wissenschaftlich erwünschte Nutzung ist natürlich das Schlachtfeld von
Kalkriese, Lkrs. Osnabrück, das mithilfe eines Sondengängers entdeckt wurde und das seit
Jahren mithilfe von Detektoren systematisch erforscht wird.
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Inzwischen werden die Geräte auch auf vielen Grabungen eingesetzt, um das nächste
Planum prophylaktisch auf Metallobjekte hin abzusuchen. Und so manche ehrenamtlichen
Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege, die seit vielen Jahren nur oberflächig die Äcker auf
Funde hin abgesucht haben, mögen inzwischen auch einen Detektor mit sich führen. Es ist
nun einmal eine faszinierende Horizonterweiterung, wenn das Auge plötzlich auch unter den
Erdboden schaut und das ganze Spektrum der Metallfunde bei einer Ackerbegehung mit
erfasst werden kann. Neben diesen Nutzergruppen, die in engem Kontakt zu den
Denkmalämtern stehen, gibt es in den letzten Jahren auch immer mehr Sondengänger, die
sich in sogenannten Schatzsucher-Vereinen zusammengeschlossen haben. Einen guten
Einblick in die Szene gibt das Internet unter dem Stichwort "Sondengänger". Hier finden wir
zum Beispiel "Thor´s Reich", "Peter´s Schatzseite", "Heimdall´s Foren", die
"Interessengemeinschaft aktive Heimatforschung", den "Kelten-Club" ,"Rübezahl" und die
"Metalldetektor-Freaks". In Hamburg hat der frühere Bauarbeiter Matthias KRAY im
Dezember 2000 den Tesoro Club Nord gegründet. Nach einem Bericht der WELT AM
SONNTAG (vom 17.03.2002) zählte der Club im März 2002 insgesamt 54 Mitglieder. Am
Elbstrand suchen sie antike Münzen aus China und auf den Äckern finden sie
Gürtelschnallen und Abzeichen aus dem Zweiten Weltkrieg. Manche Sondengänger träumen
von einem richtigen Goldschatz; für andere zählt mehr das mystische Erlebnis: Die Nazi-
Medaille an der Wand oder die vier Ringe aus der Bronzezeit in der Hand schaffen einen
persönlichen Kontakt zu den Menschen aus vergangener Zeit. Überhaupt bietet das
Sondengehen eine gute Möglichkeit zu einem Ausbruch aus den Grenzen unserer
Gesellschaft. Dazu gehört auch der Reiz des Verbotenen, die nächtliche Raubgrabung und
das Katz- und Mausspiel mit den Denkmalbehörden. "Wer knackt das niedersächsische
Denkmalschutzgesetz?" hieß es im März 2002 auf den Internetseiten des Tesoro Clubs
Nord. Wer die Websides der oben genannten Vereine aufblättert, findet noch viel mehr
Erstaunliches: Hier wächst langsam eine ganz autonome, nicht staatliche
Bodendenkmalpflege heran. Es gibt zum Beispiel ein privates Bodenfundarchiv (www.
Bodenfundarchiv.de), sowie eine ausführliche und vielseitige Beratung hinsichtlich
archäologischer Objekte. Dazu stellt man die Funde einfach per Foto ins Internet und lässt
sich helfen bei der Altersbestimmung. Natürlich gibt es eine große Anzahl Händleradressen
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für Detektoren. Man findet aber auch Presseberichte über Ausgrabungen, Tips zu
möglichen Fundorten, zur Konservierungstechnik oder zum Einsatz von GPS bei der
Fundortbestimmung. Es werden Links angeboten zu den Internetseiten der
Denkmalschutzbehörden der Bundesländer und man kann sich aus erster Hand informieren
über den genauen Text der Denkmalschutzgesetze. Das Informationsangebot ist riesig.
Natürlich sind auch kommerzielle Interessen mit der Sondengängerei verbunden: Im
September 2001 hat der Geschäftsmann Jochen - Inhalt entfernt ... Kommerzielle Werbung - in Dörentrup, Nordrhein-
Westfalen, einen Schatzsucherladen (www. Abenteuer-Schatzsuche.de) eröffnet. Wer hier
einen Detektor kauft oder leiht, kann diesen gleich hinter dem Hause auf einem hübsch
angelegtem Versuchsfeld ausprobieren. Als weitere Dienstleistungen bietet - Inhalt entfernt ... Kommerzielle Werbung - zum
Beispiel die Auftragssuche nach dem verlorenen Ehering oder auch die Luftbildprospektion
mit einer Tecnam P92 (Kleinflugzeug). Während man sich früher einen Detektor nur über
die Kleinanzeige in der bunten Illustrierten bestellen konnte, haben heute auch große
Electronic-Versandhäuser wie die Firma conrad (Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
Registrieren oder Einlogen
www.conrad.de
) verschiedenste Modelle
für jeden Geldbeutel in ihrem Sortiment.
