St. Gallen - Stationen einer Annäherung: Unter dem Klosterhof des schweizerischen St. Gallen lag seit etwa 1.000 Jahren ein Sarkophag, von dem niemand etwas wusste. In den 1970er Jahren wurden dort Leitungen - sozusagen auf dem Deckel des Sarkophags - verlegt, und 2003 wurde er beim Verlegen einer Wasserleitung wieder touchiert, aber nicht als Grabstätte erkannt. Im April diesen Jahres wurden schließlich an der Stelle Glasfaserkabel verlegt, der Sarkophag entdeckt - und im Nachhinein rekonstruiert, wie nahe man ihm mehrmals gekommen war.
Skelettfund
Im Oktober wurde der Sarkophag ausgegraben und seitdem einer ersten Analyse unterzogen. Er ist 2,6 Tonnen schwer und wurde im späten Früh- oder im Hochmittelalter (9. bis 12. Jahrhundert) aus Rorschacher Sandstein hergestellt, wie Grabungsleiter Erwin Riget am Mittwoch in St. Gallen vor den Medien erklärte. Der Archäologe bezeichnete den 2,5 Meter langen Sarkophag als "handwerkliches Meisterwerk". Deckel und Trog sind aus je einem Stück gefertigt. Der dachartige, 600 Kilogramm schwere Deckel wurde fein geschliffen.
Im Inneren fanden die Archäologen das Skelett eines Mannes vor, für den Kopf war eine kissenartige Aussparung ausgearbeitet. Eine runde Öffnung im Boden ermöglichte das Abfließen von Leichensäften und Wasser, das in den Steinsarg eingedrungen war. Dieser Ablauf ist laut Erwin Riget mit ein Grund, dass außer dem Skelett alles verweste und kein organisches Material übrig blieb.
Identität des Toten noch unklar
Um wen es sich bei dem im Sarkophag bestatteten Mann handelt, ist noch unklar; es dürfte eine hochgestellte Persönlichkeit gewesen sein. Der Leichnam war mit am Körper liegenden Armen und mit Blick nach Osten beigesetzt worden. Der Mann war zum Zeitpunkt seines Todes 68 Jahre alt, wie anthropologische Bestimmungen ergaben. Er war 175 Zentimeter groß, hatte bei seinem Ableben noch gut erhaltene Zähne und ausgeprägte Arthrosen an Kniegelenken und Wirbelsäule. Das Skelett wird gegenwärtig von Viera Trancik vom Archäoanthropologischen Dienst in Aesch untersucht. Der Sarkophag ist im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen ausgestellt.
Aus schriftlichen Quellen wissen die Archäologen, dass im Mittelalter im St. Galler Klosterfriedhof bedeutende Persönlichkeiten in Sarkophagen bestattet worden waren. Gefunden wurde ein solcher in der Ostschweiz zum ersten Mal. Der Fund ist laut Riget von großer Bedeutung für die Klostergeschichte. (APA/sda/red)
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