Aus kommerziellen Interesse werden aber nicht nur Detektoren angeboten, sondern leider
auch Objekte aus vermutlichen Raubgrabungen. Süddeutsche Metallfunde liegen auf dem
hannoverschen Flohmarkt. Und im Internet gibt es zum Beispiel das Aktionshaus eBay (ebay.
de), wo an jedem Tag unter der Rubrik "Kunst und Antiquitäten/Varia/Ausgrabungen"
an die tausend Artikel angeboten werden; darunter Faustkeile, Flintbeile, Pfeilspitzen,
bronzezeitliche Armreife und komplette Hortfunde, römische Münzen, Gemmen, Glocken
und Bleilote, sowie mittelalterliche Münzen, Scheibenfibeln und Siegburger Keramik.
Nicht nur die Anzahl und die Qualität der Funde, mit denen man mühelos mehrere Museen
ausstatten könnte, lassen einem die Augen übergehen, sondern auch der geringe Preis, für
den sie versteigert werden. Hier werden einmalige Bodenfunde verschleudert.
Natürlich wird diese Entwicklung in den Denkmalämtern mit großer Sorge und mit viel
Ärger zur Kenntnis genommen, denn die Anzahl der Bodendenkmale ist begrenzt. In den
letzten Jahren und Jahrzehnten hat der moderne Acker- und Straßenbau seinen Tribut
gefordert. Und nun lässt der Blick auf die Zahl der bei eBay angebotenen Ware vermuten,
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dass zum Schlußverkauf geblasen wird. Wie sollen die Denkmalämter darauf reagieren?
Manche Archäologen hoffen sicherlich, dass die Begeisterung für das Sondengehen von
selbst zurückgeht. Denn die Suche mit einem Detektor kann recht mühselig und ernüchternd
sein. Der Kalkrieser "VARUS-KURIER" berichtete dazu (1997, I,6): "Grabungstechniker
Klaus Fehrs hat in der Zeit vom 25.09.1996 bis zum 10.10.1996 - die reine Arbeitszeit
betrug 56 Stunden- unmittelbar nördlich der alten Heerstraße eine 5,5 ha große
Ackerfläche abgesucht und dabei 712 Buntmetallteile geborgen. Unter den 712
Buntmetallteilen war nicht ein einziger römischer Fundgegenstand. Alle Stücke stammen
aus dem Mittelalter und vor allem aus der Neuzeit. "Entsorgt" wurden 527 Bleireste,
Geschoßhülsen, Projektile, Flaschenverschlüsse, Tuben, Dosen sowie Bleche aus Zink,
Zinn, Aluminium und Kupfer. Dagegen wurden davon aufbewahrt und inventarisiert: 105
Knöpfe, Bleiplomben, Pferdegeschirrbeschläge, Schnallen, Fingerhüte, Kupferschmuck,
Beschläge, sowie 80 Münzen aus der Zeit vom 17. Jahrhundert bis in unsere Gegenwart."
(Abb.2)
Wer diese Auszählung liest, kann sich vorstellen, dass so mancher Detektor schon bald
wieder auf dem Dachboden landet. Natürlich hoffen die Fachbehörden auch auf die
abschreckende Wirkung ihrer Denkmalschutzgesetze. In Niedersachsen heisst es zum
Beispiel (§12 Niedersächsisches Denkmalschutzgesetz): "Wer nach Kulturdenkmalen graben
oder Kulturdenkmale aus einem Gewässer bergen will, bedarf der Genehmigung der
Denkmalschutzbehörde." Und §13 sagt: "Wer Erdarbeiten an einer Stelle vornehmen will,
von der er weiß oder vermutet oder den Umständen nach annehmen muß, dass sich dort
Kulturdenkmale befinden, bedarf einer Genehmigung der Denkmalschutzbehörde."
Gutwillige könnten diesem Gesetz entnehmen, dass für jedes Sondengehen eine
Genehmigung der Denkmalschutzbehörde, bzw. eine Ausgrabungsgenehmigung eingeholt
werden muss. Böswillige könnten dagegenhalten, dass der Besitz einer Sonde und der Gang
über einen Acker generell nicht verboten ist, zumal sie ja ohnehin nur auf der Suche nach
Relikten des letzten Weltkrieges seien.
Um den Schlussverkauf der Kulturdenkmale zu verhindern, wäre es am besten, wenn der
Staat die Werbung für Metallsuchgeräte, sowie den Handel damit gänzlich verbieten würde.
Allerdings gibt es im Moment dafür keine Anzeichen. Denn die gesättigte
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Wohlstandsgesellschaft, in der wir leben, lechzt geradezu nach dem Abenteuer Schatzsuche.
Insbesondere Männer, die sonst vielleicht angeln oder jagen würden, finden hier den
besonderen individuellen Kick, wenn sie bei Vollmond durch die Wälder und Bäche bei
Kalkriese schleichen; auf der Suche nach dem Schwert des Varus.
Sollte man in Zukunft nicht auch Leitern verkaufen, mit deren Hilfe man die Gelege der
letzten Schwarzstörche besser ausnehmen kann? Oder Zangen, mit denen die letzten
Kreuzottern in der Lüneburger Heide besser gepackt werden können, um sie hinterher in
Spiritus einzulegen? Sind das Marktlücken?
Ich will mit diesen sarkastischen Fragen darauf aufmerksam machen, dass der Gedanke des
Natur- und Umweltschutzes inzwischen Allgemeingut ist, jedoch nicht der Wert der letzten
unberührten Kulturdenkmale.
Was man nicht verhindern kann, sollte man integrieren, sagt eine alte Lebensregel. Gute
Gründe sprechen tatsächlich für eine Zusammenarbeit mit den Sondengängern und
Schatzsuchervereinen. Erstens betonen die oben genannten Vereine auf ihren Internetseiten
in zunehmendem Maße, dass sie gerne ihr Raubgräber-Image ablegen würden. Sie ermahnen
die Nutzer von Detektoren, die Denkmalschutzgesetze zu achten und nicht mutwillig die
Bodendenkmale zu beschädigen. Der Handel mit Bodenfunden wird kritisch diskutiert. Und
von den Internetseiten sind inzwischen die sportlichen Wettbewerbslisten über Funde, Finder
und Fundorte verschwunden.
Zweitens könnte die Menge der gemeldeten Fundobjekte stark anwachsen und den
bisherigen Forschungsstand deutlich verbessern und vermehren. Selbst auf Ackerflächen, die
inzwischen als archäologische Wüste gelten, oder aus dem Abraum von Planierraupen ließen
sich mithilfe von Detektoren noch zahlreiche Metallfunde bergen, die unser Wissen um die
Vor- und Frühgeschichte vermehren könnten.
Ein niedersächsischer Sondengänger hat zum Beispiel im September 2002 vier römische
Münzen an das Museum in Bad Fallingbostel übergeben. Solche Funde waren bisher im
Landkreis Soltau-Fallingbostel noch nie gemeldet wurden (WALSRODER ZEITUNG vom
26.10.02).
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Drittens ließen sich manche Sondengänger vermutlich als ehrenamtliche Mitarbeiter in die
Bodendenkmalpflege integrieren.
Viertens würden die noch ungestörten Bodendenkmale dadurch besser geschützt.
Und fünftens würden die Denkmalämter durch die Betreuung der ehemaligen Schatzsucher
ein Stück Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit wahrnehmen. Der oben genannte Gründer des
Tesoro Clubs Nord erzählt: "In der Schule interessierte ich mich nie für Geschichte. Jetzt
habe ich mich in den letzten fünf Jahren zu einem wahren Historiker und Münzexperten
entwickelt." (aus: WELT AM SONNTAG vom 17.03.02).
Der Luxemburger Archäologe ANDRÉ SCHOELLEN (o.J.) macht deshalb folgenden
Vorschlag "Die Denkmalämter sollten einen sogenannten Suchschein einführen, den jeder
Detektorgänger, welcher nach alten Gegenständen sucht (inklusive Metallfunde aus beiden
Weltkriegen), beantragen müsste. In Luxemburg besteht ein solches System, welches recht
zufriedenstellend funktioniert. Dieser Schein müsste jedes Jahr erneuert werden und würde
die Zahl der abzusuchenden Fundstellen auf drei, vier oder fünf begrenzen. Es dürften nur
Ackerflächen abgesucht werden. Wälder und Hecken wären tabu. Die Detektorgänger
müssten dazu verpflichtet werden, die gesetzliche Meldepflicht einzuhalten und die
gefundenen Gegenstände umgehend den zuständigen Archäologen zur Begutachtung oder
zur wissenschaftlichen Bearbeitung zur Verfügung zu stellen. Des weiteren müssten
Detektorgänger ihren Suchschein auf Anfrage jederzeit der Polizei oder dem Förster
vorzeigen. ... Die Einführung eines Suchscheines ist jedoch nicht ausreichend, um das
Problem der Detektorbenutzer in den Griff zu bekommen. Die Hobbysucher müssten
elementare Kenntnissse über das besitzen, was sie gelegentlich ihrer Prospektionen auf den
gepflügten Feldern finden werden.... Es wäre deshalb wünschenswert, daß jeder Kandidat
auf einen Suchschein obligatorisch an einem Archäologie-Crashkurs oder an einem Seminar
teilnimmt. Dort würde er unter anderem erfahren, wie man eine Sammlung korrekt anlegt,
wie man die Fundgegenstände säubert, trocknet, mit Fundortangabe versieht, aufbewahrt,
inventarisiert und kartographiert. Diese Ausbildung und die später anfallende permanente
Betreuung der Sondengänger und Sammler würde zusätzliche Arbeit für die ohnehin schon
überlasteten Archäologen bede

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willi

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